Kritik im Stadtrat Geburtenstation in Weißenfels schließt: "Armutszeugnis" auch für die Stadt?

Wei´ßenfels - Es sind massive Vorwürfe, die bei der Sitzung des Weißenfelser Stadtrates am Donnerstagabend erhoben wurden. „Es ist ein Armutszeugnis für die Stadt Weißenfels, dass die Geburtenstation geschlossen werden soll“, sagte Gunter Walther von den Grünen. „Wir können doch nicht zulassen, dass die öffentliche Daseinsvorsorge den privatwirtschaftlichen Interessen geopfert wird.“
So wird die Geburtenstation der Asklepios-Klinik Mitte Dezember geschlossen, weil das Unternehmen sich nicht auf eine Festeinstellung mit seinen Hebammen einigen konnte. Die sieben Frauen verlassen nun die Klinik und wechseln nach Merseburg. Ersatz ist nicht in Sicht. Denn der Markt für Hebammen ist so gut wie leer gefegt.
Aus für Geburtenstation in Weißenfels: Auch OB Robby Risch in der Kritik
Eine indirekte Mitschuld gab Gunter Walther dabei auch Weißenfels Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos). „Ich möchte wissen, welches Ergebnis der Oberbürgermeister bei seinen Gesprächen in der Klinik erreicht hat“, sagte Gunter Walther im Stadtrat. Das Stadtoberhaupt bemühte sich, die Erwartungen an die Verwaltung zu dämpfen. „Wir haben an die Beteiligten appelliert, eine Lösung zu finden“, sagte der Oberbürgermeister. Allerdings seien auch in dieser Auseinandersetzung zwischen Unternehmen und Mitarbeitern die Möglichkeiten der Verwaltung begrenzt. „Die Klinik ist auch nicht glücklich über die Situation“, sagte Robby Risch.
Doch diese Antwort reichte Gunter Walther nicht. „Das ist einfach zu wenig“, sagte er in Richtung Oberbürgermeister. „Zur Not muss die Stadt selbst aktiv werden.“ Für andere Maßnahmen wie dem Abriss des Gebäudes an der Burgwerbener Straße 27 seien in der selben Sitzung schließlich auch überplanmäßige Ausgaben in Höhe von 60.000 Euro beschlossen worden. Gleiches müsse zur Rettung der Geburtenstation möglich sein.
Aus für Geburtenstation in Weißenfels: Soll die Stadt die Hebammen finanziell unterstützen?
Nach der Stadtratssitzung wurde Walther noch einmal konkreter. „Die Verwaltung sollte die Stellen der Hebammen in einer Übergangsphase finanziell unterstützen, bis eine andere Lösung gefunden wird“, sagte er. Denn wenn die Geburtenstation erst einmal geschlossen wird, sei eine Wiedereröffnung schwierig, spricht er aus, was viele Weißenfelser befürchten. Allerdings hat er keine großen Erwartungen mehr an Asklepios. „Solange die Geburtsstation in der Klinik nur als wirtschaftliches Problem gesehen wird und nicht als gesellschaftliche Aufgabe, wird sich auch nichts ändern“, wirft er dem Konzern vor.
Seine einzige Hoffnung ist nun, das sich die Klinik vielleicht Sorgen um ihren Ruf in der Stadt macht. Deshalb will Walther die Schließung im nächsten Sozialausschuss erneut thematisieren. „Wir müssen eine Lösung finden. Denn wenn in Weißenfels keine Kinder mehr geboren werden, ist das kein Problem für Asklepios, sondern für Weißenfels.“
Die Asklepios-Klinik hatte diese Woche verkündet, dass die Geburtsstation geschlossen wird. Grund ist die Kündigung der freiberuflichen Beleghebammen, für die noch kein Ersatz gefunden wurde. Ob die Station wieder eröffnet wird, ist unklar. Schwangere müssen zur Entbindung nun nach Naumburg, Zeitz oder Merseburg fahren. Eine dauerhafte Schließung der Geburtshilfe hätte auch Auswirkungen auf weitere Mitarbeiter. Für 13 Pfleger und Ärzte müssten dann andere Aufgaben gefunden werden, teilte Asklepios-Sprechern mit. (mz)