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Sperrung im Burgenlandkreis Zeitz „Es scheppert, wackelt, klirrt“: So leiden Anwohner der B180 bei Zeitz

„Grauenhaft“, sagen Anwohner über die Lkw-Flut vor ihrer Haustür. Was die Umleitung der B91 für sie bedeutet und welche Forderungen es gibt.

Von Torsten Gerbank Aktualisiert: 14.03.2025, 14:35
Nahe des Hauses von Lutz Vogel (rechts) gibt es  nicht nur Straßenunebenheiten, sondern auch ein Gullydeckel. Da scheppert es, wenn große Fahrzezeuge darüber fahren.
Nahe des Hauses von Lutz Vogel (rechts) gibt es nicht nur Straßenunebenheiten, sondern auch ein Gullydeckel. Da scheppert es, wenn große Fahrzezeuge darüber fahren. (Foto: Torsten Gerbank)

Meineweh/Döschwitz/Kretzschau/MZ. - Nur wer brüllt, wird verstanden: Ein lockerer Schwatz an ihrer Haustür ist für Lutz und Betina Vogel aus Döschwitz praktisch unmöglich. Dazu ist es über große Zeiträume am Tag zu laut. Vogels wohnen in der Naumburger Straße ihres Ortes, am Döschwitzer Berg, wie der Volksmund sagt. Die Fahrbahn vor ihrer Haustür ist nicht nur die Bundesstraße 180, sie ist jetzt auch B91.

Und das bedeutet: mehr Verkehr, mehr Krach und mehr Abgase. Denn seit die B91 zwischen Weißenfels und Zeitz wegen Bauarbeiten gesperrt ist, werden Großteile des Verkehrs offiziell über die Autobahn 9 und über die B180 umgeleitet. In beide Richtungen. Vorbei an Vogels Haus.

Viel mehr Verkehr auf der B180 bei Zeitz

Der Verkehr habe mindestens um 50 bis 60 Prozent zugenommen, seit es die Umleitung gibt, bestätigen Menschen, die von Unterkaka bis Kretzschau an der viel befahrenen Trasse wohnen, gegenüber der MZ. Vor allem seien nun deutlich mehr Lkw unterwegs – laut, schwer und als besonders bedrohlich wahrgenommen.

Die Arbeiten an der B91 sollen bis April kommenden Jahres andauern. Genauso lange wird es auch die Umleitung geben. Und wenn die vorbei ist, dann sei die Straße vor ihrem Haus hinüber, fürchtet Birgit Bräu, die in Döschwitz nur zwei Steinwürfe entfernt von Familie Vogel wohnt. Die Situation nennt sie spontan „grauenhaft“. Vogels sagen „grausam“. Damit decken sich die Meinungen. Zwar würden Vogels wie auch andere Anwohner Schallschutzfenster haben, vor Vibrationen, die der Verkehr auslöst, schützen die aber natürlich nicht. So klirren nicht nur in Döschwitzer Wohnzimmern und Küchen Gläser in den Schränken, sondern auch in Kretzschau, wo der Verkehr ebenso direkt an Wohnhäusern vorbeirollt. „Es scheppert, es wackelt und es klappert“, sagt Lutz Vogel.

Der Friedhof Meineweh, wer aus dem Ort ihn besuchen möchte, muss die B180 überqueren
Der Friedhof Meineweh, wer aus dem Ort ihn besuchen möchte, muss die B180 überqueren
(Foto: Torsten Gerbank)

Die Oberfläche der B180 nahe Vogels Haus ist zu allem Übel auch noch uneben. Sie ist stellenweise ausgefahren, rissig, und es gibt auch noch einen Gullydeckel. Wenn Laster den Straßenabschnitt passieren, dann rumpelt es schon. Ganz so dramatisch sieht die Situation in Meineweh nicht aus. Dort ist die B180 weiter weg von Wohnhäusern. Bemerkbar mache sich der schier unablässige Verkehr aber auch dort. Wenn der Wind den Schall in Richtung Dorf trage, dann sei es auch dort lauter, sagen Anwohner.

Der Weg zum Friedhof führt über die B180

Frank Müller beispielsweise geht davon aus, dass die Nutzung des Gartens im Sommer weniger Spaß machen werde, weil es eben lauter sei. Aber es gehe nicht nur um Lautstärke. Es sei nun viel schwieriger, aus dem Ort rauszukommen, weil es schwieriger ist, auf die B180 aufzufahren, vor allem als Linksabbieger in Richtung Zeitz. Und für Meineweher, die den Friedhof besuchen möchten, sei das jetzt herausfordernder, weil sie dabei eben die B180 überqueren müssen. Auch Kathrin Janneck aus Unterkaka sagt, dass das Auffahren als Linksabbieger auf die B180 jetzt Zeit koste. Für manchen sei das Grund genug, lieber nach rechts abzubiegen und über die Autobahn zum Einkaufen nach Weißenfels zu fahren, statt nach Zeitz.

In Unterkaka ist im Ort  Tempo 30 angesagt. Diese Tempobegrenzung  wünschen sich auch Kretzschauer.
In Unterkaka ist im Ort Tempo 30 angesagt. Diese Tempobegrenzung wünschen sich auch Kretzschauer.
(Foto: Torsten Gerbank)

Mehr Schulkinder werden an der B180 zum Bus gebracht

Und wie Gemeindemitarbeiterin Simone Schauer sagte, werden jetzt wegen des Verkehrs mehr Schulkinder von Eltern zur Bushaltestelle gebracht. Zur Sicherheit. Wochentags zwischen 6 und 18 Uhr gilt zwar auf einem Abschnitt der B180 Tempo 30, doch viele Fahrer halten sich nicht daran. Tempo 30 vor ihrem Haus, würde sich auch Familie Vogel wünschen. In Kretzschau, so sagten Anwohner, die ihre Namen aber nicht für die Öffentlichkeit nennen wollten, wäre man ebenso froh über eine derartige Tempobegrenzung. Dann, so hieß es, würde vielleicht wenigstens Tempo 50 gefahren – zumindest am Tag. Abends, so behauptet eine Anwohnerin, rasen hier manche gefühlt mit Tempo 150 durch.

Lutz und Betina Vogel übrigens würden sich den ein oder anderen Glatteistag mehr wünschen. Denn da kämen keine Laster mehr den Döschwitzer Berg hinauf. Der Verkehr stünde still. Eine ruhige Zeit für die Anwohner.