Über 169.000 Euro für die Stadtkasse Blitzer auf der B91 in Theißen: Bilanz nach einem Jahr - Bremst er Raser wirklich aus?

Theißen - Tagtäglich schiebt sich eine Kolonne von Autos und Lastkraftwagen durch die kleine Ortschaft Theißen. Lärm, Feinstaub und Abgase - für die Anwohner an der B91 seit Jahren ein riesengroßes Ärgernis. Auch, weil sich nicht alle Verkehrsteilnehmer an die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50 Kilometer pro Stunde (km/h) halten. Umso größer war die Hoffnung, als letzes Jahr ein stationärer Blitzer in der Zeitzer Straße aufgestellt wurde. Nur: Hat er den Einwohnern die ersehnte Ruhe gebracht?
Blitzer in Theißen: Erst abbremsen, dann weiter rasen
„Dort, wo der Blitzer steht, fahren die Autos tatsächlich langsamer“, findet Patrick Geidel, Einwohner von Theißen. „Viele kennen den Blitzer inzwischen und bremsen unmittelbar vorher ab. Insofern hat er schon eine abschreckende Wirkung.“ Das Problem: „Außer Reichweite wird dann wieder schneller als erlaubt gefahren.“
Das spürt auch Arnold Gero, Besitzer vom „Gasthaus am Markt“. Sein Lokal befindet sich rund einen Kilometer entfernt des Blitzers direkt an der Hauptstraße. „Hier im Unterdorf rasen die Lkw wieder “, klagt er. „Aber als Geldeinnahme taugt der Blitzer sicherlich etwas.“
Blitzer in Theißen: So viele Fahrzeuge fahren hier täglich
Immerhin passieren bis zu 17.000 Fahrzeuge pro Tag den Ort. Zu Stoßzeiten ist es Fußgängern kaum möglich, außerhalb des Fußwegs die Fahrbahn zu überqueren. Dank des Blitzers nahm die Stadt Zeitz im letzten Jahr die stattliche Summe von insgesamt 169.460 Euro durch den Blitzer ein. Eine Summe, die gut und gerne doppelt so hoch hätte ausfallen können - zumindest wenn es nach Theißens Ortsbürgermeister Heinz Borde ginge.
Ein, statt zwei Blitzer in Theißen: „Eine klare Fehlentscheidung“
„Angesichts des steigenden Verkehrsaufkommens auf unseren Straßen plädiere ich für mehr Kontrollen“, sagt er. Zusammen mit der Kommunalvertretung des Ortes und einer Bürgerinitiative hatte er eigentlich für die Installation von zwei Blitzanlagen in Theißen gekämpft. Jeweils am Ein- und Ausgang des Ortes sollten die Messgeräte stehen. Dieser Vorschlag wurde jedoch vom Stadtrat Zeitz in der Mehrheit abgelehnt. „Eine klare Fehlentscheidung“, findet Borde.
„Zum einen hätte der Verkehr wesentlich besser beruhigt werden können. Zum anderen kann eine hoch verschuldete Stadt wie Zeitz eigentlich nicht auf die zusätzlichen Einnahmen durch einen zweiten Blitzer verzichten. Außerdem wäre es eine gute Erziehungsmaßnahme gewesen.“
Für die Menschen in Theißen sei die jetzige Lösung daher nicht perfekt. Borde: „Natürlich hat der Blitzer die Situation in der Zeitzer Straße etwas beruhigt. Doch für die Anwohner in der Weißenfelser Straße hat sich nichts geändert und sie sind nach wie vor unzufrieden. Denn in der Ortsmitte wird wieder aufs Gas getreten.“
Einwohner von Theißen hoffen auf Umgehungsstraße
Einem Lärmpegel von bis zu 91 Dezibel seien die Bewohner dabei ausgesetzt. „Einzig nachts herrscht durch die Kontrolle des Tempo 30-Limits für Lkw nun etwas mehr Ruhe“, sagt Einwohnerin Kerstin Pöhnitzsch. „Allerdings befindet sich direkt vor unserem Haus ein Gulli-Deckel auf der Straße, der anfängt zu klappern, wenn die Laster darüber rollen. Davon wachen wir regelmäßig auf.“
Wie die meisten Einwohner hofft sie vor allem auf eins: die Fertigstellung der Ortsumgehungsstraße. Bürgermeister Borde: „Nur sie wird für die Anwohner eine Entlastung bringen. Die Baumaßnahmen dafür liegen gut im Zeitplan. 2019 soll die Straße fertig sein.“ Dann wird hoffentlich endlich mehr Ruhe einkehren auf Theißens Straßen. (mz)