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Anschläge in Gräfenhainichen Anschläge in Gräfenhainichen: Stadträte brechen das Schweigen

01.03.2016, 17:24
Gräfenhainichens Ratschef Günter Schöley verurteilt die Anschläge auf die Flüchtlingsunterkunft.
Gräfenhainichens Ratschef Günter Schöley verurteilt die Anschläge auf die Flüchtlingsunterkunft. Klitzsch

Gräfenhainichen - Die Gräfenhainichener Stadträte haben am Dienstag um 13.33 Uhr ihr Schweigegelübde - in der Vorwoche wird ein Disput zu den dramatischen Ereignissen im Rat noch abgelehnt - gebrochen. In einer Pressemitteilung heißt es: „Die Fraktionsvorsitzenden haben sich kurzfristig zu einem Gespräch mit Bürgermeister und Stadtratsvorsitzenden zusammengefunden.“ Grund dieses Treffens sei der jüngste Anschlag auf das als Flüchtlingsunterkunft geplante und als Schleifergebäude bekannte Objekt im Gadewitzer Weg in Gräfenhainichen gewesen.

„Diese wiederholten Anschläge, welche nun am letzten Freitag eine neue Qualität erreicht haben, werden von allen demokratischen Kräften im Stadtrat mit Nachdruck verurteilt“, betont Ratschef Günter Schöley (CDU). Nach den Schüssen bestehe Einigkeit darin, sich durch „diese verbrecherischen Gewalttaten nicht einschüchtern zu lassen“. Die Fraktionsvorsitzenden betonten, dass dies nicht das Bild der Stadt sei, mit dem Gräfenhainichen im Fokus überregionaler Medien stehen will. Vielmehr sei es das Ziel des Stadtrates, den Ort als eine lebens- und liebenswerte Stadt zu präsentieren. Die Fraktionschefs verweisen in ihrer Erklärung „auf die zahlreichen Beispiele breiter, funktionierender Anstrengungen zur Integration“.

Offene Gesprächskultur schaffen

„Das vielfache Engagement von Sportvereinen, die ganz selbstverständlich offen für Flüchtlinge sind und diese auch schon zahlreich in das Vereinsleben einbeziehen, steht dafür genauso wie beispielsweise die Ländliche Erwachsenenbildung, die mit Ehrenamtlichen vor Ort Integration tagtäglich lebt.“ Ortsbürgermeisterin Christel Lück (Linke) betont, sie werde in den Sprechstunden auch weiterhin Gespräche mit Einwohnern zum Thema Asyl anbieten. Eine gesunde Gesprächskultur und Willen zum Dialog von allen Seiten sei die Grundlage des gesellschaftlichen Zusammenlebens, erklärte sie.

Deutlich schneller als die demokratischen Parteien hat die rechte Szene reagiert. Bei Facebook berufen sie sich auf überregionale Medien und sehen ihre Angaben bestätigt. Demnach leben in der Gartenstraße 170 Flüchtlinge. Die Zahl stimme aber nicht, betont Gräfenhainichens Bürgermeister Enrico Schilling (CDU). „Es sind 114“, sagt er. Darüber hinaus haben 16 weitere Menschen Aufenthaltstitel erhalten. Sie zählen also nicht mehr zu den Kategorien Flüchtling oder Asylbewerber. (mz)