Kirche Schönburg Kirche Schönburg: Die Orgel - so schön, so kostbar
Schönburg - Als Gerhard Schieferstein an der Orgel in Schönburgs Kirche Platz nimmt und anfängt zu musizieren, fällt es kaum auf, dass das Instrument in Wirklichkeit etwas dünn auf der Brust ist und nicht einmal die Hälfte seiner Pfeifen besitzt. Gut auszumalen, wie die 1842 vom Zeitzer Michael Gottlob Böhme erbaute Orgel erst klingt, wenn der Prospekt wieder komplett bestückt ist. Wann das soweit sein wird, ist noch unklar, doch Regionalkantor und Orgelsachverständiger Schieferstein hofft, dass es nicht mehr allzu lange dauert.
Herkulesaufgabe für Orgelbauer
Die Schönburger Orgel erfährt derzeit nichts Geringeres als einen Umbau in den Originalzustand. Eine Herkulesaufgabe für jeden Orgelbauer, denn das Instrument war über viele Jahre weit weg vom Original. Bereits im Ersten Weltkrieg waren die Zinn- gegen Zinkpfeifen ausgetauscht worden, in den 1960er-Jahren folgten weitere erhebliche nachteilige Veränderungen. „Das Pfeifenwerk wurde geradezu wild durcheinander gestellt, in den Längen gekürzt und an den Labien drastisch aufgeschnitten, zum Teil auch gänzlich umgebaut“, beschreibt Schieferstein in einer Bestandsaufnahme und spricht von nachträglichen Überraschungen, die das normale Vorstellungsmaß für eine Sanierung überstiegen hätten.
Im Juni dieses Jahres konnte dennoch der erste Bauabschnitt der Orgelsanierung beendet werden. Bis dahin hatte die Werderaner Firma Schuke das Instrument auseinandergekommen, gereinigt, restauriert und wieder zusammengebaut, Zinkpfeifen wieder durch solche aus Zinn ersetzt. 65.000 Euro von vielerlei Geldgebern wurden investiert.
Vorhaben wird auf 160.000 Euro veranschlagt
Nun also fehlt noch die Komplettierung des Instruments - Geld dafür aber auch. Und die Summe, die veranschlagt ist, fällt mit weiteren 160.000 Euro üppig aus. Alle Beteiligten - so die Kirchengemeinde, Orgelsachverständiger und Gemeindekirchenrat - hoffen nun auf Bundesmittel aus dem sogenannten Orgelbauprogramm. Nicht weniger als 95.000 Euro könnten fließen, schätzt Gemeindekirchenrat Udo Henschler ein und hat deshalb den Bundestagsabgeordneten Dieter Stier (CDU) eingeschaltet, der dem Vorhaben in Berlin Rückenwind geben soll, Am Montag schaute sich der Politiker in der Schönburger Kirche um und sprach von einem großartigen Projekt, das durchaus von Bundesprogramm profitieren könnte. Allerdings dämpfte er die Hoffnungen: „Der Fördertopf wächst zwar von Jahr zu Jahr, dennoch ist das Programm extrem überzeichnet. Das heißt, es gibt ein Vielfaches an Anträgen. Es wird schwer, schnell gehen wird es schon gar nicht. Möglicherweise muss hier sogar das Land Sachsen-Anhalt mit ins Boot geholt werden“, so Stier.
Rein inhaltlich stehe er voll und ganz hinter dem Antrag der Schönburger und werde alle Hebel in Bewegung setzen, um diesem Gehör zu verschaffen. Pfarrer Michael Bartsch ist optimistisch gestimmt. „Wir haben hier eine einzigartige Orgel, eine, die Bestandsnotwendigkeit hat, weil es sie so nicht noch einmal gibt und ihr Erbauer überdies aus der Region stammt. Ich habe keine Zweifel, dass wir dafür auch Bundesmittel zur Verfügung gestellt bekommen“, so Bartsch. Die verbleibende Differenz müsse durch Kirchen- und Lotto-Toto-Mittel sowie Spenden ausgeglichen werden. Der Gemeindekirchenrat sieht allerdings die Zeitschiene in Gefahr: „Die Hoffnung war, kommendes Jahr mit dem zweiten Bauabschnitt zu beginnen. Danach sieht es nun nicht aus. 2021 sollte es dann aber gelingen.“
Damit Geld zusammenkommt, werden ab sofort die ausgesonderten Zinkpfeifen verkauft. 30 Stück von 30 Zentimetern bis drei Metern Höhe sind zu haben.