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Zweiradmechaniker im Süden Sachsen-Anhalts Zweiradmechaniker im Süden Sachsen-Anhalts: Weg vom Schlauchflicker-Image

Von Birger Zentner 04.04.2014, 17:19
Die Meister Enrico Hartmann, Uwe Bönicke und Uwe Pösniger (v. l.) bei einem Treffen im Geschäft von Zweirad-Riese in Weißenfels.
Die Meister Enrico Hartmann, Uwe Bönicke und Uwe Pösniger (v. l.) bei einem Treffen im Geschäft von Zweirad-Riese in Weißenfels. Peter Lisker Lizenz

Weissenfels/MZ - Fahrradmechaniker - das will doch keiner werden. Selbst für die Ausbildung zum Motorradmechaniker finden sich kaum Interessenten. Autos, ja das ist offenbar etwas ganz anderes. Die Zweiradmechanikerbranche hat ein Imageproblem, räumt Obermeister Uwe Bönicke aus Roßbach im Saalekreis ein. „Den Fahrradmechanikern haftet nach wie vor das Schlauchflicker-Image an, den Motorradmechanikern das der Schrauber“, sagt Bönicke.

Sieben Mitglieder hat die kürzlich gegründete Innung der Zweiradmechaniker bislang. Das sind Uwe Bönicke aus Roßbach (Saalekreis), Enrico Hartmann aus Naundorf (Saalekreis), Donald Rein aus Allstedt (Mansfeld Südharz), Axel Spindler aus Halle, Holger Petrus aus Oranienbaum (Kreis Wittenberg), Rainer Lampe aus Holleben (Saalekreis) und Uwe Pösniger aus Weißenfels. Sitz ist Weißenfels. Ziel ist nach den Worten von Obermeister Bönicke, die Mitgliederzahl auf 20 zu erhöhen. „Wir haben uns vorgenommen, jedes Jahr möglichst fünf weitere Betriebe dazuzugewinnen“, sagte er.

Innung gegründet

Zusammen mit einer guten Handvoll Verbündeter ist er jetzt in die Offensive gegangen und hat die Innung der Zweiradmechaniker innerhalb der Handwerkskammer Halle gegründet. Von Weißenfels bis Oranienbaum haben sich bislang sieben Meister zusammengeschlossen. „Wir wollen uns so mehr Gehör in der Politik verschaffen, Schulabgängern klar machen, dass es sich beim Zweiradmechaniker um einen wirklichen Ausbildungsberuf mit einem großen Anforderungsprofil handelt“, begründet Bönicke das Vorgehen. Und mit dem Innungsgedanken will man letztlich auch bei den Kunden dafür werben, mehr die Fachbetriebe aufzusuchen. Fast jeder glaube doch, dass er für sein Fahrrad niemanden anderen braucht als sich selbst. „Aber es zeigt sich oft, dass der Fahrradbesitzer sein Hinterrad mit Gangschaltung noch herausbekommt, aber nicht wieder ordentlich hinein“, erklärt Bönicke. Noch komplizierter werde es beim zunehmenden Verkauf von Elektro-Fahrrädern. Gerade damit ergeben sich neue Anforderungen an die Branche. Nicht zuletzt deshalb wird im Sommer aus dem Beruf des Zweirad-Mechanikers der des Zweirad-Mechatronikers, ein Hinweis auf das erweiterte Berufsprofil.

Fachkräfte-Mangel

Auch wenn ein großer Teil der Zweiradbetriebe Unternehmen mit nur zwei bis drei Angestellten sind, die Branche klagt über Fachkräfte-Mangel. Hier wollen jetzt die Arbeitsagenturen, speziell aber auch die Jobcenter Unterstützung geben. Erst in dieser Woche gab es eine Beratung der neuen Innung mit Vertretern des Jobcenters Saalekreis. Für Marco Fröb-Best, Teamleiter Arbeitgeberservice, war das Neuland. „Wir haben schon viele Arbeitgeber beraten, aber dass wir an einer Innungssitzung teilnehmen, das ist neu“, sagt er.

Die Innungsgründung war die erste Neugründung innerhalb der Handwerkskammer Halle. Zweiradmechaniker-Innungen habe Seltenheitswert. In Ostdeutschland gibt es die in Rostock, Berlin und Dresden, nun auch im Süden Sachsen-Anhalts. Die Zahl potenzieller Mitglieder ist gar nicht so klein, wie sich vermuten lässt. Nach Bönickes Worten hat die Branche im Kammerbezirk 78 Betriebe.

Der Obermeister aus Roßbach hatte vor 15 Jahren einen ersten Vorstoß gemacht, scheiterte aber. Nachdem die Kammer es jetzt möglich gemacht hat, in Halle-Osendorf die überbetriebliche Ausbildung für Zweiradmechaniker - zu denen die Fahrradmechaniker ebenso gehören wie die Motorradmechaniker - zu installieren, seien die Grundlagen für eine Innungsgründung deutlich verbessert, so Bönicke.