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Insolvenz Insolvenz: "Kollegen sind hin- und hergerissen"

Von Harald Boltze 11.11.2020, 09:49
Hoffnung, aber auch Skepsis bestimmen die Szenerie bei Gehring.
Hoffnung, aber auch Skepsis bestimmen die Szenerie bei Gehring. Torsten Biel

Naumburg - Es war das Ende einer großen Ungewissheit: Am vergangenen Donnerstag wurden die Beschäftigten der Unternehmensgruppe Gehring darüber informiert, dass mit der süddeutschen Nagel Gruppe ein Investor für die deutschen Standorte gefunden wurde, zu denen neben dem Hauptsitz in Ostfildern auch das Werk in Naumburg gehört (wir berichteten).

Doch dass es nicht nur Jubel war, der durch die Werkhallen an der Gehringstraße drang, macht nun eine Pressemitteilung der Gewerkschaft IG Metall deutlich. „Einerseits ist damit bei den noch etwa 165 Beschäftigten eine gewisse Erleichterung da. Jedoch bleibt die Anspannung sehr hoch“, heißt es da. In den nächsten Tagen werde der Betriebsrat mit der Insolvenzverwaltung über das Konzept der Firma Nagel beraten. Dabei gehe es insbesondere darum, wie die zukünftige Struktur und das Personalkonzept aussehen wird. „Zu befürchten ist, dass durch die von der Firma Nagel angestrebten Synergieeffekte Arbeitsplätze wegfallen“, mahnt die IG Metall, die hofft, dass die Einschnitte am Traditionsstandort nicht zu umfangreich ausfallen und sozial abgefedert werden.

Ähnlich sieht das laut Pressemitteilung auch Gehrings Naumburger Betriebsratsvorsitzender Frank Nestler: „Unsere Kolleginnen und Kollegen sind hin- und hergerissen, schwanken zwischen Erleichterung und Skepsis. Wenn ein Unternehmen, welches eigentlich bisher unser Konkurrent war, uns kauft, dann kommen die unterschiedlichsten Gedanken auf.“ Der Betriebsrat und die IG Metall werden, so heißt es kämpferisch, in den anstehenden Verhandlungen das Erwerberkonzept prüfen und um jeden einzelnen Arbeits- und Ausbildungsplatz ringen. „Die Kompetenz der Beschäftigten ist ein wesentlicher Standortvorteil für Gehring Naumburg.“ Aus dem Unternehmen heißt es derweil, dass es während der Insolvenz in den vergangenen Monaten keinen Stellenabbau gegeben hat. Verrentungen und freiwilliges Ausscheiden aus dem Unternehmen habe jedoch zu einem leichten Rückgang der Beschäftigtenzahl geführt, war von Joachim Jäckl, Marketing-Leiter der Unternehmensgruppe, zu erfahren.