Ein Friseur darf mit den Augen mausen
Zeitz/MZ. - "Wenn man ein graues Haar herausreißt, wachsen sieben neue nach", sagt Wolf-Dieter Meyer. Dabei lächelt der Friseurmeister verschmitzt vor sich hin und schneidet dem Kunden das Haar. Die Arbeit geht dem Profi flink von der Hand. Meyer versteht eben sein Handwerk.
Anerkennungsurkunden der Handwerkskammer zieren die Wände des Friseursalons in der Zeitzer Braustraße, daneben der Meisterbrief, datiert mit dem 6. Juli 1954. Vor ein paar Wochen gesellte sich noch ein Schmuckstück dazu. Von der Handwerkskammer Halle bekam Meyer in feierlicher Form den Goldenen Meisterbrief überreicht. "Die Veranstaltung war wunderschön", schwärmt Ehefrau Gisela über die unvergessenen Stunden im halleschen Maritim-Hotel. Dabei hält sie Fotos bereit. Sie zeigen, wie Wolf-Dieter Meyer den Goldenen Meisterbrief entgegennimmt. Im Hintergrund ein Spruch: "Verachtet mir die Meister nicht und ehrt mir ihre Kunst."
Meyer ging und geht in seinem Beruf auf. "Er ist interessant und abwechslungsreich", sagt der Meister und hebt zugleich den Umgang mit den Menschen hervor. Das Frisieren wurde ihm mit in die Wiege gelegt. Vater Paul machte sich 1928 mit einem Friseurgeschäft in Rasberg selbstständig. Als er 1947 aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, setzte der Junior bei ihm die Lehre fort. Auch die Mutter war vom Fach. Später volontierte Wolf-Dieter Meyer als Friseur in Leipzig, wo er seine Gisela kennen lernte. Sie hatte ebenfalls das Friseurhandwerk von der Pike auf gelernt.
"Wir haben viel Freizeit für unseren Beruf geopfert", sagt Gisela Meyer. Wenn der Partner da nicht aus demselben Fach kommt, sei gar nicht so das Verständnis da. Wolf-Dieter Meyer wirkte zu DDR-Zeiten als Fachleiter im Altkreis Zeitz. Da galt es Tagungen zu besuchen. Die Arbeit mit Modellen gehörte genauso mit dazu wie die Ausgestaltung von Fachabenden, bei denen der Meister immer die aktuellsten Frisurentrends vorstellte. "Beim Frisieren muss man mit den Augen mausen", erzählt das Ehepaar, das aus besagtem Grund zig Meisterschaften im Frisieren besuchte. Angefangen von den Europameisterschaften in Prag und Budapest bis hin zu den Weltmeisterschaften. Die letzte fand im vergangenen Jahr in Nürnberg statt.
Auch im Bereich der Lehrlingsarbeit engagierte sich Wolf-Dieter Meyer. Noch bis zum vergangenen Jahr agierte er als Vorsitzender der Prüfungskommission. Meyers selbst haben die ganzen Jahre Lehrlinge ausgebildet. "Um die 20 kommen schon zusammen", so Meyer, der drei Angestellte und einen Lehrling im Salon beschäftigt.