Ausbildung bei KSB in Halle Ausbildung bei KSB in Halle: Junge Frau aus Bayern voller Ehrgeiz

halle/MZ - Anna Gebhardt ist eine Karrierefrau. Gerade erst die Ausbildung zur Industriekauffrau abgeschlossen, hat die 26-Jährige schon jetzt große Pläne. Sie will Abteilungsleiterin beim Pumpenhersteller KSB in Halle werden. Eine wichtige Etappe auf dem Weg dorthin hat die junge Frau bereits gemeistert. Ihre sehr guten schulischen Leistungen haben ihr sogleich einen unbefristeten Arbeitsvertrag beschert.
Anna Gebhardt erreichte 97,4 von 100 Punkten
Am Donnerstagabend ist Anna Gebhardt als beste Auszubildende des Jahres im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle-Dessau ausgezeichnet worden. Sie hat 97,4 von 100 Punkten bei der Abschlussprüfung erreicht und bekam dafür den mit 1 750 Euro dotierten Sonderpreis „Goldene Kathi“ der Firma Kathi Rainer Thiele GmbH. „Ich bin schon ein bisschen eine Streberin“, sagt sie und lacht. Bei ihrem Arbeitgeber konnte die Industriekauffrau aber nicht nur mit ihren sehr guten Leistungen punkten, sondern auch mit ihrer entschlossenen Art. „Wo viele nur reden, handelt sie“, sagt KSB-Ausbildungsleiter Dirk Simon.
Handeln und nicht nur reden - diese Devise bringt die junge Frau seit ihrer Schulzeit voran. In Pottenstein, einer Stadt im bayerischen Landkreis Bayreuth, ist Anna Gebhardt aufgewachsen. „Eigentlich wollte ich immer was Soziales machen“, sagt sie. Nach dem Abitur hatte sie sich für eine Ausbildung zur Altenpflegerin beworben und hätte die Stelle auch bekommen. Voraussetzung war jedoch ein Praktikum. Schon nach einer Woche musste sie sich eingestehen, dass die Altenpflege nichts für sie ist. Und nun?
Sie fackelte nicht lange und bewarb sich an einer Privatschule in Bayreuth, um dort ihre Englischkenntnisse zu vertiefen. Nach zwei Jahren hatte sie den Abschluss als Fremdsprachenkorrespondentin in der Tasche. Der aber reichte ihr nicht. Sie hängte ein Jahr an einer Privatschule in Erlangen dran, um auch ihr Französisch zu intensivieren und sich Eurokorrespondentin nennen zu können. Dann die Ernüchterung: „Ich habe keine Festanstellung gefunden.“ Ihr fehlte die Berufserfahrung. Woher aber sollte sie die haben? Die Ausbildung war schließlich eine rein schulische - also ohne an ein Unternehmen gebunden zu sein.
„Im ersten Moment wusste ich nicht, wo Halle ist“
Und wieder fackelte Anna Gebhardt nicht lange. Im September 2010 begann sie ihre Ausbildung zur Industriekauffrau beim Kinderbekleidungsunternehmen Pampolina im benachbarten Pegnitz. Nach nur einem Monat stand sie vor dem nächsten Fiasko: Wegen Zahlungsunfähigkeit musste Pampolina Insolvenz anmelden. Der Auszubildenden wurde gekündigt. Resignieren kam für sie nicht in Frage. Sie bewarb sich beim „Arbeitgeber schlechthin“ in der Region - dem KSB-Konzern in Pegnitz - und durfte ihre Ausbildung fortsetzen. Mit einer Einschränkung: Nicht in Pegnitz, sondern in Halle. In Halle? „Im ersten Moment wusste ich nicht, wo Halle ist“, sagt die junge Frau.
Sie verließ den kleinen Ort in Bayern und ging in die Stadt an der Saale - eine Entscheidung, die sie bis heute nicht bereut hat. „Halle ist schön“, sagt Anna Gebhardt. Nicht zu groß, nicht zu klein. Die Wege seien kurz - ob zur Arbeit oder in die Innenstadt. Es gebe viele Grünflächen und ein tolles Kulturangebot. Die Hallenser seien aufgeschlossen und freundlich. Das erste halbe Jahr wohnte sie in einer Firmenwohnung der KSB. Mittlerweile lebt sie in einer Einzimmerwohnung in der Südstadt.
Ihre Ausbildung zur Industriekauffrau hat sie im August beendet. Aufgrund ihrer schulischen Leistungen und ihrer persönlichen Eignung bekam Anna Gebhardt nicht nur den für Auszubildende typischen Vertrag, der auf ein Jahr befristet ist, sondern wurde gleich unbefristet übernommen. Endlich zahlt sich ihr Ehrgeiz aus.
Gute Aufstiegschancen bei KSB
Sie will bei KSB bleiben. Dass das Unternehmen gute Aufstiegschancen bietet und auch das Betriebsklima stimme, hat die 26-Jährige überzeugt. Und nicht nur sie, wie Dirk Simon sagt. „Wir bieten unseren Auszubildenden ideale Bedingungen“, betont er und fügt zufrieden hinzu, dass noch kein Lehrling seine Ausbildung abgebrochen habe.
„Bei unserem Ausbildungskonzept wird nicht nur Wert auf Leistungen, sondern auch auf Sozialkompetenz gelegt“, sagt der Ausbildungsleiter. „Das spricht sich bei den jungen Leuten herum.“ Dass Stellen nicht besetzt werden können, dieses Problem hat der Konzern nicht. Ganz im Gegenteil. Im laufenden Ausbildungsjahr kamen 150 Bewerber auf zehn freie Stellen.
Sich auf ihrem Erfolg auszuruhen, kommt für Anna Gebhardt nicht in Frage. Neben dem Job studiert sie seit Oktober Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Merseburg. Um beides unter einen Hut zu bekommen, erstellt die 26-Jährige wöchentliche Zeitpläne. Wenn sich Gleichaltrige abends mit Freunden treffen oder ins Kino gehen, sitzt sie in ihrer Wohnung und lernt für ihr Studium. Die wenige Freizeit, die ihr bleibt, verbringt sie mit ihrem Freund. Der hätte natürlich gern mehr von seiner Freundin. Die Industriekauffrau aber bleibt konsequent. Sie hat schließlich klare Ziele.
Manchmal, räumt die 26-Jährige ein, sei sie schon ein wenig neidisch, wenn ihre ehemaligen Mitschüler von dem Haus erzählen, das sie gebaut haben, von ihrer Hochzeit oder den Kindern. Das alles aber stellt sie für die Karriere erst mal hinten an. Dass sie erst jetzt beruflich Fuß fassen kann, ärgert sie nicht. Ob sie Zeit verloren hat? Anna Gebhardt schüttelt den Kopf. „Ich habe Erfahrung gewonnen“, sagt sie. Und die kommt ihr bei ihrem jetzigen Arbeitgeber zugute. Bei der Kommunikation mit ausländischen Kunden profitiert die Industriekauffrau von ihren Englisch- und Französischkenntnissen. Irgendwann mal für einen Standort des Konzerns im Ausland zu arbeiten, kann sie sich durchaus vorstellen. „Amerika würde mich reizen“, sagt die Weltenbummlerin, die schon fast alle europäischen Länder bereist hat.
