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  7. Pomologe : Knapp 400 Apfelsorten hat der Pomologe aus Kayna, Walter Janovsky, gesammelt. Sein Wissen gibt er gerne an Kleingärtner weiter.

Pomologe  Knapp 400 Apfelsorten hat der Pomologe aus Kayna, Walter Janovsky, gesammelt. Sein Wissen gibt er gerne an Kleingärtner weiter.

Von Yvette Meinhardt 29.01.2017, 16:45
Der Pomologe Walter Janovsky zeigt in einem Sortengarten in Kayna, wie man Reiser gewinnt.
Der Pomologe Walter Janovsky zeigt in einem Sortengarten in Kayna, wie man Reiser gewinnt. Hartmut Krimmer

Kayna - Wer glaubt, Kleingärtner sind jetzt im Winterschlaf, der irrt. Für den Pomologen Walter Janovsky gibt es kein Rasten. Er stapft im frischen Schnee in die Gartenanlage in Kayna und schneidet Reiser. Das heißt, er schneidet von Apfelbäumen kleine Zweige zur Pflanzenveredlung ab, setzt sie erst einmal in einen Eimer mit feuchtem Sand, um sie im Frühjahr auf der Reiserbörse zu tauschen. „Manche sammeln und tauschen Briefmarken, bei mir sind es Apfelsorten“, sagt der Biologie-Lehrer im Unruhestand.

Knapp 400 Apfelsarten züchtet Walter Kanovsky - Sorte Edelrambour trägt besonders lange Früchte

Mittlerweile hat er in Kayna auf 466 Obstbäumen eine Sammlung von 395 verschiedene Apfelsorten, 55 Birnen und zehn Quitten. Rechnet man noch Steinobst wie Kirschen, Pflaumen und Aprikosen mit, kommt der Herr der Bäume auf mehr als 500 Sorten.

Da ist zum Beispiel der Königinapfel. „Er sieht zwar königlich aus, doch geschmacklich verdient er diesen Namen nicht“, erklärt der Fachmann. Sein Liebling ist der Königliche Kurzstiel - ein Apfel von flacher Form und eben kurzem Stiel, mit angenehmer Säure und trotzdem süß. Auf der Streuobstwiese am alten Zeitzer Krankenhaus hat er den Edelrambour von Winnitza gefunden. Das ist eine seltene Wintersorte, die bereits 1899 in der Ukraine bestimmt wurde. In Zeitz fällt dieser Baum auf, weil er oft bis in den Winter noch Früchte trägt. Das Fruchtfleisch ist fast reinweiß, mild süß und mäßig saftig. Auch von diesem Baum hat Janovsky Reiser aufgepfropft.

Schon seit seiner Kindheit hat sich Janovsky diesem Hobby verschrieben. Seit 1968 ist er Mitglied in der Kaynaer Kleingartensparte. Und zu DDR-Zeiten hat er es mit einem Apfelbaum in die Fernsehsendung „Außenseiter, Spitzenreiter“ geschafft. „Durch das Pfropfen von Reisern trug mein Baum damals schon 30 Sorten, heute sind es schon doppelt so viele“, sagt der Senior.

So kämpft Pomologe Walter Janovsky gegen steigenden Parzellen-Leerstand -  sein Wissen über Apfelbäume gibt er an andere Kleingärtner weiter

Mittlerweile bewirtschaftet er nicht nur seine eigene Parzelle. Vor allem auf leerstehenden Flächen hat er so genannte Sortengärten angelegt. Inzwischen gibt es 21 davon. Bei einer Gesamtfläche von mehr als sieben Hektar der Gartenanlage macht das schon zirka einen Hektar aus. So stehen am Rande von Kayna von 124 Parzellen nur noch elf leer. „Ohne diese Sortengärten wären es dreimal so viele. Ich glaube, wir haben eine gute Lösung gefunden, um den Leerstand zu bekämpfen“, sagt Janovsky.

Gern gibt er sein Wissen an interessierte Fachberater weiter. So hält er jedes Jahr am dritten Sonnabend im April einen öffentlichen Vortrag zur Veredlung und zeigt dabei, wie man die jungen Reiser richtig aufpfropft.

Bis zu 80 Reiser im Keller

Bis dahin bewahrt er seine selbst geschnittenen „Schätze“ im eigenen Keller auf. Bis zu 80 Reiser sind da keine Seltenheit. „Für die Hauptarbeit beim Verschneiden der Obstbäume warte ich meist bis Ende Februar. Dann sollten es etwa um die null Grad Celsius sein“, sagt der 73-Jährige. Beim Verschneiden selbst kürzt er die Äste kräftig ein. Dabei soll mindestens ein Auge, das nach außen zeigt, stehen bleiben und der Baum sollte am Ende die Form von einem stumpfen Kegel haben.

Am 15. April bietet Walter Janovsky von 9.30 bis 11.30 Uhr in der Kleingartenanlage in Kayna ein Seminar zum Bäumeverschneiden an.

(mz)