Luthers Hochzeit in Wittenberg Luthers Hochzeit in Wittenberg: Theo Theodor wird Herold

Wittenberg - Behutsam hält Peter Pajak das Herolds-Gewand von Jürgen Simon: „Fast ein Relikt“, sagt der Wittenberger, der zum Team der Organisatoren von „Luthers Hochzeit“ gehört. Simon hat bekanntlich das Stadtfest mit kräftiger Stimme als Herold mehr als 20 Jahre geprägt.
Im vergangenen Jahr dankte er ab - jetzt folgt ihm ein Mann nach, der mindestens ein Original ist: der Reimesprecher Theo Theodor aus Pirna, der als Quacksalber und Moderator schon Spuren hinterlassen hat beim Wittenberger Stadtfest.
Simon spendet ihm sein Gewand. Theo Theodor soll bis mindestens 2022 dem Herold sein Gesicht leihen: „Wir brauchen wiedererkennbare Figuren und Leute, die mit Herzblut dabei sind“, sagt Pajak. Der Herold begleitet die Zeremonien, er moderiert den Festumzug und die Hochzeitstafel.
Die 25. Auflage des weithin berühmten Mittelalter-Festes, das sich auf die unerhörte Eheschließung des einstigen Mönches Martin Luther mit der geflüchteten Nonne Katharina von Bora am 13. Juni 1525 bezieht, steht vor der Tür. Ab Freitag nächster Woche klingen die Fanfaren, warten die Gaukler, Händler und Musikanten, bereiten sich Hunderte Wittenberger auf den großen Festumzug am Samstag vor.
Die Vorbereitungen laufen seit Monaten, die heiße Phase hat längst begonnen. Und es wird in diesem Jahr zwar nicht zu inhaltlichen, dafür aber zu einigen organisatorischen Änderungen kommen.
Zuvörderst ist das veränderte Festgebiet zu nennen. Die Collegienstraße fällt weitgehend weg, die Wallstraße kommt hinzu. Pajak verspricht sich mehr Kompaktheit, ein Zusammenrücken der Erlebnisbereiche. Die Wallstraße mit nahen Wiesen und Bäumen und dem Zugang zu den Gärten hält er für geeigneter als die lange Collegienstraße.
Zu den Gärten, die erreicht werden können von der Wallstraße zählen neben Weber- und Cranach- und Schloss-Hof und dem Hof der Bibliothek als neue Areale der Garten vom Verein Pflug mit einer Bühne und ein Jägerhof (Schlossstraße 12) als private Initiative. Die Jägerschaft des Kurfürsten gestaltet nicht nur den Hof, sie präsentiert sich samt Jagdhunden und -bläsern auch als weiteres Bild im Festumzug.
Zu den neuen Gästen zählen laut Pajak im Übrigen auch 20 Mitglieder einer Rittergarde aus dem rumänischen Mediasch, bald neue Partnerstadt von Wittenberg.
Komplett verändert ist wie berichtet das Ticketsystem beim diesjährigen Fest. Die getöpferten Plaketten sind Geschichte, was nicht wenige bedauern, dafür gibt es jetzt Bändchen aus Stoff - mehrfarbig. Und mit unterschiedlicher Gültigkeit.
Blau gilt für Freitag, gelb für Samstag, rot für Sonntag. Die Tagestickets sind für zehn Euro zu haben. Ein silbernes Bändchen im Vorverkauf kostet zwölf Euro und gilt alle drei Tage, grüne werden ab Freitag für 15 Euro verkauft und gelten ebenfalls die gesamte Zeit.
Schließlich gibt es noch schwarze Bändchen für Mitwirkende und pinke für Menschen mit Anrecht auf Ermäßigung zu fünf Euro (Händler, Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahre, Inhaber eines Familien- und Sozialpasses).
Dass das neue System nicht zuletzt mit dem Kostendruck zu tun hat, unter dem die Organisatoren von der Marketing GmbH stehen, verhehlt Pajak nicht. Sämtliche Kosten steigen, die Zuwendungen aber nicht. „Wenn Qualität und Quantität gehalten werden sollen, haben wir keine Wahl.“
Was das wie stets außerordentlich üppige und vielfältige Programm betrifft, will Pajak nur wenig hervorheben. Corvus Corax kommt wieder auf die Schlosswiese (Freitag), nach mehrjähriger Abstinenz. „Bei den Fans ist die Freude groß.“
Eloy de Jong, Popsänger aus Holland, ist auf dem Marktplatz zu erleben, Lou Bega, ein Star der 1990er Jahre, ebenfalls. Auch Eric Fish, Sänger von Subway to Sally, tritt auf (Freitagabend im Cranach-Hof). Freitag kommt zudem eine Tina Turner Tribute Band (Markt).
Neu ist überdies ein Wagenrad-Turney um die Gunst des Kurfürsten (Sonntag, 15.30 Uhr, Schlosswiese). Es handelt sich um eine Art Tauziehen mit Wagenrad. Die Idee stammt vom Wittenberger Fanfarenzug. Mehrere Teams aus Stadtfest-Vereinen sind dabei und messen die Kräfte, der Kurfürst ist Schiedsrichter. Preis: ein Fass Bier. (mz)