Moritzkirche Moritzkirche : Ein Schatz unter weißer Folie
Naumburg - Apostel Paulus ist schon gut verpackt. Das Gemälde aus der Naumburger Moritzkirche, Teil des 15 Bilder umfassenden Zyklus des Malers Francesco Albani, wird umhüllt von einer weißen atmungsaktiven Folie. Apostel Thomas steht an der Wand, Jungfrau Maria an eine Kirchenbank gelehnt. Bild für Bild holt Guido Siebert, Vorsitzender des Fördervereins, die Werke von der Wand, auf einer Hebebühne stehend, die von der Rotkäppchen-Sektkellerei zur Verfügung gestellt wurde. Am Ende sind zwei von insgesamt drei Reihen abgenommen und verpackt - dank der Hilfe von Vereinsmitgliedern, eines Rotkäppchen-Mitarbeiters und der Restauratorin Claudia Zier aus Prießnitz.
Es ist die erste Etappe der Restaurierung des Zyklus, der zu den großen, indes noch wenig beachteten Kunstschätzen Mitteldeutschlands zählt. Wie wertvoll die Gemäldereihe ist, haben Mathias Köhler und Karoline Danz vom Landesamt für Denkmalpflege in zwei Gutachten beschrieben. Köhler erklärt die Kunstwerke zu „den besten Zeugnissen barocker Malerei in Sachsen-Anhalt“, Danz verweist auf die Bedeutung Albanis als Maler. „Seine Werke hängen im Louvre in Paris, in der Ermitage in St. Petersburg und eben auch in Naumburg“, bemerkt Siebert.
Die 15 Werke zeigen die zwölf Apostel sowie Jesus Christus, Maria und Johannes. Die Reihe zählte einst zur Sammlung des italienischen Kardinals Giustiniani, ehe sie durch den preußischen König Friedrich Wilhelm III. für die Berliner Gemäldegalerie erworben wurde. Seit dieser Übernahme erfolgte keine Restaurierung. 1913 kamen die Bilder als Tausch in die Moritzkirche. Zuvor waren mittelalterliche Holzskulpturen für die Einrichtung des Deutschen Museums (heute Bode-Museum) nach Berlin gebracht worden.
Weitere Informationen unter: www.moritzkirche-naumburg.de
Die Restaurierung eines Gemäldes, das Bild der Maria, ist bereits durch eine Förderung der Sparkassen-Stiftung in Höhe von 3.000 Euro gedeckt (wir berichteten). Anträge an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, an Lotto-Toto, die Kirchliche Stiftung Kunst und Kulturgut in der Kirchenprovinz Sachsen sowie an den Kirchenkreis Naumburg-Zeitz seien gestellt worden, erzählt der Vereinsvorsitzende. Der Eigenanteil in Höhe von rund 4.000 Euro soll durch Vereinsmittel gestemmt werden. Man hofft auf Spender und Paten. „Es gibt allerdings noch zwei Unwägbarkeiten“, sagt Vorstandsmitglied Sigurd Susch. Während der Restaurierung in der halleschen Werkstatt von Andrea Himpel können Überraschungen den Preis steigen lassen. Außerdem sei die Höhe der Fördermittel noch unklar, obwohl es positive Signale gibt, so Siebert.
Im Sommer des kommenden Jahres soll es eine Sonderschau zum Albani-Zyklus geben, mit der das Werk des Italieners, die Bedeutung der Restaurierung und das Engagement der Spender in den Mittelpunkt gerückt werden sollen. Die Stadt habe ihre Zustimmung zur Schau bereits gegeben, so Siebert.