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Schnittstelle Bahnhof im Blickfeld

Von ANDREAS RICHTER 19.12.2008, 18:17

WEISSENFELS/MZ. - Fritz Rössig, Abteilungsleiter Infrastruktur und Förderprogramme bei der Nasa, verwies noch einmal auf das Grundproblem des Personennahverkehrs in Weißenfels: Im Unterschied zu anderen vergleichbaren Städten sind Bahnhof und Busbahnhof durch die Saale und einen etwa 900 Meter langen Umsteigeweg räumlich deutlich getrennt. Hinzu komme, dass der Weißenfelser Bahnhof und dessen Umfeld äußerst unattraktiv sind.

Dass es mittel- und langfristig eine Chance gibt, an der misslichen Situation etwas zu ändern, darauf verwies Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos). Er plädierte dafür, dass die Stadt noch in diesem Jahr einen Antrag auf Aufnahme in das so genannte Schnittstellenprogramm des Landes stellt. "Ich wüsste keine andere Lösung, die uns hier endlich voranbringen würde", sagte Risch. Eigentlich sei die Antragsfrist bereits im Frühjahr dieses Jahres abgelaufen. Doch ihm sei in Gesprächen mit der Nasa versichert worden, dass die Stadt bei einer Anmeldung noch in diesem Jahr die Chance hat, bereits 2009 finanzielle Mittel zu erhalten, um zumindest in einem ersten Schritt den Zustand des Bahnhofsgebäudes zu verbessern. Die Mehrheit des Ausschusses folgte schließlich diesen Gedanken und beauftragte den Oberbürgermeister mit einem Beschluss, die Aufnahme in das Förderprogramm zu beantragen. Ob die Kommune im kommenden Jahr tatsächlich Fördergeld für den Bahnhof in Anspruch nimmt, wird allerdings am Ende davon abhängen, ob sie den 20-prozentigen Eigenanteil wird aufbringen können.

Ob im Rahmen des Schnittstellenprogramms der Busbahnhof in späteren Jahren näher an den Weißenfelser Bahnhof verlegt werden sollte, diese Frage wurde im Ausschuss ausgiebig diskutiert. Dabei überwogen die Zweifel, vor allem hinsichtlich einer Verlagerung nördlich der Saale, da dann die ohnehin viel befahrene große Brücke zu einem Nadelöhr für die Busse werden könnte. Für konkrete Schritte zur Zusammenführung von Schienen- und Busverkehr sprach sich Otto Klein (Fraktion Bürger für Weißenfels / Statt-Partei) aus. Er widersprach Meinungen, den Busbahnhof an der Promenade nicht ohne Not zu verlegen. "Die Not ist längst da", sagte Klein und meinte, eine lebenswerte Innenstadt sei "nicht vom Busverkehr abhängig".

"Wir brauchen einen innenstadtnahen Busbahnhof", sagte hingegen Ekkart Günther als Geschäftsführer der Weißenfelser Regionalverkehrsgesellschaft (RVG) auf MZ-Anfrage. Dabei müsse der zentrale Knotenpunkt nicht unbedingt so wie jetzt an der Promenade liegen. Eine Verlagerung an den Bereich gegenüber der Altstadtschule sei durchaus denkbar. Günther verwies auf eine Fahrgastbefragung aus dem Jahr 2000 zur Verknüpfung von Schienen- und Busverkehr. Danach würden etwa

90 Prozent der Fahrgäste ihr Ziel allein mit dem Bus erreichen, acht Prozent würden von einem Bus in den anderen umsteigen, und lediglich zwei Prozent verknüpften Bus auf Bahn, um an ihr Fahrziel zu gelangen. Wenn auch letzterer Anteil in den vergangenen Jahren leicht gestiegen sei, so zeige diese Befragung, dass es keinen ausreichenden Bedarf gibt, um etwa eine Verlagerung des Busbahnhofes unmittelbar an den Bahnhof zu rechtfertigen.