MZ-Serie Teil 1 Nicaragua: Johanna Dannenberg aus Mühlanger (Kreis Wittenberg) absolviert Freiwilliges Soziales Jahr mit Weltwärts
Ocotal/Nicaragua - Während ich endlich dazu komme, einige meiner unzähligen ersten Eindrücke festzuhalten, geht das Licht aus - das vierte Mal innerhalb der letzten drei Wochen. Willkommen auf der anderen Seite der Erde, willkommen in meiner dritten Welt, willkommen in Nicaragua.
Die 19-jährige Johanna Dannenberg absolviert in Nicaragua in der Kinderbibliothek „Las Abejitas“ ein Freiwilliges Soziales Jahr. Über das Programm „Weltwärts“ vom Ministerium für Entwicklung ist sie in Ocotal, im Norden Nicaraguas, eingesetzt. Die junge Frau aus Mühlanger wird in der MZ regelmäßig über ihr Leben am anderen Ende der Welt berichten und erzählen, wie es ihr in dem Jahr ergeht.
Deutsch zu sein kann bei einer solchen Unternehmung manchmal etwas anstrengend sein, vor allem wenn man es gewohnt ist, dass man etwas organisiert und dann alles nach Plan läuft. Schon meine Reise nach Nicaragua verlief alles andere, als nach Plan.
An einem Montag im August sollte mein Flug um 10.55 Uhr von München nach Atlanta starten, dann sollte es weiter in die Hauptstadt Nicaraguas, nach Managua gehen, 35 Kilo Gepäck habe ich im Koffer. Schon das Einchecken gestaltete sich schwierig, denn der Computer erklärte meine Einreisegenehmigung für die USA für ungültig. Als das Problem sich dann doch klärte, streikte das Gepäckband, hinter mir wurde die Schlange immer länger.
Doch das sollte nicht das einzige Problem bleiben, denn der Abflug verzögerte sich immer weiter. Gegen 15 Uhr sollte es dann endlich los gehen, ich hatte mich bereits von Familie und Freund verabschiedet. Mit dem Bus ging es zum Flugzeug, doch dort ließ man uns nicht aussteigen. Schließlich wurde bekanntgegeben, dass Crew und Pilot ihre Flugstunden überschritten hätten und dass der Flug deshalb auf den nächsten Tag verschoben werden muss.
Stromausfall in Atlanta verschiebt Abreise aus München nach Nicaragua
Später las ich in den Nachrichten, dass ein Stromausfall in Atlanta für die Störung und unsere Verspätung verantwortlich war, überall gab es Flugausfälle. Allen 500 Passagieren wurden Übernachtungen angeboten, ich hatte Glück, dass mein Onkel mich vom Flughafen abholen konnte, so dass ich meine letzte Nacht in Deutschland nicht im Hotel verbringen musste.
Nach unterschiedlichen Auskünften der Fluggesellschaft und großem Chaos, einer zweiten Verabschiedungsrunde und erneutem Einchecken, durfte ich dann doch abheben in Richtung Nicaragua. Über Miami sollte es jetzt nach Managua gehen. In Miami setzte sich das große Chaos fort: Niemand wusste, wo der Schalter der Fluggesellschaft zu finden ist, wo die umsteigenden Passagiere ihre Tickets bekommen sollten, auch das Gepäck sollten wir abholen.
Nerven wurden beim Umsteigen in Miama arg strapaziert
Wäre ich nicht mit einer Frau mit dem gleichen Reiseziel unterwegs gewesen, hätte ich wahrscheinlich ganz die Nerven verloren. Dass ich dann doch noch in Managua angekommen bin, mit einem Tag Verspätung, erscheint mir jetzt - mit ein bisschen Abstand - fast wie ein Wunder.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie Johanna Dannenberg bei ihrer Gastfamilie im Norden Nicaragua ankommt.
Ankunft in Managua, im Norden Nicaraguas
Ich war in Managua nicht mehr überrascht, dass ich meine Mentorin Noribel nicht erblicken konnte. Ich hatte ihr zwar in gebrochenem Spanisch Nachrichten gesendet sowie ein Bild von mir, allerdings war das erst in Miami mit gesicherten Informationen möglich. Zum Glück gab es am Flughafen freies Wlan, außerdem bekam ich Hilfe. Die Söhne meiner Mitreisenden riefen meine Mentorin an, die mich dann doch fand.
Völlig erschöpft stand mir dann noch eine vierstündige Fahrt nach Ocotal, in den Norden Nicaraguas, bevor. Ich war Noribel sehr dankbar, dass sie mir etwas zu essen mitgebracht hatte, da ich wegen der ganzen Verspätungen, Komplikationen und der Eile am Flughafen in den zwei Tagen kaum etwas zu essen bekommen hatte. Gegen 22 Uhr Ortszeit war ich schließlich am Ziel meiner langen Reise angekommen: Ocotal, zu Hause bei Familie Doña Maura.
Bei mir konnte sich bei meiner Ankunft aber leider nicht das Gefühl von Fröhlichkeit und Erleichterung einstellen. Ich war etwas erschrocken über die Eindrücke, die ich auf der Fahrt von Managua nach Ocotal gewonnen hatte. Vor meiner Reise hatte ich mich natürlich darauf vorbereitet, eine ganz andere Welt kennenzulernen.
Doch bei meiner Ankunft kam mir das alles anders vor, es waren zu viele Eindrücke auf einmal, alles wirkte vollkommen fremd und neu. Die einfachen Lebensumstände, dass viele Leute in sehr kleinen Hütten mit Wellblechdächern leben, welche so gar nicht mit „westlichen Standards“ vergleichbar sind, haben mich trotzdem sehr überrascht. Ich bin mir im Nachhinein aber sicher, dass ich dies alles anders wahrgenommen hätte, wenn die Anreise nicht so chaotisch verlaufen wäre.
Bei meiner Ankunft wurde ich sehr herzlich von meiner Gastmutter und der Familie begrüßt. Mein Zimmer ist sehr schön eingerichtet. Die erste Nacht konnte ich trotzdem nicht gut schlafen. Ich war aufgeregt, die Wärme machte mir zu schaffen, die Hunde bellten sehr lang und die Hähne krähten schon ab 2 Uhr um die Wette.
Endlich Lebenszeichen nach Mühlanger
Am nächsten Morgen sah die Welt dann aber schon ganz anders aus. Ich bekam ein sehr leckeres Frühstück, konnte meinen Gastvater begrüßen, welcher mir von Anfang an sehr sympathisch war. Zu guter Letzt brachte mich meine Gastmutter in einen Park, wo es öffentliches Wlan gibt, so dass ich mich endlich zu Hause melden konnte, um alle zu beruhigen. (mz)