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Alpine Skiabfahrt Alpine Skiabfahrt: Schussfahrt vom Wurmberg

Von Christian Schafmeister 04.02.2008, 19:42

Braunlage/Schierke/MZ. - Kaum hat Dirk Nüsse den Gipfel des Wurmberges erreicht, gibt es kein Halten mehr. "Besser als hier geht es doch nicht", bricht es aus ihm heraus, als er an der Oberkante des Nordhanges steht. Von hier aus, so seine Idee, könnte bald eine alpine Skiabfahrt hinunterführen. Bis an den Ortsrand von Schierke. "Die rund 2,5 Kilometer lange Piste wäre steil und sehr anspruchsvoll und wegen ihrer schattigen Lage auch schneesicher", versichert er. Und Nüsse, Betreiber der Seilbahn, die aus Braunlage in Niedersachsen auf den Gipfel führt, schaut bereits weiter voraus. Nacht-Ski will er anbieten, eine Rodelbahn neben der Piste bauen und die Wintersportler mit einem Shuttle-Bus aus Schierke abholen. "Der Ort würde gewaltig von dem Projekt profitieren", sagt Nüsse als potentieller Investor.

In Schierke aber stoßen die Pläne bisher auf wenig Gegenliebe. Von neuen Vorschlägen hält Kurdirektor Rüdiger Ganske nichts. "Ich predige bereits seit Jahren, dass wir das Gebiet um den Wurmberg gemeinsam erschließen, doch bisher ist nichts passiert", sagt er und verweist auf eigene Vorschläge, die seit langem vorliegen. Danach plant der Harzort in Sachsen-Anhalt weiter östlich den Bau einer eigenen Seilbahn und einer Abfahrt, die direkt nach Schierke hineinführt. Dafür seien bereits vor Jahren Flächen aus dem Nationalpark herausgelöst worden. "Das war schwierig genug", sagt Ganske. "Fangen wir nun mit einem anderen Pistenverlauf wieder von vorne an, würde das zu viel Kraft und Zeit kosten", sagt der Kurdirektor. "Zudem wäre das aus Naturschutzgründen nicht durchsetzbar."

In der Tat lehnt die Nationalpark-Verwaltung das Vorhaben Nüsses ab. Zwar habe er aus Sicht der Wintersportler Verständnis für die Pläne, sagt Hans-Ulrich Kison, stellvertretender Leiter der Nationalpark-Verwaltung. "Doch dafür müsste Wald in Größenordnungen verschwinden, das wäre ein richtiger Schnitt ins Fleisch des Nationalparkes." Aufgrund der vermutlich immer milderen Winter könne zudem der Einsatz von Schneekanonen erforderlich werden. Das aber gehe keinesfalls im Nationalpark.

Für Dirk Nüsse liegt das Hauptproblem allerdings nicht bei der Nationalpark-Verwaltung ("die müssen sich zum jetzigen Zeitpunkt so äußern"), sondern in Schierke. "Die Verantwortlichen dort träumen immer noch von ihren alten Plänen und übersehen dabei, was für einen Goldschatz sie links liegen lassen." Dabei sei es kein Wunder, dass sich in all den Jahren bisher kein Investor für das Schierker Konzept gefunden habe. Es sei mit zehn bis 15 Millionen Euro nicht nur deutlich teurer - Nüsse veranschlagt für sein Konzept drei Millionen Euro -, sondern auch weniger reizvoll. So wäre die geplante Abfahrt, die in Schierke favorisiert wird, am Ende viel flacher. Darüber hinaus könnte eine Seilbahn dort oft nicht fahren, weil sie genau in der Windschneise läge, sagt Nüsse.

Das Argument, dass für die Schierker Variante bereits Flächen aus dem Nationalpark Harz herausgelöst worden sind, lässt Nüsse nicht gelten. Das Areal könnte einfach wieder in den Park integriert werden. "Dort ist schließlich bisher noch kein einziger Baum gefällt worden."

Unterstützung bekommt Nüsse aus Braunlage. "Mit dieser neuen Piste könnten wir im Harz etwas Einzigartiges anbieten", betont Bürgermeister Stefan Grote (SPD). "Damit ließen sich wieder mehr Wintersportler in die Region locken." Auch Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann (SPD) habe kürzlich bei einem Besuch in Braunlage "positiv reagiert" und zugesichert, bald alle Parteien an einen Tisch zu holen, sagt Nüsse.

Seine Hoffnungen auf eine positive Antwort aus Schierke wurden jedoch täglich kleiner. "Hier im Harz wird immer nur geredet, aber viel zu selten gehandelt. Dabei verlieren wir immer mehr Zeit. Und die Wintersportler wandern in andere Regionen wie das Sauerland ab", sagt Nüsse. "Mehr als anbieten kann ich meinen Plan aber nicht."

Und der stößt auch im Magdeburger Umweltministerium bisher auf Ablehnung. "Am Nordhang des Wurmberges wird keine Piste gebaut", bekräftigt Sprecher Detlef Thiel. "Das wäre irrwitzig und ein viel zu rigider Eingriff in den Nationalpark." Begraben will Nüsse seine Pläne aber noch nicht. "Der Innenminister hat zugesichert, nochmal mit dem Umweltministerium zu sprechen."