Nationalsozialismus in Zeitz Nationalsozialismus in Zeitz: Schülerin will lokale Geschichte aufarbeiten

zeitz/rehmsdorf/MZ - Maria Heinrich breitet auf einem Tisch Broschüren, Hefte, Zeitungen und Briefe aus. Dazu kommen Blätter mit Notizen und Fotos, die sie sichten muss. Aus alledem soll bis Ende Januar eine Facharbeit entstehen, die die Zehntklässlerin in Geschichte am Geschwister-Scholl-Gymnasium Zeitz schreibt. Als Thema hat sich Maria den Nationalsozialismus gewählt. Genauer gesagt, möchte sie die Erlebnisse von Zeitzeugen aus der Region, die während des Nationalsozialismus gelebt haben, dessen Aufleben und das Kriegsende miterlebten, analysieren und in der Arbeit zusammenfassen.
Nicht in Vergessenheit geraten
Kein einfaches Thema, das weiß die 16-Jährige. Aber ihre Recherchen haben ihr gezeigt, wie wichtig es ist, diesen Teil der Geschichte immer wieder aufzugreifen. „Wir fahren nach Buchenwald, schauen uns dort die Gedenkstätte an, aber was vor der eigenen Haustür passiert ist, das wissen wir leider kaum“, sagt sie. Deswegen ist es ihr ein Anliegen, mit der Arbeit auf die Geschehnisse in der Region um Zeitz aufmerksam zu machen. „Es darf einfach nicht in Vergessenheit geraten“, sagt Maria. Der Aufbau ihrer Arbeit steht schon, mit dem Schreiben hat sie begonnen. Dem ging ein Monat voller Recherchen, Interviews und Besuchen im Zeitzer Stadtarchiv voraus. Nahezu den gesamten Dezember war die Schülerin, begleitet von ihren Großeltern, unterwegs. Sie haben sich Flakstellungen in der Region angesehen und Maria hat recherchiert, warum es diese gab. Denn erst als sie für ihre Arbeit recherchierte, erfuhr sie von den Flakstellungen.
Besuch in Gedenkstätte
Sie besuchte die Gedenkstätte und die Baracken des ehemaligen KZ-Außenlagers „Wille“ in Rehmsdorf und sprach mit dem dortigen Gedenkstättenleiter Lothar Czoßek. Dass es ein solches Lager gab, wusste Maria vor ihrem Besuch, aber dort gewesen war sie noch nie. Auch die Hintergründe, warum es dort ein Lager gab, waren ihr bis dahin nicht bekannt. „Ich habe nicht nur von Herrn Czoßek sehr viel Material bekommen“, sagt Maria und ist dankbar für die vielen offenen Gespräche, die sie für ihre Arbeit mit Zeitzeugen führen konnte. Dazu zählt Karl Rusche, der 1922 geboren wurde. „Das waren sehr emotionale Gespräche. Auch was Frauen damals erlebt haben, sie mussten zum Beispiel Kisten für Munition nageln“, sagt Maria Heinrich. Sehr bewegend war für sie zudem ein Brief, den ihr Gisela Hinze gegeben hat. Sie ist eine Verwandte von Maria. Mit ihr hat sie ebenfalls ein Interview geführt.
Das intensive Befassen mit den Erlebnissen von Zeitzeugen im Nationalsozialismus hat die Gymnasiastin sehr bewegt. Es hat ihr auch gezeigt, dass sie sehr selbstständig arbeiten kann und dass sie an dem Ziel, was sie sich selbst gesteckt hat, festhält bis zum Ende. „Ich habe viel mit neuen Methoden gelernt, ich war vorher noch nie in einem Archiv, das hat mir eine Menge gebracht“, sagt sie. Nun hofft Maria, dass sie mit ihrer Arbeit, die in der Schule ausliegen wird, erreicht, dass die Geschehnisse von damals nicht in Vergessenheit geraten. „Und vielleicht fahren wir im Klassenverband noch nach Rehmsdorf, ich halte das für wichtig“, sagt Maria Heinrich.