IHK sieht Industrie im Aufwind IHK sieht Industrie im Aufwind: Aber Fachkräftemangel wird zum Problem

Weißenfels - Zwei Drittel jener Unternehmen im Bezirk Halle-Dessau der Industrie- und Handelskammer (IHK), die Personal suchen, gehen davon aus, dass sie die offenen Stellen innerhalb der nächsten zwei Monate nicht werden besetzen können. Das geht aus der jüngsten Konjunkturumfrage hervor. Die IHK hatte rund 600 Unternehmen der verschiedensten Branchen und Regionen in ihre repräsentative Umfrage einbezogen.
„Das ist ein Rekordwert gegenüber vergangenen Jahren und macht den Fachkräftemangel besonders deutlich“, sagte Danny Bieräugel, Konjunkturexperte bei der IHK, zum Ergebnis der Umfrage. Hans-Jürgen Stößer, Geschäftsstellenleiter der IHK in Weißenfels, bestätigte: „Das Fachkräfteproblem in der Region wurde zu lange unterschätzt und spitzt sich nun bedenklich zu.“ Gründe dafür seien die Bevölkerungsentwicklung ebenso wie die gute konjunkturelle Situation.
Kaum Entspannung bei der Suche nach geeigneten Fachkräften
Nach Ansicht Stößers werden isolierte Einzellösungen kaum zu einer Entspannung bei der Suche nach geeigneten Fachkräften führen. Erfolg versprechender sei vielmehr ein Mix aus Qualifizierung, Zuwanderung und Investitionen in die weitere Automatisierung, sagte Stößer.
Befragt man Unternehmen danach, was gegen den Mangel an Fachkräften vor allem zu tun sei, so gibt es laut Bieräugel eine „Top-Antwort“: Die Qualifikation der Schulabgänger muss verbessert werden. Nach Ansicht Hans-Jürgen Stößers sollten Schulen und Unternehmen künftig noch viel enger zusammenarbeiten. Ein positives Beispiel dafür sei das Projekt „Schule und Wirtschaft“, das die IHK seit nunmehr zehn Jahren gemeinsam mit der Weißenfelser Beuditzschule durchführt.
IHK: Wir haben ein stabiles Geschäftsklima
Laut Konjunkturbericht der IHK geht es der Wirtschaft im Burgenlandkreis alles in allem gut. „Wir haben ein stabiles Geschäftsklima“, schätzte der IHK-Konjunkturexperte ein. Branchenübergreifend sei die große Mehrheit der Unternehmen zufrieden mit ihrer aktuellen geschäftlichen Situation. Anders als in vergangenen Jahren sei es 2017 auch in der heimischen Industrie aufwärts gegangen.
„Die Industrie ist wieder der Konjunkturmotor“, sagte Bieräugel. Laut Konjunkturbericht machten die Unternehmen im Bergbau und im verarbeitenden Gewerbe im Burgenlandkreis in den ersten acht Monaten dieses Jahres einen Gesamtumsatz von mehr als 3,2 Milliarden Euro. Das entspricht einer Steigerung von 13 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres und dem zweiten Platz nach dem Saalekreis im gesamten IHK-Kammerbezirk.
Günstigen Rahmenbedingungen im Baugewerbe
Auf anhaltend hohem Niveau bleibt das Geschäftsklima laut IHK im Baugewerbe. Grund seien die nach wie vor günstigen Rahmenbedingungen mit niedrigen Zinsen und steigenden Immobilienpreisen. Allerdings werde gerade das Baugewerbe besonders hart vom Mangel an Fachkräften getroffen.
Ungeachtet der insgesamt guten Lage hatte der Leiter der Weißenfelser Geschäftsstelle bei der Vorstellung des Konjunkturberichts allerdings auch mahnende Worte parat. „Wir dürfen unsere Chancen in der Zukunft nicht verspielen“, sagte er und warb weiter für eine hohe Akzeptanz der Industrie in der Region.
Entwicklungen wie etwa die gescheiterten Bemühungen um die Errichtung einer Biogasanlage im Gewerbe- und Industriegebiet Zorbau oder einen Autohof in Unterkaka seien da eher bedenklich, meinte Stößer, der auf eine jahrzehntelange Erfahrung bei der IHK zurückblicken kann. Zum Jahresende geht Stößer nun in den Ruhestand. Beim Weißenfelser Wirtschaftsstammtisch am vergangenen Mittwoch wurde er von den Unternehmern der Region offiziell verabschiedet. (mz)