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2017 und die Folgen  2017 und die Folgen : Lutherischer Weltbund legt sich fest

Von Irina Steinmann 13.03.2018, 11:46
Rando Gießmann (links) und Hans W. Kasch mit einer Vorher-Nachher-Ansicht des Grundstücks Jüdenstraße 9 (Bildmitte)
Rando Gießmann (links) und Hans W. Kasch mit einer Vorher-Nachher-Ansicht des Grundstücks Jüdenstraße 9 (Bildmitte) Thomas Klitzsch

Wittenberg - So ein Termin macht allen Spaß: Siehe, da bleibt etwas von 2017. Ganz frisch ist die Nachricht nicht, die an diesem grauen Märztag unters Volk gebracht wird, doch nun ist es offiziell: Der Lutherische Weltbund (LWB) legt sich mit seinem Wittenberg-Büro für weitere zehn Jahre auf die Lutherstadt fest und das wechselt zu diesem Zweck sein Domizil: Das LWB-Zentrum Wittenberg, wie sich die Institution korrekt nennt, wird wie berichtet in den Neubau einziehen, den die städtische Wohnungsbaugesellschaft Wigewe in der Altstadt zu errichten plant.

Einmal über die Straße

Das sei, wie Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) am Montag auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz erklärte, „ganz großartig“ für die Stadt, die bekanntlich bemüht ist, den Schwung des Jubiläumsjahres für ihre weitere Entwicklung zu nutzen. Für das LWB-Zentrum sind es nur drei Schritte über die Töpferstraße hinweg, sie bedeuten freilich eine deutliche Verbesserung der bisherigen Verhältnisse.

Das seit 2009 in der Lutherstadt ansässige Büro, das sich der Fort- und Weiterbildung von Geistlichen aus aller Welt verschrieben hat (in der Stadt allerdings vor allem durch den „Luthergarten“ bekannt ist), befindet sich derzeit noch im Nachbarhaus Jüdenstraße 8, wo auch das „Colleg Wittenberg“ seinen Sitz hat. Mit dem „Colleg“, sagte Hans W. Kasch, der Direktor des LWB-Zentrums, werde man wie bisher zusammenarbeiten. Dort essen und schlafen die Seminarteilnehmer und dort arbeiten sie auch.

Der Lutherische Weltbund mit Sitz in Genf ist mit 74 Millionen Gläubigen in 145 Mitgliedskirchen aus 98 Ländern die größte lutherische Kirchengemeinschaft. Am Wittenberger Zentrum läuft gerade ein Seminar mit 21 Pastoren aus 18 Ländern und zwei Dozenten aus Jena und Malaysia - „ein spannender Austausch“ (Kasch) - nicht nur über Luther und die Bibel.

Das Grundstück Jüdenstraße 9, nach Auffassung des Oberbürgermeisters wegen der Nachbarschaft zum „Colleg“ und auch zwecks „Aufwertung“ der Jüdenstraße ein „idealer Ort“ für den Neubau, soll ab April mit einem mehrstöckigen Haus für Gewerbe- und Wohnzwecke bebaut werden. „Wir erwarten in den nächsten Tagen die Baugenehmigung“, sagte Wigewe-Geschäftsführer Rando Gießmann. Bis zum Jahresende werde das Gebäude „hoffentlich“ fertig sein, Kostenpunkt etwa 1,2 Millionen Euro.

Bauen auf dem Gelände gilt nicht zuletzt wegen der Lage - gefangen zwischen Fremdgrundstücken und nur über schmale Straßen erreichbar - als „anspruchsvoll“. Zudem ist die Abrissgenehmigung für den 1825 als Bäckerei errichteten Vorgänger-Bau wie bereits berichtet mit Auflagen verbunden worden. Zu erhalten ist insbesondere ein historischer Keller, auch bauzeitliche Türen (das sind nicht alle) würden demnach wiederverwendet. Das vor dem Abriss abgenommene Innungszeichen soll, wie jetzt bekannt wurde, wieder an der Fassade angebracht werden.

Insgesamt vier Geschosse hoch soll das Haus - inklusive Erdgeschoss - werden, die beiden unteren Etagen wird der Mieter LWB für seine Büros nutzen bzw. das 1. Obergeschoss, wie Direktor Kasch erklärte, an seine „amerikanischen Partner“, allen voran die Kirchenvereinigung ELCA „untervermieten“. In den oberen beiden Etagen entstehen Wigewe-Geschäftsführer Gießmann zufolge drei Wohnungen, davon zwei für den allgemeinen Markt. Die Gesamtfläche wurde mit 400 Quadratmetern angegeben.

Laut Kasch war es gerade die Seminar-Tätigkeit, die Wittenberg in der Welt (noch) bekannter gemacht und letztlich 2017 zu der Entscheidung des LWB geführt habe, das Engagement in der Lutherstadt um weitere zehn Jahre zu verlängern. Auf Kasch selbst wird das übrigens nicht zutreffen: Er geht noch in diesem Sommer in den Ruhestand. Der oder die Nachfolgerin werde im Oktober den Dienst beginnen.

Option auf mehr

Mit der Verlängerung des LWB-Zentrums um zunächst zehn Jahre bleibe die „Option“ einer „ständigen Einrichtung“ über 2028 hinaus, so Kasch. Dort wo es hingehört, nämlich in der gleichnamigen Küche, bleibt indes das Gerücht eines Umzugs des LWB von Genf nach... Wittenberg.

(mz)