Brillante Bilder beim MDR Brillante Bilder beim MDR: Scharf auf Sendung

Magdeburg/MZ - Makellos. Dieses Make-up findet man so in keiner der einschlägigen Frauenzeitschriften, aber es ist perfekt - perfekt abgestimmt. Muss es auch sein. Der Grund dafür: „HD bringt alles, aber wirklich alles ans Licht.“ So umschreibt Moderatorin Susi Brandt den wahrscheinlich größten Vorzug, aber eben auch die gefährlichste Tücke der neuen Fernsehtechnik im MDR-Landesfunkhaus Magdeburg.
Mit dem HD-System, das rechnerisch doppelt so viele Details sichtbar macht, erreicht der MDR seit zwei Wochen eine beim Heimatsender zuvor unbekannte Brillanz der Bilder. Nutznießer sind Hunderttausende von Kunden. Bedingung: Man besitzt einen Fernseher, der die HD-Signale verarbeiten kann.
Das Versprechen der Industrie klingt ziemlich vollmundig: HD hilft, die Welt besser zu erkennen, so einer der Sprüche. Brandt kennt sowohl das alte wie auch das neue System - und auch sie meint: „Dazwischen liegen Welten.“ Der Zuschauer sehe jetzt auf Anhieb, was man zuvor bestenfalls auf den zweiten Blick ahnen konnte.
So viel Jubel kann auch misstrauisch machen. Aber der Vergleich ist kinderleicht und vielleicht sogar ein netter Zeitvertreib während der Feiertage. Jeder, der ein betagtes Gerät neben einem jungen Fernseher laufen lässt, kann sich ein Bild davon machen - und dann selbst entscheiden, was HD für ihn bedeutet. Kleiner Tipp: Man darf dabei nicht zu nah vor der „Glotze“ sitzen. Damit HD seine Wirkung nicht verliert, ist ein Abstand zu beachten. Merke: die dreifache Bildschirm-Diagonale, mindestens.
Eine Stunde in der Maske
Die Macher von „Sachsen-Anhalt heute“ jedenfalls sind von den neuen Möglichkeiten begeistert. Vielleicht ist HD für sie die Chance, die Quote zu halten. Um die 200 000 Menschen schalten die Sendung ein. Da müssen Brandt und Co. vor der Kamera sich von ihrer besten Seite zeigen. Auch deshalb sitzen sie „in der Maske“. Das dauert meistens eine Stunde, so Maskenbildnerin Beatrix Grude.
Auch für Produktionschef Christian Buch beginnt „gerade so etwas wie ein neues TV-Zeitalter“. Dreh- und Angelpunkt: die extrem hohe Auflösung der Bilder. Farben, Details, Aktion und Effekte - alles, beschwört er, komme gestochen scharf. Den Aufwand dafür will er nicht beziffern, aber da komme einiges zusammen. Das ist auch kein Wunder. Die Datenmengen, die bewegt werden müssen, steigen gegenüber dem bisher Üblichen bis auf das Vierfache. „Ohne die entsprechende Ausrüstung wäre es ein frommer Wunsch geblieben“, so Buch.
Allein eine einzige Aufnahmekamera der neuesten Generation, andere sind für HD nicht geeignet, kostet etwa 160.000 Euro. Für die Sendung „MDR um elf“ stehen gleich vier dieser Hightech-Geräte bereit. Bildmischer Andreas Langer, der die Abläufe im Senderaum auf acht Monitoren kontrolliert, erinnert sich an die ersten Probeaufnahmen im Frühjahr. „Plötzlich fiel jeder Kratzer im Holz, jedes Stäubchen in der Deko auf.“ Danach sei es niemanden schwer gefallen, sich von der zehn Jahre alten Ausstattung des Studios zu verabschieden.
Regisseur Jens Kroemer stimmt Studiogäste auf die nächste Sendung ein. Nicht muffige Gemütlichkeit, sondern moderne Klarheit - das sei der aktuelle Anspruch. Wie zum Beweis rückt Kroemer eines der beweglichen Hintergrund-Elemente aus Kunststoff zurecht - mit einer Hand. Und da dieser Lichttisch, sagt er, der ist elektronisch gesteuert - „ein schöner Effekt“, ebenso die 300 Meter LED-Streifen im Raum. Alles klappt auf Bestellung, oder besser per Tastendruck. Gerade blitzt auf den Videowänden - Bilddiagonalen bis zu 3,4 Meter - das neue Qualitätssignet: MDR auf blauem Grund, dazu weiß auf orange die beiden Buchstaben HD.
Was Laien indes oft vergessen, ist Sprecherin Susi Brandt und ihren Kollegen in Fleisch und Blut übergegangen: Ohne Licht läuft beim Fernsehen so gut wie gar nichts. So hängen hier 60 Scheinwerfer an der Decke, blenden auf und wieder ab, richten ihre Strahlenkegel hierhin und dorthin.
Ein falscher Schritt genügt
Und trotzdem gibt es nur einige wenige Plätze im Studio, wo die Licht-Komposition für eine HD-Aufnahme wirklich perfekt ist. Kleine aufgeklebte Punkte auf dem Fußboden markieren diese Stellen. Die Moderatorin zeigt die Folgen eines Schritts in die falsche Richtung. Zwar steht die Sprecherin dann immer noch im Licht. Doch die Kameraleute sehen plötzlich wegen der für HD unzureichenden Ausleuchtung nur noch einen Schatten.

