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Politische Vorlieben ziemlich stabil

Von Marcel Duclaud 18.09.2005, 13:12

Wittenberg/MZ. - "Bei mir gibt es keine Kehrtwendung", erklärte ganz entschieden Erich Herms vor dem Wahllokal in Grabo. Mit 112 Wahlberechtigten zählt es zu den kleinsten im Landkreis. Üblicherweise nehmen ihr Wahlrecht dort zwischen 70 und 80 Bürger wahr, weiß der Wahlvorstand - ein eingespieltes Team: "Drei Mann von uns sind schon 30 Jahre dabei", berichtet Horst Kirschner. Für Herms ist es übrigens keine Frage, wählen zu gehen: "Ich bin immer dabei." Wie auch Ute Mantzke: "Wenn ich nicht wähle, ändert sich erst recht nichts. Und es muss doch mal was vorwärts gehen", befindet die Graboerin, für die seit langem klar ist, wem sie ihre Stimme gibt.

Genau überlegt, wie er taktisch klug seine beiden Stimmen verteilt, hat sich hingegen Hans-Joachim Henze aus Mochau: "Es ist schon eine besondere Wahl, zwingend erforderlich sind Mehrheiten, die es schaffen, den Reformstau zu beseitigen." Ohne Belastungen, ahnt er, wird es nicht abgehen. Nur die müssten gerecht verteilt werden. Das meint auch Bertram Schollbach, ein junger Mann aus Mochau. Veränderungen seien unumgänglich, Einschnitte wohl ebenso - nur sie dürften nicht überwiegend zu Lasten derer gehen, die eh schon nicht viel haben. Übrigens erklärt auch er: "Ich habe meine Meinung und weiß, wen ich wähle, da wackele ich nicht."

Ein bisschen anders ist das bei Beate Stephan aus Nudersdorf, die mit Mann und Tochter unterwegs war zum Wahllokal: "Ich habe schon geschwankt", bekennt sie. "Die Entscheidung fiel schwerer als sonst." Beeinflusst wurde sie nicht zuletzt durch Diskussionen in der Familie. Sie hofft, dass sich in Ostdeutschland etwas ändert, was den Mangel an Arbeitsplätze für ältere Menschen betrifft. Und für jüngere, wirft Tochter Astrid Stephan ein. Die junge Frau arbeitet seit mehreren Jahren als Informatikerin in Baden-Württemberg. Sie würde gerne zurück kehren in die Heimat - wenn sie denn einen Job fände.

Das Thema Arbeit ist auch für Anja Wildenhain die alles überragende Frage, die ihre Wahlentscheidung letztlich bestimmt hat. Die junge Nudersdorferin war mehrere Jahre bei der Bundeswehr, unter anderem eingesetzt in Bosnien, aufgehört hat sie nicht zuletzt aus Gewissensgründen. Jetzt absolviert sie eine Umschulung zur Steuerfachangestellten. Was ihr wichtig ist? "Dass keiner Angst um seine Existenz haben muss, und dass ich meinem Kind ein anständiges Dasein sichern kann."