Freyburger ist geprüfter Baumpfleger Freyburger ist geprüfter Baumpfleger : Als Experte kletternd hoch hinaus

Freyburg - Als Lehrling ließ sich der Freyburger Max Enders zum Gemüse- und Zierpflanzengärtner ausbilden. Wenn dies noch bodennahe Arbeit bedeutete, ging es seitdem für den heute 34-Jährigen sozusagen immer höher hinaus - buchstäblich, weil er sich dem Thema Bäume zuwandte, und im übertragenen Sinn, weil seine Expertise dazu immer weiter wuchs: 2019 erwarb er als einer von bundesweit 48 Absolventen die Qualifikation als staatlich geprüfter Fachwirt für Baumpflege und -sanierung - vergleichbar dem Meistertitel im Handwerk.
„Ich hatte während meiner beruflichen ,Wanderjahre‘ noch die Ausbildung zum Baumschulgärtner nachgeholt“, erzählt der junge Mann, der seit seinem neunten Lebensjahr auch Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr ist. „Den richtigen Kick bekam das Ganze, als mich 2008 bei einer Ausbildung zum Höhenretter ein Mitstreiter fragte: Du kannst klettern, du bist Gärtner - warum machst du nicht auch kletternde Baumpflege?“, berichtet er von der für sein Berufsleben entscheidenden Weichenstellung.
Neuer Bereich sorgt für volle Auftragsbücher
Nach zwei Jahren intensiver Schulung bei seinem Lehrmeister Dennis Knoop kehrte Enders 2012 nach Freyburg zurück, etablierte das Thema Baumpflege in dem von seinen Eltern geführten Gartencenter und hatte vom Start weg volle Auftragsbücher. Parallel erwarb er Zusatzqualifikationen in Seilklettertechnik, als ausgebildeter Baumkletterer, als „European Treeworker“ sowie als zertifizierter Baumkontrolleur.
Wer mit Enders ins Gespräch über dessen berufliches Tun kommt, spürt unmittelbar, welche Faszination die Profession auf ihn ausübt und wie komplex die Zusammenhänge sind, denen er sich widmet. Er ist dabei kein Eiferer, sondern eher ein freundlich-beharrlicher Erklärer, der die Leute für mehr Sensibilität beim Thema Baum gewinnen will. „Entgegen einem weit verbreiteten Irrglauben: Der Baumschnitt sollte bei den meisten Arten generell im Sommer erfolgen, wenn die Bäume Laub tragen und durch die Assimilation eine bessere Schließung und Abschottung der Schnittstellen gegen Krankheitserreger oder Pilzsporen gewährleistet ist“, erläutert er. Wer etwa Birke, Walnuss oder Kirsche im Winter schneide, könne sie „auch gleich fällen“, sagt Enders drastisch.
Auch sollten Bäume auf keinen Fall gekappt, sondern immer nur der natürlichen Verzweigung folgend vom dicken zum dünnen zum feinen Ast geschnitten werden. „Eine gute Baumpflege erkennt man daran, dass man beim Blick nach oben gar keine zu dramatischen Veränderungen sieht - zwar kein totes Holz mehr, aber auch nicht zu viele Schnittstellen -, und sich unten am Boden dennoch bis zu ein Viertel des Gesamtvolumens angesammelt hat“, schildert er.
Kontrolliert 2.000 bis 3.000 Bäume im Jahr
Doch die kletternde Baumpflege ist lediglich ein Aspekt seiner Tätigkeit. „Als Baumkontrolleur überprüfe ich jedes Jahr 2.000 bis 3.000 Bäume auf Zustand, Standfestigkeit und etwaige Gefährdungen.“ Dann kommt auch jede Menge High-Tech wie Endoskop, Ultraschallgerät, Drohne mit Wärmebildkamera sowie Dehnungs- und Streckungssensoren zum Einsatz. Last but not least ist Enders Gutachter in der artenschutzrechtlichen Überprüfung. „Wenn ein Baum einem Bauvorhaben weichen soll, muss sicher sein, dass dort nicht gerade Brutvögel, Fledermäuse oder auch seltene Käfer ihr Habitat haben und dass ein entsprechender Ausgleich geschaffen wird.“
