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Friseurhandwerk  Friseurhandwerk : Oftmals mehr als erlaubt ist

Von Claudia Petasch 28.12.2016, 09:17
Ein Barbier rasiert Bärte und gibt ihnen Kontur. Doch einige bieten mehr an und schneiden auch Haare, was sie gar nicht dürfen.
Ein Barbier rasiert Bärte und gibt ihnen Kontur. Doch einige bieten mehr an und schneiden auch Haare, was sie gar nicht dürfen. René Weimer

Naumburg - Bei Friseuren im Burgenlandkreis wächst der Frust. Der Frust darüber, dass es immer mehr Barbiergeschäfte und Fönbars gibt, die - inoffiziell - mehr Leistungen anbieten, als sie gesetzlich dürfen. Das hat der CDU-Landtagsabgeordnete Daniel Sturm aus Naumburg nun zum Anlass genommen, um das Thema im Landtag von Sachsen-Anhalt in einer kleinen Anfrage aufzugreifen. „Mich haben Kollegen aus dem gesamten Land darauf angesprochen“, sagt Sturm, der selbst Friseur ist, einen gut gehenden Salon betreibt und in der Innung aktiv ist.

Ihm und seinen Kollegen ist es da weniger ein Dorn im Auge, dass es Barbiere und Fönbars gibt, und davon immer mehr eröffnen. Immerhin sind es gut 30 neue Läden in den letzten drei Jahren geworden. Tendenz steigend. Schließlich belebt Konkurrenz das Geschäft, sagt Sturm. Vielmehr stößt es ihm und seinen Kollegen bitter auf, dass es darunter einige - und zunehmend mehr - schwarze Schafe gibt, die auch Haare schneiden. Und damit übergehen sie das, was gesetzlich erlaubt ist. Denn Barbiere dürfen nur Bärte rasieren und ihnen Kontur geben. „Wir machen eine Ausbildung, um Frisieren zu dürfen, brauchen eine Zulassung der Handwerkskammer, um einen Salon betreiben zu können und müssen unseren Meister machen. Wir haben auch viele andere Auflagen, an die wir uns halten müssen. Und andere umgehen das einfach still und heimlich“, ärgert sich Sturm.

Einige solcher Fälle sind nun schon aufgedeckt worden. Vor allem im Burgenlandkreis und in Halle haben Gewerbeämter festgestellt, dass Barbiere und Fönbars ihr Angebot einfach erweitert haben. In einigen Fällen wurde auch Werbung für „Haarschnitt“ entdeckt. Und das ist unzulässig für einen Barbier. Das kann auch Sturm bestätigen, der einiges von Kollegen und Bekannten erfahren hat. Er weiß, dass einige Barbiere - auch in Naumburg - inoffiziell Haare schneiden und dafür Dumpingpreise verlangen. Während Friseursalons verpflichtet sind, den Mindestlohn zu zahlen und das auch kontrolliert wird.

„Es sind auch Versicherungsfragen. Was ist, wenn etwas passiert? Wie gehen die Barbiere mit Gefahrgutvorschriften um? Oder wer haftet im Ernstfall“, nennt Sturm weitere Bereiche, die ihm nicht ausreichend genug von Gesetzeswegen her festgelegt sind. Dem steht gegenüber, dass Friseursalons beispielsweise immer stärkere Auflagen und Bestimmungen der Berufsgenossenschaft erhalten. „Das führt zu Frust unter den Kollegen“, sagt Sturm. Er fordert deswegen, dass es einerseits stärkere Kontrollen durch die Gewerbeämter gibt. Andererseits müsse sich auch auf Gesetzesebene etwas tun. Und da, so schätzt er ein, ist jetzt etwas ins Rollen gekommen. Allein schon durch seine Anfrage im Landtag ist das Thema aktenkundig. Und viele, die sich bisher keine Gedanken dazu gemacht haben, sind nun sensibilisiert. Auch in Thüringen ist sein Engagement für das Thema bemerkt worden. Dort bittet man Sturm um Hilfe.

Gemeinsam mit der Handwerkskammer in Sachsen-Anhalt, vielleicht auch mit der Thüringer, will Sturm nun versuchen, dass man den zum Teil illegalen Machenschaften Einhalt gebieten kann. Sturm könnte sich vorstellen, dass auch Barbieren die Auflage erteilt wird, dass sie nur dann ein Geschäft eröffnen dürfen, wenn sie einen Meisterbrief vorweisen. „Dann hätten alle die gleichen Rahmenbedingungen“, sagt der Friseurmeister. Und darum geht es ihm und seinen Kollegen schließlich. Dann hätten es auch schwarze Schafe nicht mehr so einfach.