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Tag der offenen Tür Tag der offenen Tür: Weihnachten im Wittenberger Augustinuswerk

Von Andreas Benedix 23.11.2014, 18:42
Der Adventskranz-Kauf beim Augustinuswerk ist für einige Wittenberger schon traditionell.
Der Adventskranz-Kauf beim Augustinuswerk ist für einige Wittenberger schon traditionell. Benedix Lizenz

Wittenberg - Vorweihnachtliche Klänge tönen durch die Flure der Hauptwerkstatt des Augustinuswerkes in der Wittenberger Gottlieb-Daimler-Straße. Es duftet nach Kaffee und Kuchen. Seit 18 Jahren wird am letzten Sonnabend vor dem ersten Adventswochenende der „Tag der Begegnung“ durchgeführt.

Begegnung mit Menschen

Für Matthias Monecke, Vorstandsvorsitzender des ökumenisch ausgerichteten Vereins, eine willkommene Gelegenheit, die Einrichtung einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. „Im Vordergrund steht die Begegnung von behinderten und nicht behinderten Menschen. Darüber hinaus können die Besucher das Gebäude besichtigen sowie die Produkte und Dienstleistungen unserer Werkstatt kennenlernen“, umreißt er das Anliegen dieser Veranstaltung.

Dass von der Möglichkeit des Erwerbs dieser Produkte reger Gebrauch gemacht wird, beweisen die langen Schlangen vor den Verkaufsständen. Besonders Adventsgestecke sind der Renner. Mit einem solchen kleinen Kunstwerk der Floristik haben sich auch Claudia Fellenberg und Ingrid Weinreich versorgt. „Wir kaufen gern etwas aus der Region. Außerdem dient es der Unterstützung des Augustinuswerkes und damit einem guten Zweck“, begründen sie ihre Entscheidung.

Spaß an der Arbeit

Gefertigt wurden die Gestecke im Betreuungsbereich von Barbara Dachroth. Die von ihr angeleiteten Menschen werden auf die Arbeit in einer der Werkstätten vorbereitet. Bereits 2006 nahm sie ihre Tätigkeit im Augustinuswerk auf. „ Ich wollte etwas Neues machen. Zu dieser Zeit war die Arbeit mit Behinderten nicht alltäglich und für mich eine Herausforderung, die ich damals suchte“, blickt sie zurück. Bereut hat sie ihre Entscheidung nie. „Wir werden zwar täglich aufs Neue gefordert, aber Spaß macht es nach wie vor“, resümiert die Ausbilderin.

Unter dem Leitsatz des Namensgebers Augustinus von Hippo „Liebe und tu, was du willst“ umsorgt das Wittenberger Augustinuswerk derzeit rund 700 Menschen. Teils stationär, teils ambulant werden Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Behinderungen sowie pflegebedürftige ältere Personen betreut. Besonderer Wert wird dabei auf die Förderung der Selbständigkeit gelegt. Wirkungsstätten des Vereins befinden sich in der Lutherstadt, in Jessen und in Bad Schmiedeberg.

Neben drei Wohneinrichtungen mit Betreuung, einem Altenpflegeheim und zwei Kindereinrichtungen verfügt die Organisation über fünf Werkstätten, in denen ein breites Spektrum an Tätigkeiten mit differenzierten Schwierigkeitsgraden vorgehalten wird. Insgesamt 240 Pflegekräfte, pädagogische Mitarbeiter, Ausbilder und technisches Personal sorgen für einen reibungslosen Betriebsablauf zum Wohle der ihnen anvertrauten Menschen.

Unter den Gästen ist auch Christian Tylsch, Fraktionsvorsitzender der CDU im Kreistag Wittenberg. „Wir haben schon immer einen guten Kontakt zum Augustinuswerk. Vor der Arbeit von Mitarbeitern und Vorstand muss man einfach Respekt haben - und in die Geschäftsstelle der CDU gehört nun mal ein Adventskranz. Nichts liegt also näher, als den hier zu kaufen“, erzählt er.

Inzwischen unterhalten körperlich und geistig gehandicapte Menschen die Besucher mit einem Theaterstück. Voller Hingabe agieren die Darsteller bei der Inszenierung des Märchens „Hans im Glück“. Mit Ehrgeiz und Fleiß wurde das Spektakel innerhalb der letzten Tage einstudiert. Ein lang anhaltender Applaus ist Lohn und Dank für die Mühe.

Staunen über das Spektrum

In den einzelnen Werkstätten erläutern die jeweiligen Ausbilder die dort praktizierten Tätigkeiten. Im Bereich für die mehrfach Schwerstbehinderten zeigt Bettina Mehlhorn, wie auf traditionelle Art und Weise Papier hergestellt und weiterverarbeitet wird. Angefangen bei der Zubereitung der Pülpe, über das Schöpfen bis hin zur Verarbeitung der Blätter zu Buchcovern werden alle Arbeitsgänge von ihren Schützlingen realisiert.

„Nicht jeder ist in der Lage, alle Arbeitsschritte durchzuführen. Die Arbeit wird deshalb individuell angepasst“, erläutert die junge Frau, die mit viel Fachwissen, aber auch Herz und Seele dabei ist. „Es macht einfach Freude zu sehen, wie stolz diese Menschen sind, wenn sie das Produkt ihrer Arbeit letztendlich in den Händen halten“, ist ihr Statement. „Man staunt, was die hier so alles machen“, raunt eine Zuschauerin ihrer Nachbarin zu. Mit diesem Eindruck ist sie am Ende des Tages nicht allein. (mz)