Frühlingserwachen Wörlitz: Frühlingserwachen Wörlitz: Traumhaft schön

Wörlitz - Nachhaltigkeit wird belohnt. Viele Jahre, nachdem die Wörlitzer Sportfrauen ihr Hochwasserprogramm zeigten, gibt es nun dafür einen Preis. Noch einmal legten die Damen ihre Kostüme an: Sie wurden zur Kettenbrücke, zur Weißen Brücke, waren schwarzer Schwan und Goldene Urne, selbst die Quellnymphe Egeria und der Wörlitzer Vulkan waren dabei.

All dies war zu sehen und zu bestaunen beim Festumzug des Frühlingserwachens in Wörlitz. „Wir haben damals so viel Liebe in die Kostüme gesteckt, die mussten wir einfach noch einmal zeigen“, sagt Sportfrau Astrid Franke Samstagmittag.

Da ist die Damenmannschaft der Gymnastikgruppe schon begehrtes Fotomotiv auf der Wiese vor dem Schloss, denn soeben hat sie den Preis für die beste Kostümierung im Zug gewonnen.

Noch in diesem Sommer gondeln die 16 Frauen über den See und werden beim gewonnenen Ausflug beköstigt. „Da freuen wir uns drauf“, meint Franke und stellt sich fürs nächste Foto zu den anderen Sportfrauen.

Mehr fotografiert sind an diesem wohl sonnigsten Auftakt in die Saison des Dessau-Wörlitzer Gartenreiches vermutlich nur die wandelnden Blumenmädchen des Märchenlandes. Über Stunden bewahren Stiefmütterchen, Tulpe und Forsythie kerzengerade Haltung unter ihren ausladenden Blumenhüten. „Wir sind im Tragen schon erprobt“, sagt Jeanette unter der gelben Forsythienpracht.

Marieke, das Stiefmütterchen, war im vergangenen Jahr noch ein Häschen in der Häschenschule. Nun ist sie aufgestiegen zur Blumenfigur und freut sich über den warmen Tag. „Zum Glück mussten wir keine Wintersachen drunter ziehen.“

Die wären an den beiden Tagen des vergangenen Wochenendes wohl auch das überflüssigste Zubehör gewesen. Nahezu jede Wettervariante hat es in den vergangenen Jahren beim Frühlingserwachen schon gegeben: Schnee, Regen, Kälte und sehr selten Sonne. Dieses Mal aber wurde der Frühling so malerisch wachgeküsst wie noch nie.

Das lockte am ersten Tag reichlich Gäste an. Vom Gasthaus „Eichenkranz“ bis zum Rathaus der Parkstadt säumen die Menschen den Straßenrand und warten auf den Startschuss zum traditionellen Umzug. Punkt elf Uhr setzt er sich in Bewegung, so lang diesmal, dass am Startpunkt noch immer moderiert wird, während die Spitze schon fast am Ziel ist.

Es braucht eben Zeit, bis all die Schulen und Kindereinrichtungen der Region, die Vereine und Sportgruppen, Fanfaren- und Spielmannszug passieren und von den Moderatoren Nadine Göring und Ralf Laaß angekündigt sind. Das wirkt zuweilen etwas unvorbereitet, wenn Laaß den „stellvertretenden Landkreis“ begrüßt und eigentlich den Vize-Landrat meint. Die Eigenwerbung am Mikrofon macht die Sache für den Gastronomen nicht besser.

Da wünschte man der Tourismuschefin des Ortes einen kompetenteren Partner an die Seite. Freuen kann man sich da doch mehr über die vielen schönen Bilder, die für den Umzug erfunden wurden. Die Oranienbaumer Gesamtschule hat im Gartenreich ein Drachenreich entdeckt und läuft mit meterlangem chinesischen Drachen auf.

Großformatige Fotos sind eine Drachenkollektion aus Schlössern und Gebäuden, vom Dachspeier bis zum Wandrelief. Beliebt und beklatscht sind wie schon oft die Hühner und Hähne des Geflügelvereins, der nur zwei Kükenkinder im Handwagenstall lassen muss. In Vockerode und Riesigk besteht noch Stallpflicht für Geflügel.

Angekommen vorm Schloss ergreifen Fürstin Louise und Fürst Franz das Wort. Es ist eine Premiere für den neuen Mann an der Seite von Schauspielerin Christel Ortmann, erstmals hat Sascha Nikolic, Theaterkollege aus Dessau und Chorist, die Rolle des Landesvaters übernommen und füllt diese souverän.

So wie auch das Wörlitzer Märchenland mehrmals an beiden Tagen die Häschenschule auf die Wiese vor das Küchengebäude bringt und dort die Bilderbuch-Geschichte von Albert Sixtus ganz entzückend illustriert und in lebendige Figuren verwandelt.

Frühlingsmarkt, Führungen durch Park, Schloss und Eichenkranz, Konzert und Theater bieten den tausenden Besuchern dieses Wochenendes ein Programm, das Lust auf die neue Gartenreichsaison macht. „Ich glaube, das ist ein Besucherrekord“, meint Tourismus-Chefin Nadine Göring schon am ersten Tag.

So kann und darf es in den Parks des Gartenreichs gern weiter gehen. Vielleicht schon am kommenden Wochenende. Da wird der nächste Sanierungsschritt im Wörlitzer Schloss gefeiert. (mz)