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Arbeitsmarkt Arbeitsmarkt: Sachsen-Anhalt droht Mangel an Pflegepersonal

Von Romina Kempt 29.04.2012, 09:43

Halle (Saale)/dpa. - Der Pflegeberuf ist ein Knochenjob. Und obwohl viele junge Erwachsene trotzdem Altenpfleger oder Krankenschwester werden wollen, rechnen Experten in Sachsen-Anhalt künftig mit einem Mangel an qualifiziertem Personal. Schuld sind der demografische Wandel mit immer mehr alten, pflegebedürftigen Menschen und die Abwanderung der Pflegekräfte zu den besser bezahlten Jobs in die alten Bundesländer. Als Folge bleibt mehr Arbeit, Pfleger sind überarbeitet. Bereits heute gibt es zu wenig Fachkräfte. Im März kamen nach Angaben der Agentur für Arbeit in Sachsen-Anhalt und Thüringen auf rund 300 Stellen nur 120 qualifizierte Helfer.

Nur noch mit Abitur

"Die künftigen Pfleger genießen im Land eine hochgradige Ausbildung", sagte der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt, Gösta Heelemann. Noch sehe die Bewerberzahl gut aus. "Aber aufgrund des demografischen Wandels fiel innerhalb der letzten zwei bis drei Jahre die Quote." Neben den weniger werdenden Auszubildenden sieht Heelemann eine weitere Gefahr in dem EU-Vorschlag, nur Menschen mit mindestens zwölf Jahren Schulausbildung in den Pflegeberuf einzulernen. "Nur Abiturienten dürften den Pflegeberuf dann lernen", sagte Heelemann. Das seien jedoch zu wenige.

In Sachsen-Anhalt gibt es laut Krankenhausgesellschaft derzeit 36 Krankenpflegeschulen. Diese bilden innerhalb von drei Jahren das künftige Personal in spezialisierten Bereichen wie Kranken-, Kinderkranken-, Alten- oder Rehabilitationspflege aus. Zur Entlastung des Personals müssten künftig Angehörige stärker in die Pflege vor allem alter Menschen eingebunden werden, sagte Heelemann.

"Sachsen-Anhalt hat nach Sachsen die zweithöchste Auszubildendenquote im Bereich der Hauskrankenpflege", sagte die Geschäftsführerin des Landesverbands Hauskrankenpflege Sachsen-Anhalt, Anja Bormann. Doch viele junge Erwachsene wanderten nach der Ausbildung in die alten Bundesländer ab. "Sowohl die finanziellen Chancen als auch die Karrieremöglichkeiten sind dort oftmals besser", erklärte Bormann. Ein Altenpfleger könne sich in Sachsen-Anhalt aufgrund vertraglicher Regelungen nicht zur besser bezahlten und höher qualifizierten Führungskraft ausbilden lassen. Daher ziehe es viele weg.

Die Agentur für Arbeit weist bereits heute auf den Mangel an Fachkräften im Bereich der Gesundheitsberufe hin. "Das Problem ist flächendeckend", sagte der Sprecher der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Kristian Simon Veil. In allen Regionen fehle Fachpersonal. Rein rechnerisch kämen 0,4 Arbeitslose auf eine Stelle. Dadurch blieben viele der derzeit rund 300 freien Stellen unbesetzt.

Markt ist abgeschöpft

Aufgrund dieser Prognosen richtet sich das Netzwerk Zukunft Pflege direkt an das Personal. "Unser Ziel ist es, wenigstens die Mitarbeiter gesund zu halten", sagte Beirätin Kerstin Becker. Dazu würden mit den Pflegeeinrichtungen Konzepte erarbeitet, um die Leistungsfähigkeit des Personals aufrecht zu erhalten. "Denn der Markt der Pflegekräfte ist abgeschöpft."

Wenn Angehörige sich nicht um alte oder kranke Menschen kümmern können oder wollen, müssen professionelle Pfleger ran. (SYMBOLFOTO: DPA)
Wenn Angehörige sich nicht um alte oder kranke Menschen kümmern können oder wollen, müssen professionelle Pfleger ran. (SYMBOLFOTO: DPA)
dpa-Zentralbild