Galerie im Naumburger Schlösschen Galerie im Naumburger Schlösschen : Neue Schau: Klingers Griffelkunst

Naumburg - Für eindrucksvolle Kunst braucht man in diesen Breiten in den kommenden Wochen nicht weit zu reisen. Im Gedenkjahr zum 100. Todestag von Max Klinger heißt es in Anlehnung an das viel erwähnte Homeoffice eben Home-Artshow, wenn man die Region als großes Zuhause begreift. Gleich vier Ausstellungen bilden einen interessanten Reigen. Neben zwei in Leipzig und Werken in Großjena wird ab Sonnabend eine Zusammenstellung unter dem Titel „Max Klinger - Griffelkunst - Radierte Träume“ in der Galerie im Schlösschen am Naumburger Markt unter Federführung des Stadtmuseums gezeigt.
„Während Leipzig den Fokus auf die Malerei und die Plastiken setzt, konzentriert sich diese Schau auf die Radierungen Klingers, jenen Bereich, in dem seine Werke bis heute Grafiker beeinflussen“, erläutert Museumsleiter Siegfried Wagner. Insgesamt werden rund 100 grafische Werke aus dem Fundus des Museums präsentiert, die aus dem Nachlass Klingers stammen oder in den vergangenen Jahren dank Spenden für die museumseigene Sammlung erworben werden konnten. Erstmals wird so in Naumburg der Zyklus „Ein Leben“ gezeigt, der im vergangenen Jahr über eine Dresdener Galerie angekauft werden konnte.
Ebenfalls in der Ausstellung präsentiert werden unter anderem die Zyklen „Rettung Ovidischer Opfer“ (1879), „Ein Handschuh“ (1881), „Dramen“ und „Vier Landschaften“ (beide 1883), „Vom Tode erster und zweiter Teil“ (1898) sowie „Eine Liebe“ (1887); letzterer mit einer Widmung an den Schweizer Maler, Grafiker und Bildhauer Arnold Böcklin, der zahlreiche Künstler der damaligen Zeit beeinflusste. Die ausgestellten Werke zeigen eine reiche Vielfalt an Motiven - von biblischen und antiken Figuren über Landschaften bis hin zu sozialrealistischen Szenen wie in den Blättern „Märztage“. Insgesamt 14 Radier-Zyklen mit rund 300 Grafiken sowie mehr als 150 Einzelblätter und Exlibris schuf Klinger. Bereits 1879, im Alter von 22 Jahren, hatte der gebürtige Leipziger begonnen, Radierungen nach eigenen Zeichnungen zu gestalten und in Zyklen zu bündeln. „Die seltenen Werke sind nicht mehr zu haben, da diese schon zu Lebzeiten zu Museen oder Sammlern gekommen sind“, so Wagner. Ob nun aus Interesse infolge des Gedenkjahres oder coronabedingter Rückbesinnung auf die Schönheit hiesiger Landschaften - das Klinger-Haus in Großjena erfährt derzeit viel Zuspruch. „Es sind viele Gäste in der Stadt, das spüren wir deutlich“, so der Museumschef mit Blick speziell auf die erfreulichen Besucherzahlen in Großjena.
Anhänger des Künstlers, der zu Lebzeiten mit Preisen und Ehrungen gewürdigt wurde, können sich auf eine weitere Schau freuen. Ab 11. September werden im Oberlandesgericht Naumburg die 46 Blätter des museumseigenen Zyklus „Zelt“ gezeigt.