Reformation geht weiter Wittenberg: Auch 2018 werden Kinder zu Kirchenführern ausgebildet

Wittenberg - Manche Ereignisse werfen nicht nur ihre Schatten voraus, bisweilen strahlen sie auch in die Zukunft. Dann wird gern von Nachhaltigkeit gesprochen - und im Fall der 2016 erstmals abgeschlossenen Kinderkirchenführer-Ausbildung in Wittenberg ist das genau so.
Denn mag auch die Weltausstellung Reformation „Tore der Freiheit“ von 2017 Geschichte sein, so soll das ehedem erfolgreich realisierte Projekt jetzt fortgesetzt werden.
Wie die Wittenberger Gemeindepädagogin Adelheid Ebel unter dem Motto „Reformation geht weiter… in gelungenen Projekten von 2017“ ankündigt, startet ein neuer Kurs am 22. Februar.
Durchgeführt wird er von Ebel und dem auch als Melanchthon-Darsteller bekannten Stadtführer Michael Schicketanz im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft.
Der Kurs ist für Kinder von zehn bis zwölf Jahren, er findet ab dem 22. Februar jeweils donnerstags von 14.30 bis 15.30 Uhr in der Evangelischen Gesamtschule „Philipp Melanchthon“ statt.
Die kostenfreie Ausbildung (Geld kommt u. a. vom Evangelischen Kirchenkreis Wittenberg) sieht vor, dass sich die Teilnehmenden bis zu den Osterferien mit den Grundlagen der Kirchenraumpädagogik vertraut machen.
Nach Ostern und bis zu den Pfingstferien werden sie in Schloss- und Stadtkirche üben. Dann beginnen die richtigen Führungen - immer freitags für eine Stunde an festgelegten Stationen. Die Kinder müssen nicht aus christlichen Familien kommen, sollten aber Interesse an Kirche und Religion mitbringen, erklärt auf MZ-Nachfrage Gemeindepädagogin Adelheid Ebel, welche die Kinder gemeinsam mit Marina Ungureanu (Gemeindepädagogin), mit dem Stadtführer Michael Schicketanz und Viola Mörbt betreut.
Auch die Kinderkirchenführer von 2017 sind eingeladen, sich erneut zu beteiligen. Für sie geht es einer Mitteilung zufolge nach Ostern los. Sie hätten nach dem Projekt gefragt, wieso nun Schluss sein sollte, heißt es, und auch: „Gestärkt in ihrem Selbstbewusstsein und im Auftreten vor Gästen, ausgerüstet mit Wissen, hatten sie sich immer sicherer gefühlt und Freude an der Aufgabe gefunden.“ (Cni)
››Anmeldungen per E-Mail [email protected] und unter Tel. 03491/505348.
Rückblende. Zu den ersten aktiven Kinderkirchenführern gehörte im Wittenberger Reformationssommer beispielsweise die zehnjährige Rike. Sie hatte sich intensiv mit einem Porträt des Mitbegründers der Inneren Mission, Johann Hinrich Wichern, befasst.
Zu sehen ist das Bildnis in der Schlosskirche, Rike hatte dort anlässlich einer Probeführung im Frühjahr 2017 wie berichtet mehr als einen guten Eindruck hinterlassen. Abgesehen von der Wissensaneignung über die beiden großen Wittenberger Innenstadtkirchen, ja, Kirche überhaupt, hatte Ebel besonders die positive Wirkung auf das Selbstwertgefühl betont.
Denn nicht alle waren bei Kursantritt gleichermaßen „forsch“ - am Ende aber konnte auch das eher schüchterne Kind selbstbewusst vor Publikum sprechen.
28 Kinder sind in Wittenberg Kirchenführer geworden
Insgesamt haben 28 Kinder 2017 bei dem Projekt mitgemacht - sie kamen aus den Gemeinden und von der Evangelischen Gesamtschule „Philipp Melanchthon“.
„Letztere haben Stationen in beiden Kirchen gehabt und auch in beiden Kirchen geführt. Die Gemeindekinder konnten sich entscheiden für eine der beiden Kirchen“, so Ebel.
Geführt haben sie an 14 Freitagen während des Sommers. Dazu habe es einige Sondertermine gegeben, etwa mit einer Gruppe von Studenten der Evangelischen Hochschule Berlin. „Sie sind über diese Zeit ,Fachleute’ geworden.
Kirchenführungen auch in Englisch
Wenn die Gäste Fragen hatten, haben sie sich bis zu ihrer nächsten Führung kundig gemacht, uns als Betreuer gefragt und so haben sie an Wissen dazugewonnen und es in ihre Führungen einfließen lassen“, erklärt Ebel.
Einige Stationen wurden zudem „auf Englisch bearbeitet“. Dabei geholfen haben den Angaben zufolge Jean und Stephen Godsall-Myers. Die US-Amerikaner waren fast 100 Tage als Bundesfreiwillige in der Schlosskirche tätig.
Für ihr Engagement haben sie kürzlich wie berichtet die Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt erhalten. Ebel betont, dass das englischsprachige Angebot auf jeden Fall 2018 für jene mit dazu gehören soll, „die es wollen und können“.
Ausbildung zum Kirchenführer startet im Februar
Was die Fortsetzung im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft betrifft, so sei das Projekt von Schicketanz und Ebel zu Beginn des Schuljahres in Elternversammlungen angekündigt und vorgestellt worden.
Für die AG eingesetzt hatte sich Ebel zufolge die Evangelische Gesamtschule in dem Bestreben, ihren Fünft- und Sechstklässlern die Ausbildung zum Kinderkirchenführer zu ermöglichen. „Die AG soll aber offen sein für Kinder aus anderen Schulen“, betont Ebel.
Wer Interesse hat, könne „zweimal schnuppern“, dann aber werde eine verbindliche Teilnahme bis Schuljahresende erwartet.
Ebel hofft auch 2018 auf die Unterstützung der Eltern, weil die Kinder zu den Führungen „vielleicht gebracht oder abgeholt werden müssen“. Weiter genutzt werden sollen die roten Kinderkirchenführer-Jacken, wie sie letztes Jahr zum Einsatz kamen.
Wie Ebel mitteilt, sind die Führungen mit den Kirchen schon vereinbart. Und sie erinnert noch einmal an die positive Resonanz 2017: „Oft haben in der Ferienzeit schon Familien vor den Kirchen gewartet, wenn die Kinderführungen anstanden.“
Indes haben die Kinder seinerzeit auch Erwachsene geführt. Und sie haben „kleine Aufgaben für die Gäste“ ersonnen und selbige damit auch ganz gezielt angesprochen. (mz)