Ausstellung im Cranach-Haus Ausstellung im Cranach-Haus: Frederike von Cranach zeigt Kunstwerke

Wittenberg - „So viele Cranachs hatten wir hier noch nie“, staunt ein Besucher bei der Eröffnung der jüngsten Ausstellung im Cranachhaus am Wochenende. Gemeint sind nicht Gemälde, nein, es geht um Menschen.
Nicht nur Frederike von Cranach - Künstlerin, wie der berühmte Vorfahr - ist aus London gekommen, um ihre Werke zu präsentieren. Ihr Bruder Lucas von Cranach ist ebenfalls mit der ganzen Familie aus Berlin angereist. Auch er pflegt letztlich das familiäre Erbe, wenngleich in einem anderen Metier: Als Unternehmer gründete er vor zehn Jahren „Onefootball“ und machte die Sport- App zu einer der reichweitenstärksten Fußball-Plattformen der Welt. Heute gibt es sie in 15 Sprachen und erreicht rund 35 Millionen Nutzer weltweit. So wie einst Cranach sich das neue Medium Buchdruck zunutze machte, setzt auch die 14. Generation der Cranachs erfolgreich auf Innovation und Kreativität.
„Gerade das Multitalent von Lucas Cranach fasziniert mich“, sagt Frederike von Cranach. Das sei doch hochaktuell und verbinde sie durchaus mit dem Vorfahren. „Ich lege mich auch nicht gern auf eine Sache fest“, unterstreicht sie. Ursprünglich hatte die 1976 in Heidelberg Geborene Modedesign studiert, und damit auch schon Cranach dem Älteren nachgeeifert. Schließlich war dieser am Hofe Friedrichs des Weisen nicht allein als Maler, sondern auch als Designer tätig, entwarf Schmuckstücke, Möbel und nicht zuletzt die bekannten „Cranachgewänder“.
Ein halbes Jahrtausend später stellte die Nachfahrin dann aber fest, dass im Studium die Kreativität eine deutlich größere Rolle spielt als im Berufsalltag und sie wandte sich der Kunst zu. „Die Kreativität hat sich letztlich durchgesetzt.“ Dass sich ihre künstlerische Ader auf den Renaissancemaler zurückführen lässt, findet sie nach 500 Jahren allerdings doch etwas weit hergeholt. Zumal ihr Vater als Nachkomme von Cranach eher in der klassischen Unternehmertradition stehe. „Das Kreative kommt ironischerweise eher von meiner Mutter“, erklärt sie lachend.
Im Übrigen findet sie die Frage nach der Herkunft letztlich zweitrangig. Es sei zwar schön, seinen Stammbaum nachvollziehen zu können, aber „am Ende ist es nur ein Name“, findet die Künstlerin. Ein wohlklingender zwar und auch einer, der einem manche Tür öffne, aber vor allem geht es Frederike von Cranach darum, „nach vorne zu blicken und selbst etwas zu schaffen“.
Gleichwohl hat sie sich für die Ausstellung in Wittenberg – zum ersten Mal in ihrer Karriere – kreativ mit Lucas Cranach auseinandergesetzt und versucht, die familiäre Verbindung auch künstlerisch wirksam werden zu lassen. Bei der Suche nach Anknüpfungspunkten sei sie auf die Cranach’schen Drucke gestoßen. „Das ist die Schnittmenge.“ So sind in der Ausstellung Bilder von Frederike von Cranach zu sehen, die Motive aus Lucas Cranachs Holzschnitt „Die Verdammten im Höllenfeuer“ aufnehmen.
Eines der gezeigten Bilder fällt indes etwas aus dem Rahmen. Es ist ein handgeschriebener Stammbaum der Familie Cranach über 14 Generationen hinweg von Lucas Cranach dem Älteren über Lucas Cranach den Jüngeren bis hin zu Frederike und ihrem Bruder - Lucas von Cranach dem Allerjüngsten.
In Wittenberg im Haus des berühmten Vorfahren auszustellen, ist dann eben doch etwas Besonderes. Sie wohne und übernachte auch im Cranachhaus selbst, so die Künstlerin. Das fühle sich komisch an, „aber zugleich auch ein wenig heimelig“, hat sie zu ihrem eigenen Erstaunen festgestellt.
(mz)

