Drinks & Food Drinks & Food: Künftig kein Likör mehr aus Zahna

Zahna - Paukenschlag in Zahna: Die traditionsreiche Herstellung von Spirituosen wird eingestellt. Das teilte gestern Nachmittag die Sprecherin des Unternehmens, Stella Bouchette, mit. Sie verhehlt im Gespräch mit der MZ nicht, dass die Entscheidung eine „Überraschung“ sei, mit der man in Zahna offenkundig nicht gerechnet hat.
Überangebot auf den Märkten
Laut Presseerklärung des Unternehmens hat die niederländische Muttergesellschaft „nach intensiven Überlegungen beschlossen“, ihre Produktionsstätten in Deutschland und den Niederlanden „effizienter zu gestalten“. Zwar habe sich die Zahnaer Drinks & Food Vertriebs GmbH ab dem Jahr 2006 „erfolgversprechend“ in die Unternehmensgruppe Koninklijke Distilleerderij M. Dirkzwager B.V. eingegliedert, insbesondere der Vertriebsbereich entwickelte sich erwartungsgemäß, so Bouchette. Leider bestehe aber „weiterhin ein Überangebot auf den wesentlichen Märkten, so dass die Geschäftsergebnisse der Vergangenheit den Erwartungen nicht entsprechen konnten“.
Bereits seit dem 19. Jahrhundert werden Spirituosen in der Zahnaer Likörfabrik hergestellt. Im Jahr 2012 waren es stattliche 15 Millionen Flaschen. Rund 80 Produkte in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen und Größen wurden produziert und vertrieben, letzteres betrifft auch Erzeugnisse anderer Hersteller.
Auch wenn die Produktion geschlossen wird, soll die Kräuteressenzherstellung für Produkte wie Zinnaer Klosterbruder und Fläminger Jagd weiterhin in der Regionen erfolgen. Das Unternehmen verfügt über fünf Standorte: drei in Holland, einer in Polen, einer in Deutschland.
Aus diesem Grund wurde die Stilllegung der Produktion von Spirituosen „sowie der bisher intern geführten, mit der Produktion im Zusammenhang stehenden Bereiche“ zum 28. Februar 2015 beschlossen. Neue Produktionsverträge würden nicht mehr angenommen, bestehende bis voraussichtlich Herbst in Zahna erfüllt, vom 30. September ist die Rede. Danach sollen externe Dienstleister oder Schwesterbetriebe in den Niederlanden die Herstellung übernehmen. Denn erfolgreich am Markt sind Sorten wie „Fläminger Jagd“, „Romanza Amaretto“, „Feiner alter Asmussen Rum“ oder der „Zinnaer Klosterbruder“ nach wie vor.
Allerdings sei die Konkurrenz eben stark. Der Entschluss, Drinks & Food am Standort Zahna „strategisch neu auszurichten, ist kein leichter“, heißt es denn auch in der Presseerklärung.
Vertrieb und Logistik bleiben
„Strategisch neu ausrichten“ bedeutet nach den Worten von Stella Bouchette, dass Vertrieb und Logistik-Zentrum in Zahna erhalten bleiben. Von den knapp 140 Stellen am Standort sind rund 60 Vollzeit- und Teilzeit-Jobs betroffen. Betriebsbedingte Kündigungen sollen „nur soweit wie nötig vorgenommen“ werden, wie es etwas wolkig heißt. Im Einvernehmen mit dem Betriebsrat, der gestern über das Aus für die Produktion informiert wurde, wird jetzt „nach einer guten sozialverträglichen Lösung gesucht“. Befristete Arbeitsverhältnisse in den betroffenen Bereichen laufen aus.
Die Neuausrichtung sei eine „Stärkung der Drinks & Food Vertriebs GmbH als Vertriebs- sowie Logistikzentrum für den nationalen und internationalen Markt“, steht im Pressetext zu lesen. Und weiter: Mit der Umstrukturierung könne sich der Standort Zahna „effizienter auf die Erschließung neuer Märkte konzentrieren“. Von Schärfung des Markenprofils und Zukunftsorientierung ist die Rede. Ob das ohne Produktion funktioniert, wird sich zeigen. Gewiss ist, dass eine lange Tradition ihrem Ende entgegen geht. (mz)