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Chemie Zeitz Chemie Zeitz: Handball im Abseits

Von JOACHIM BEYER 12.10.2011, 18:01

ZEITZ/MZ. - "Neue, junge Mitglieder sind das Herzstück eines jeden Vereins", sagt Frieder Lehmann, 2. Vorsitzender der SG Chemie Zeitz. Sport ist seiner Meinung nach wichtig, weil er die Gesundheit fördert, junge Menschen von der Straße wegholt und von Computer oder Fernseher. Auch Erwachsene sollten möglichst Sport treiben, fordert Lehmann. Die Gewinnung von Aktiven für Vereine ist vor allem in den neuen Bundesländern wichtig. Nur etwa 30 Prozent der Menschen in Ostdeutschland treiben regelmäßig Sport in Gemeinschaften. Das sei viel zu wenig, so Lehmann. Dabei spricht er aus Erfahrungen. Er kennt die Probleme im sportlichen Bereich, war nach der Wende 20 Jahre Geschäftsführer des Kreissportbundes im Burgenlandkreis und ist seit 45 Jahren haupt- und ehrenamtlich im Sport tätig.

Eine vielfältiges Angebot bieten dazu Sektionen der SG Chemie Zeitz. "In unseren Abteilungen versuchen die Verantwortlichen ständig neue Mitglieder zu gewinnen", sagt der 1. Vorsitzende des Zeitzer Großvereins Dietmar Voigt. Man sei mit Sportlehrern an Schulen im Kontakt, Vereinbarungen zwischen Schulen und Verein gebe es aber nicht. Es wäre vieles eine Frage der Besetzung mit Trainern und Übungsleitern. "Sie müssen trotz ihrer beruflichen Tätigkeit Zeit finden, sich um die Belange in ihren Abteilungen kümmern zu können", glaubt der Vereinschef. Beruf und Sport unter einen Hut zu bringen sei in der heutigen Zeit nicht einfach.

Einmal im Jahr präsentiert sich ein Großteil der Chemie-Abteilungen in der Berufsschule. Mit dieser Aktion gibt man den Kindern der Stadt und der Umgebung die Möglichkeit, sich mit dem Vereinsleben der Chemiker vertraut zu machen. Doch die Resonanz aus der Bevölkerung blieb bescheiden. Warum, darüber lässt sich spekulieren. "Vielleicht liegen einige Erwachsene lieber zu Hause auf der Couch, statt ihren Kinder die Möglichkeit des Sporttreibens schmackhaft zu machen", sagte Lehmann. Auf dem Parkett zeigten zum Beispiel Radballer, Handballer oder Faustballer Ausschnitte aus ihren Trainingsprogrammen.

Schwimmtrainer Friedrich Motz legte eine Chronik mit vielen Sportberichten aus Gegenwart und Vergangenheit aus und bestätigte: "Interessenten waren da, sie sind aber alle schon in unserem Verein in anderen Sektionen angemeldet, so dass wir keinen Zuwachs von dieser Aktion erwarten können." Diese Abteilung hofft darauf, dass aus dem Schwimm-Anfängerkurs im November, der dann montags und mittwochs in der Schwimmhalle in der Freiligrathstraße stattfinden wird, neue Mitglieder geworben werden können.

"Schwimmer, Radballer, Leichtathleten haben derzeit die wenigsten Probleme um den Trainings- und Spielbetrieb abzudecken. Trotzdem sind auch diese Abteilungen für jeden Neuzugang dankbar", so Voigt. Große Probleme gäbe es zum Beispiel bei den Handballern und Bogenschützen. Die Nachwuchsabteilung Handball steht praktisch nur noch auf dem Papier. Männer-Spieler Holger Kirsten zur Situation: "Wir versuchen durch Mundpropaganda Spieler an uns zu binden. Das betrifft den Nachwuchs- und Erwachsenenbereich. Aber Kinder oder Jugendliche spielen lieber Fußball als Handball", erzählt er.

Bei den Handballern ist man erst einmal froh darüber, dass nach einjähriger Unterbrechung eine Männermannschaft wieder auf dem Parkett steht. Sie kämpft als Spielgemeinschaft mit Großgrimma in der Kreisklasse um Punkte. Zudem stehen zwei Frauen-Teams in Zusammenarbeit mit Großgrimma im Spielbetrieb. Rollsport wird statistisch noch geführt, Wettkämpfe gibt es aber seit Jahren nicht mehr.