Heimatmuseum Heimatmuseum : Chemie-Keule gegen Staatsfeind

Sieglitz - In den 50er Jahren war er der Staatsfeind Nummer eins. Zumindest, was sein schädliches Wirken in der Landwirtschaft betrifft. Hatte sich doch der Kartoffelkäfer nach dem Zweiten Weltkrieg so sprunghaft vermehrt, dass in der DDR 1950 fast die Hälfte der landwirtschaftlichen Anbaufläche von seinem Befall betroffen war.
Wie man den angeblich von bösen Amis per Flugzeug abgeworfenen „biologischen Waffen“ den Garaus machte, zeigen die neuesten Errungenschaften in Heinos Raritäten-Kabinett (so nennt der Sieglitzer Tischlermeister i. R. Heino Kirbst sein Heimatmuseum). Da wurden nicht nur Schüler auf die Felder geschickt, um die Krabbeltiere im Sträflingsanzug-Look einzusammeln. Ebenso ging man gegen die Käfer mit der chemischen Keule vor. Die neun Geräte umfassende Ergänzung der landwirtschaftlichen Sammlung zeigt verschiedene motor- und handbetriebene Spritzen, mit denen man mit flüssigen Insektiziden die Tiere bekämpfte. Ebenso sind Apparate zu sehen, mit denen Insektenpulver in die Luft geschleudert wurde.
Ein weitaus älterer Oldtimer der Landwirtschaft als genannte Geräte ist ein unlängst angeschaffter großer Rechen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der fürs Sammeln von Stroh Verwendung gefunden hat und von Pferden gezogen wurde. Neueren Datums ist eine Klee-Sämaschine. Die besteht aus einem etwa drei Meter breiten Kasten, aus dessen unteren Öffnungen der Samen auf den Acker rieselte.
Summa summarum ist dieser Bereich der Sammlung auf mehrere Hundert Großgeräte angewachsen. Gezeigt werden die Exponate in Räumen auf Heinos Grundstück - hier findet man auch eine rund 5000 Einzelexemplare umfassende Spielzeugsammlung, die ebenfalls erweitert wurde - und auf dem weitläufigen Hof.
Denn in den Ausstellungsräumen im ehemaligen Schulhaus ist der Platz mittlerweile mit gut 25000 Ausstellungsstücken mehr als ausgebucht. Deshalb hat der Sammler Baracken auf seinem Grundstück zu Ausstellungsräumen umfunktioniert.
In der früheren Sekundarschule muss er sich neuerdings sogar noch räumlich beschränken. Wurde doch ein bisher für museale Zwecke genutzter Verbinder zum Hortbereich der Grundschule umgestaltet (wir berichteten). Deshalb war in Heinos Teil des Plattenbaus ein Umzug angesagt. Die Schulklasse wurde aus dem Verbinder ins Erdgeschoss des Hauptgebäudes „versetzt“, die Exponate zur Weinherstellung, die es dort bisher zu sehen gab, landeten im Keller.

