Soziales Jahr Soziales Jahr: 19-Jährige aus Mühlanger will ein Jahr in Nicaragua arbeiten
Mühlanger - Sie hinterlässt viel für ihre Reise ins Ungewisse: Eltern, Freunde und auch ihr Freund bleiben zurück, wenn Johanna Dannenberg aus Mühlanger am 8. August in das Flugzeug steigt. Für sie geht es nach Nicaragua, dort will sie Kinder unterstützen, die in großer Armut aufwachsen.
Ihre Idee, ein Freiwilliges Soziales Jahr im Ausland zu verbringen, hat wohl niemanden aus ihrem Umfeld überrascht. Denn die Abiturientin hat es schon einmal in die Ferne gezogen. Vor über drei Jahren brach die heute 19-Jährige nach Neuseeland auf und besuchte dort knapp ein halbes Jahr die Schule und lernte Land und Leute kennen. „Ich war damals als Austauschschülerin auf der Nordinsel in Neuseeland. Das halbe Jahr dort hat mir ziemlich gut gefallen“, erinnert sich Johanna Dannenberg.
Mehr als Englisch
Neuseeland war damit schon abgehakt, für ein Jahr mit einem Arbeitsvisum durch Australien zu reisen („Work und Travel“), kam nicht in Frage, „weil ich gerne noch eine andere Sprache vertiefen möchte als Englisch“, erklärt die Abiturientin.
Schnell wird sie auf das Programm „Weltwärts“ des Entwicklungsministeriums aufmerksam. Vor allem die Arbeit in einem sozialen Entwicklungshilfeprojekt reizt die Abiturientin, die später gerne auch im sozialen Bereich arbeiten möchte. „Ich habe im Weltwärts-Programm ein Projekt gefunden, das mich sehr interessiert hat und das im spanischsprachigen Ausland angesiedelt ist. Und so kam ich auf Nicaragua“, erklärt Johanna Dannenberg.
Das Programm „Weltwärts“ vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) und Entwicklung gibt es seit acht Jahren. Mit dem Programm können junge Menschen in Entwicklungsprojekten in der ganzen Welt arbeiten, laut Ministerium nehmen jährlich etwa 3000 junge Leute zwischen 18 und 28 Jahren an dem Programm teil. Das Besondere an dem Programm ist die Finanzierung des Aufenthaltes. „Weltwärts“-Teilnehmern wird der Flug bezahlt sowie Unterkunft und Verpflegung (erfolgt oft in Gastfamilien). Außerdem erhalten die Teilnehmer 100 Euro Taschengeld im Monat. In der Entwicklungsarbeit ist es sonst üblich, dass die Helfer ihren Aufenthalt selbst finanzieren, was aber gerade junge Leute selbst nur schwer umsetzen können. (mz/guc)
Anfangs gab es noch Zweifel, vor allem um die Sicherheit sorgen sich Familie und Freunde. Nicaragua, in Zentralamerika gelegen, ist eines der ärmsten Länder der Welt. 70 Prozent der Einwohner müssen pro Tag mit weniger als einem Euro auskommen. Aber auch Johanna Dannenberg konnte es sich nicht vorstellen, so lange so weit weg von ihrer Heimat zu sein. Ihre Mama war es, die Johanna am Ende überzeugte: „Sie hat gesagt: Du musst dir bewusst sein, dass du diese Chance nicht noch einmal bekommst“, erinnert sie sich.
Seit diesem Zeitpunkt gibt es keine Zweifel mehr. Dannenberg findet in der im Norden Nicaraguas gelegenen Stadt Ocotal ein Projekt, das sie gern unterstützen möchte. In der Kinderbibliothek „Las Abejitas“ (dt. „die Bienchen“) wird sie als Freiwillige die Bildungsarbeit vor Ort unterstützen. „Der Zugang zu Kultur und Bildung ist für die Kinder der Armen unendlich schwierig, obwohl diese doch für ihre Entwicklung so wichtig ist.“
In diese Bibliothek kommen täglich 60 bis 200 Kinder, die dort Hausaufgaben erledigen, aber auch jene, die nicht in die Schule gehen, da sie auf der Straße arbeiten müssen, um Geld für die Familie zu verdienen. Sie ist aber ebenso eine Anlaufstelle für Kinder, die dort Geborgenheit und Halt finden und beim Märchen lesen, basteln, malen oder musizieren einfach Kind sein und ihre Probleme vergessen können.
Welche Aufgaben genau auf Johanna Dannenberg in Ocotal warten, das wird sich vor Ort entscheiden. Auch, wie sie sich als Europäerin vor Ort bewegen kann, wird sie erst dort erfahren. Ungewiss ist zudem, wo die 19-Jährige unterkommt. Ihre Gastfamilie kennt sie noch nicht.
Dafür hat sie aber in einem Vorbereitungsseminar in Wiesbaden, wo der evangelische Verein für Innere Mission sitzt, der sie nach Nicaragua entsendet, bereits eine andere Freiwillige kennengelernt, die bei ihrer Ankunft noch vor Ort sein wird. Ein bekanntes Gesicht - in einer völlig neuen Umgebung. Darauf freut sich Johanna Dannenberg bei ihrer Reise ins Ungewisse.
Verein sucht Unterstützer
Mit der Teilnahme am Weltwärts-Programm wird ein Großteil der Kosten (Reise, Unterkunft, Verpflegung, Taschengeld) des Freiwilligenjahres durch das Bundesentwicklungsministerium finanziert. 25 Prozent der Kosten werden durch den entsendenden Verein in Wiesbaden getragen.
Wer möchte, kann den Freiwilligendienst von Johanna Dannenberg unterstützen, sie freut sich garantiert über jeden Spender. Spendenkonto: Evangelischer Verein für Innere Mission, Betreff: Weltwärts Johanna Dannenberg, IBAN: DE37 5502 0500 0004 6010 00, BIC: BFSWDE33MNZ (mz)