Sonderausstellung in Neu-Augustusburg Sonderausstellung in Neu-Augustusburg: Der alten Burg ein Stück näher

Weißenfels - Je länger Viktoria Scholz über die alte Weißenfelser Burg spricht, umso mehr kommt sie ins Schwärmen. Sie hat Anteil am Zustandekommen der Sonderausstellung „demolirt! Untergang und Wiederentdeckung der Burg Weißenfels“, die noch bis zum 28. April zu sehen ist. Von der Festung war nach der Sprengung durch die Schweden 1644/45 nicht viel mehr geblieben als ein großer Schuttberg, Inventarlisten und eine alte Wilhelm-Dilich-Zeichnung.
Diesen Freitag will die Frau die Besucher bei einer Führung ab 16 Uhr im Schlossmuseum auf eine Zeitreise mitnehmen, die sie selbst hinter sich hat. Das Ergebnis sind ihre zwei Burgentwürfe aus Ton und in doppelter Größe in Styropor.
Die Leipzigerin ist Architektin und Objektkünstlerin. Schon in der Schule war sie sehr kreativ und hat gemalt. Sie spricht vom Zeichentraining und dem Besuch der Abendschule der Hochschule für Grafik und Buchkunst der Messestadt. Danach war sie Bauhelferin in der Denkmalpflege, hat studiert und war ein Jahr als Architektin tätig. Doch das reine Bauwesen, wie sie sagt, war für sie als Herausforderung nicht genug.
Vor der Weißenfelser Burg hat sie der Vorgängerbau der Zeitzer Moritzburg beschäftigt. Der Vorteil dort war, dass die zur Verfügung stehenden Fakten viel umfangreicher waren. Sie spricht von einer Menge historischer Zeugnisse. In Weißenfels hingegen waren Kreativität und Vorstellungsvermögen gefragt und die enge Zusammenarbeit mit dem Historiker Joachim Säckl. Da sei ihr der räumliche Blick der Architektin zugutegekommen. Angesichts vieler Rätsel war zudem detektivischer Spürsinn gefragt. So hat sie mit Säckl die Außenmauern des Schlosses untersucht.
Klar war die Lage des Tores, ansonsten aber ließ sich nur der Standort der Hälfte der Gebäude lokalisieren. Der Schlüssel war am Ende der Standort des Brunnens im Kellerraum des Nordflügels des heutigen Schlosses, der in einer der Zeichnungen überliefert worden ist. Danach ließ sich auch die Sicht des Malers Dilich besser verstehen, der sein Gesamtbild von verschiedenen Standorten und aus drei Himmelsrichtungen kreiert hat. Gewisse Unschärfen freilich kann man aber auch jetzt noch nicht verleugnen.
Besonders interessant wird es vor allem da, wo Episoden überliefert sind. Und das ist bezüglich Herzogin Anna der Fall, die hier Mitte des 16. Jahrhunderts mit ihrem Mann, August von Sachsen , gelebt hat. Es wird berichtet, dass in ihrem Garten neben Kirschbäumen auch Heilkräuter standen. Das Areal hat sich neben dem Amtshaus auf der heutigen Schlossterrasse befunden. Der Adeligen wird nachgesagt, dass sie die Menschen in der Stadt mit Medizin versorgt habe. Die Flaschen hat sie dann zur Wiederverwendung zurückgenommen. Auch von einem Schornstein ist die Rede, der der Glasherstellung gedient haben könnte, wie es heißt.
Wie genau ihre Darstellungen sind? Viktoria Scholz spricht davon, dass sie eine ziemlich hohe Genauigkeit erreicht haben dürfte. Aber das sei eine Spekulation, eben weil dafür teilweise die wissenschaftlichen Belege fehlen. Und auch, wenn ihre tönerne Rekonstruktion ansprechend aussieht, bekennt die Leipzigerin, dass hier eher die Architektin gefragt war.
Was Viktoria Scholz außerdem umtreibt? Neben der Familie seien es philosophische Fragen zu sozialen Entwicklungsprozessen. Und so, wie sie einst inspiriert und gefördert worden ist, arbeitet auch sie gern mit Schülergruppen zusammen, gibt es Projektwochen mit künstlerischer und handwerklicher Ausrichtung. „Denn Talente muss man rechtzeitig erkennen, um sie fördern zu können“, wie Viktoria Scholz sagt.
››Die Führung im Weißenfelser Schloss Neu-Augustusburg beginnt am Freitag, dem 22. Februar um 16 Uhr. (mz)