Erinnerung Erinnerung: Berlin-Monteure feiern Wiedersehen mit Wally
Röden/MZ. - Gesorgt hat Wally von 1982 bis 1990 für die Mitglieder der Jugendbrigade "Paul Dobisch", die vom Kreisbaubetrieb in der "Berlin-Initiative" in die DDR-Hauptstadt delegiert wurde, um zunächst in Berlin-Marzahn eine Kaufhalle zu bauen und dann im Bezirk Prenzlauer Berg Altbauten zu sanieren. Grunert, der Tischler, war von 1988 bis 1991 dabei, erinnert sich noch gerne an die Zeiten. "Ich muss die mal wieder sehen", und hängte sich ans Telefon, rief die ehemaligen Zeitzer an. Doch die Auswärtigen? "Die kannten sich doch nur mit Spitznamen", sagt Waltraud Gröger. Aber sie hatte die Namen. "Als ich in Rente ging, haben die alle auf der Glückwunschkarte unterschrieben - mit vollem Namen", sagt die heute 74-Jährige.
Während Grunert sagt, er sei nach Berlin gegangen, "um Geld zu verdienen", war es bei "Wally" eher Familienersatz. Die eigenen acht Kinder waren aus dem Haus. "In Berlin habe ich eine übergroße Familie gefunden", meint sie und damit auch das Bemuttern.
Als sie morgens vor der Arbeit kein Frühstück hatten, ordnete Wally an, dass es das erste Frühstück in der Kantine gab, bevor der Zwölf-Stunden-Arbeitstag begann. 9 Uhr war richtiges Frühstück, Mittagessen wurde geliefert. "Das brauchten wir nur auszugeben", erzählt die Küchenhilfe. Und das Abendbrot packte Wally jedem mundgerecht zusammen, schrieb die Namen auf die Pakete, damit auch jeder bekam, was er sich morgens gewünscht hatte. Zum Schlafen ging es in Privatunterkünfte oder Wohnheime.
Dass so viele Berlin-Monteure zu diesem ersten Treffen nach Röden kamen, freut Organisator Grunert. Er hatte ein paar DDR-Fahnen besorgt zum Schmücken und Mützen. "Du hättest ja deine Orden mitbringen können", sagt er zu Wally. Die hat sie nicht mit, aber Fotos von damals. Und dann werden Geschichten aus den alten Zeiten die Runde machen. Die DDR-Hauptstadt, in der es schon damals "alles gab". Grillfeste, Konzert- und Weihnachtsmarktbesuche, Herrenparty und Dampferfahrten in der Freizeit. Und die kaputten Arbeitshosen, die sie an Wallys Küchentür hängten, damit sie schnell repariert wurden.