Anschlag auf Flüchtlingsunterkunft Anschlag auf Flüchtlingsunterkunft: Scheiben an Schleifer-Gebäude eingeworfen
Gräfenhainichen - Erneut ist das ehemalige Schleifer-Gebäude in Gräfenhainichen zum Ziel eines Anschlags geworden. Unbekannte warfen am Montagabend zwischen 19.45 Uhr und 19.50 Uhr vier Scheiben im rückwärtigen Bereich des ehemaligen Bürogebäudes ein, der als Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge umgebaut werden sollte. "Die Scheiben wurden offenbar mit Steinen eingeworfen, es handelt sich um eine Sachbeschädigung", erklärt Polizeisprecher Maik Strömer auf Nachfrage der Mitteldeutschen Zeitung. Die Polizei und der polizeiliche Staatsschutz ermitteln. Die Schadenssumme soll im vierstelligen Bereich liegen.
Die Polizei bittet Zeugen, die mögliche Hinweise zur Aufklärung der Straftat geben können, sich bei der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost unter 0340 / 6000-291 oder per E-Mail an [email protected] zu melden.
Sebastian Striegel, Innenpolitischer Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion äußerte sich noch am Dienstagmittag zu dem Anschlag: „Ich bin entsetzt, mit welcher kriminellen Energie Neonazis und Rassisten die Unterbringung von schutzsuchenden Menschen in Gräfenhainichen verhindern wollen. Die Täter müssen ermittelt und hart bestraft werden. Das Willkommensbündnis in Gräfenhainichen zeigt durch seine Arbeit täglich, dass gegen solche Kriminellen nur eine gelebte Ankommenskultur etwas ausrichten kann. Die Täter werden durch ihr Tun nicht verhindern, dass Geflüchtete im Landkreis Wittenberg ein neues und sicheres Zuhause finden!"
Auch Kreistagsmitglied Reinhild Hugenroth (Grüne) sekundiert ihm da: „Wir werden weiter im Landkreis Wittenberg für Demokratie und Toleranz einstehen. Die Rechten muß man ächten“. Ihr Kreisverband beteiligt sich an den Bündnissen für Weltoffenheit sowohl in Lutherstadt Wittenberg als auch in Gräfenhainichen. Am 8. Januar will das Wittenberger Bündnis ein Zeichen gegen einen rechten Aufmarsch in der Lutherstadt setzen. Am 26. Januar soll ein Themenabend zu Rechtsradikalismus und Rechtspopulismus im Alten Rathaus stattfinden.
Erst am 17. Dezember war das Gebäude in die Schlagzeilen geraten, weil Unbekannte das Gebäude von oben nach unten unter Wasser gesetzt und damit auf unbestimmte Zeit unbewohnbar gemacht haben. Zwei Tage später war der Kirchplatz in Gräfenhainichen mit Buttersäure verunreinigt worden. An dem Tag fand dort ein Bürgerfest für Weltoffenheit und Toleranz als Signal gegen eine angekündigte Rechtendemo statt. Am 21. Dezember griffen Unbekannte die Karl-Marx-Schule in Wittenberg mit Buttersäure an und brachten die stark übelriechende Flüssigkeit an 19 Stellen der ehemaligen Sekundarschule aus, die ebenfalls als Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge hergerichtet werden soll. (mz)