Ärger um Stromtrasse Ärger um Stromtrasse: Elektrosmog lässt eine Neonröhre in der Hand leuchten

Obersiedel - Viel besser als Heiko Nolde kann man in der Verbandsgemeinde Droyßiger-Zeitzer Forst wohl nicht wohnen. In Obersiedel, oberhalb von Schkauditz in Hanglage, hat er einen Flachbau und von der mediterranen Terrasse aus einen sensationellen Blick auf das Elstertal. So weit die Augen reichen sieht man Bäume, Hügel, Felder und weit im Hintergrund sogar den Zeitzer Forst und die Elsterstadt.
Einzig eine Sache trübe diesen Ausblick. Und die ist schwerwiegend. Denn direkt über seinem Grundstück verläuft eine Hochspannungsleitung und der Elektrosmog sorge zusätzlich für Unbehagen. Deswegen möchte Nolde, wenn jetzt über eine neue Trasse für die Strecke von Lippendorf (südlich von Leipzig) nach Vieselbach (bei Erfurt) diskutiert wird, dass sich seine Lage verbessert. Doch viel wird das wohl nicht sein.
„Der Smog war schon immer eine ernstzunehmende Gesundheitsgefährdung“
„Der Smog war schon immer eine ernstzunehmende Gesundheitsgefährdung und eine Einschränkung im täglichen Leben“, meint Heiko Nolde. Denn die 380.000-Volt-Starkstromleitung sorgt für einen Elektrosmog, der sogar eine Neonröhre in seiner Hand leuchten lässt. „Wenn wir den Hund unterhalb der Leitung streicheln wollen, läuft er weg“, fügt Noldes Ehefrau Diana hinzu. Barfuß durch das Gras gehen fühlt sich wie Nadelstiche an. Und bei Regen brummt es laut.
2005 hatte Nolde das Haus gekauft und mögliche Probleme erstmal in Kauf genommen. „Das war eine einmalige Gelegenheit in dieser herrlichen Lage. Und die Auswirkungen des Elektrosmogs sind uns erst Jahre später so richtig deutlich geworden“, erklärt er. Nun aber sieht er seine Chance. „Die Karten werden neu gemischt“, meint Nolde.
Verbesserung könnte es durch die Verlegung der Stromtrasse geben
Eine Verbesserung könnte es zumindest durch die Verlegung der Trasse rund 50 Meter weiter weg von seinem Haus geben. Das hat eine Zusammenkunft mit der Bundesnetzagentur und der Projektgesellschaft „50 Hertz“ in Jena ergeben. Das würde die Smogbelastung stark zurücknehmen.
Was bleibt wäre aber die von der Leitung verstellte Aussicht. Und hier fühlt sich Heiko Nolde von der Verbandsgemeinde in Stich gelassen. Sowohl von der Politik, als auch von der Verwaltung. Denn die Verwaltung musste Vorschläge für einen zukünftigen Trassenverlauf, an den sich dann die Bundesnetzagentur wohl richten wird, machen. „Aber da sind wir wohl das kleinste Übel. Denn die Leitung soll weiter an unserem Haus vorbeigehen“, meint er. Die Ursprungsvariante an Mannsdorf vorbei und andere Möglichkeiten wurden von anderen Mitgliedsgemeinden abgeschmettert. Dort seien wohl mehr Menschen betroffen, als in Obersiedel, so Nolde.
„Egal, welche der Varianten genommen wird. Es trifft immer irgendjemanden“
„Egal, welche der Varianten genommen wird. Es trifft immer irgendjemanden“, sagte Uwe Luksch (Unabhängige Bürger in Droyßig) vergangene Woche. Da war der Bauausschuss der Verbandsgemeinde, deren Vorsitzender der Droyßiger ist, zu Gast bei Nolde. Nach der Ortsbegehung wollte das Gremium noch eine bessere Lösung finden, blieb aber erfolglos. Frank Jacob (Die Linke), Bürgermeister der Gemeinde Wetterzeube, kämpft zwar für die Familie Nolde, sieht sich aber auf verlorenem Posten.
„Ich kann verstehen, dass die anderen Gemeinden, die Trasse auch nicht haben wollen. Die soll überhaupt nicht durch die Verbandsgemeinde führen, weil sie einfach nicht in unsere schöne Tal- und Hügellandschaft passt“, so Jacob.
„Wir sind aktuell bei Stufe zwei von vier im Genehmigungsverfahren.“
Doch das ist bei der Bundesnetzagentur und dem Projektträger „50 Hertz“ kein Thema, die Trasse wird durch die Verbandsgemeinde gehen. „Wir sind aktuell bei Stufe zwei von vier im Genehmigungsverfahren. Wir richten uns nach den Vorschlägen der Kommunen. Und die aktuelle Lösung scheint wohl die am wenigsten konfliktträchtigste zu sein. Das haben wir uns ja nicht ausgedacht“, sagt Maximilian Schulze-Vorberg. Der Projektsprecher von „50 Hertz“ schiebt damit den schwarzen Peter ebenfalls der Verbandsgemeinde zu.
Bis zum Sommer soll es eine Entscheidung über den bis zu einen Kilometer breiten Korridor der neuen Stromtrasse geben. Dann könnte es vielleicht sein, dass diese sogar 100 bis 150 Meter vom Nolde-Anwesen entfernt wäre. „Der Elektrosmog wäre dadurch völlig weg. Das wäre zumindest ein Teilerfolg“, meint Heiko Nolde. So oder so will die Familie ihr Haus aber keinesfalls nicht verlassen. Denn trotz Überlandleitung sei die Aussicht doch wunderschön. (mz)