Entomologie in Zeitz Entomologie in Zeitz: Mit Geduld und Sonnenschein

Zeitz/MZ - Der Zeitzer Forst, ein beliebter Ort für Schmetterlinge: Hier trifft man beispielsweise auf seltene Edelfalter wie den Großen Eisvogel, aber auch auf den Kleinen Fuchs, das Tagpfauenauge, den Admiral oder den in aller Munde bekannten Zitronenfalter. Gerd Lintzmeyer ist Hobby -Entomologe und hat immer im Blick, was um ihn fliegt und flattert: „Zeigen sie mir mal einen Ort, an dem es so viele Schmetterlinge gibt, wie im Zeitzer Forst!“ Hier fühlen sich die Insekten nämlich sehr wohl, weiß der Rentner, der bereits 65 Tagfalterarten zu Gesicht bekam, beziehungsweise vor die Linse. Sobald der Frühling anfängt, geht der gelernte Maschinenbauer auf die Jagd. Aber nicht, um die Insekten zu fangen, sondern um sie zu filmen und zu beobachten. Seitdem er im Ruhestand ist, hat er das Hobby aus Kindertagen fortgesetzt und schaut sich bis zu 20-mal im Jahr im Zeitzer Forst um. „Ich habe angefangen zu dokumentieren, welche Art wann in welcher Häufigkeit hier zu sehen ist“, sagt er.
Angefangen hat alles am Stadtrand von Saalfeld, wo Lintzmeyer als Kind mit seinem besten Freund alles gesammelt hat, was man sammeln konnte: „Als ich zwölf Jahre alt war, kannte ich mich mit den Entwicklungsstadien von Schmetterlingen aus, und mit vierzehn, wo ich nach ihnen suchen muss und wie man sie präpariert. Das war etwa 1952, Computer und Co. gab es nicht.“ Danach folgte die Zeit, in der Lintzmeyer „anderen Schmetterlingen hinterher jagte“ und nach Zeitz zur Zemag kam.
"Das ist eigentlich eine seltene Schmetterlingsart"
Hier war er 30 Jahre lang in leitender Position tätig und testete Geräte wie Bagger und Kräne. Beruflich war er viel im Ausland unterwegs, und da blühte die Leidenschaft zu Schmetterlingen wieder auf: „Die Russen haben sich immer über mich amüsiert, wenn ich meinen Babotschkis hinterhergerannt bin“, erinnert er sich schmunzelnd. Dann, 1999, hat sich der Schmetterlingsbeobachter mit dem Internet beschäftigt, eine Homepage musste her, um fortan den Bestand der Tagfalterarten im Zeitzer Forst zu dokumentieren. Über seine Website treten nun Gleichgesinnte mit ihm in Kontakt. In den nächsten Tagen steht die Entdeckung des Großen Eisvogels auf dem Plan. „Das ist eigentlich eine seltene Schmetterlingsart, aber im Zeitzer Forst ist sie häufig anzutreffen“, sagt Lintzmeyer. Der Große Eisvogel ist sogar einer der größten seiner Art in Deutschland. Seine Flügelspannweite beträgt bis zu 75 Millimeter. Weil die Flügeloberseite recht dunkel ist und sich der Falter ungern auf freien und großen Flächen aufhält, ist er nicht so ohne Weiteres zu entdecken. Zwar hören die Insekten nichts, aber sie spüren die Schwingungen des Beobachters und nehmen Lichtveränderungen wie Schatten wahr.
Deshalb filmen die meisten aus der Ferne mit Teleobjektiven. Lintzmeyer hingegen mag es, nah ranzugehen, weil ihn die Kombination aus Geduldsspiel und Jagdtrieb fasziniere. Allgemein gilt, wer Schmetterlinge beobachten will, muss wissen, was die Raupen fressen. Manche leben lieber auf der Wiese, manche lieber im Wald. Von Juni bis August stehen die Chancen bei Sonnenschein gut. „Das Taubenschwänzchen ist oft abends in Blumenkästen in Zeitz zu sehen“, erklärt er. Abgesehen von dem 30 bis 40 Zentimeter langen Rüssel, gleicht es aufgrund seines Flugverhaltens einem Kolibri. Oft wird der Schmetterling, der mit seinem Rüssel Blütennektar aufsaugt, mit dem in Amerika lebenden Vogel verwechselt.
Im Herbst macht sich das Taubenschwänzchen auf nach Italien, weil es hier nicht überwintern möchte. Auch der Distelfalter mag es wärmer und fliegt sogar über die Alpen bis nach Nordafrika. Das Wanderverhalten der Insekten fesselt nicht nur die Forschung, sondern natürlich auch Beobachter wie Lintzmeyer. Aktiv beteiligt er sich im Internet in Foren bei Zählungen. Die helfen dann , das Muster der Flugrouten zu erkunden. Der Zeitzer erinnert sich an einen Sommer vor drei Jahren, „da habe ich im Garten 120 Distelfalter in der Minute gezählt.“ Das war schon etwas Außergewöhnliches, weiß er. Der Distelfalter kommt im Frühjahr aus der Gegend von Marokko und Algerien. Die Nachkommen verschlägt es Ende August wieder zurück in den Süden.
