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Elf Löwen brüllen in Leißling

Von Yvette Meinhardt 12.06.2006, 17:57

Leißling/MZ. - "Seit sechs Jahren machen wir beim Eierbetteln mit und starten von unserem Hof aus", plaudert Sabine Zötzsche. Ihre beste Freundin Kati Schubert kommt sogar aus dem Erzgebirge, um beim Fest dabei zu sein. Gemeinsam ziehen sie ein blaues Gummiboot über das holprige Kopfsteinpflaster. Unterdessen lädt Ilka Kamphausen jung und alt, Einheimische und Schaulustige auf ihrem Hof zu Kaffee und Kuchen ein. "Seit 14 Uhr steht die Tafel, wer will, macht hier Station", verrät Frau Kamphausen. Sieben Piraten sorgen dieses Mal für Ordnung. "Nach Leipzig und Chemnitz bin ich vor zwölf Jahren an der Saale gestrandet und in Leißling hängen geblieben", erzählt Bert Bog. Seit zehn Jahren mischt er im Verein mit, dieses Mal in amtlicher Uniform am Einlass. "Das schöne Wetter schadet uns eher. Viele nutzen es, um in den Garten zu gehen", sagt der Mann in Piratenuniform, und hat bis gegen 16 Uhr bereits 1 200 Eintrittskarten an den Mann gebracht. Und weil es drei Stellen für den Einlass gibt, sind es 2 300 Gäste am Sonntagnachmittag. Im großen Festumzug trägt er später die Vereinsfahne.

Allen voran marschiert natürlich der Strohbär. In diesem Jahr eine Frau. "Schon als Kind habe ich beim Eierbetteln mitgemacht", lüftet Strohbär Bianca Bormann ein lang gehütetes Geheimnis. Denn bis zum Schluss weiß kaum jemand, wer sich in diesem Jahr unter der Maske verbirgt. "Vor zwei Jahren war es eher ein Scherz, und langsam wurde daraus Ernst", sagt die Studentin. Vor sieben Jahren ging sie aus Leißling weg, studiert heute in Jena. "Mir hat es riesigen Spaß gemacht, und ich habe wieder richtig Lust auf das Eierbetteln bekommen." Dabei mag an diesem heißen Tag kaum jemand mit ihr tauschen.

70 Seile verarbeitet

Das Thermometer zeigt 29 Grad Celsius, und seit Mittag wird Ballen um Ballen um die zierliche Frau gewickelt. Drei Stunden dauert allein das Flechtwerk. 70 Seile je zwei Meter lang aus ungedroschenem Stroh und einige Strohballen verbrauchen Bernhard und Kai Müller, um die Hauptfigur "einzukleiden". "Dank Kitti Müller habe ich den Tag gut überstanden, sie hat mich geführt, per Strohhalm mit Getränken versorgt und mit Wasser abgekühlt", plaudert Bianca Bormann am Tag danach. Insgesamt gab es 600 Mitwirkende.

Die Darsteller vom König der Löwen erobern ohne Frage die Herzen der Zuschauer in Leißling. Auffällig und aufwendig die selbst kreierten Kostüme. Platzdeckchen werden zur Korsage umfunktioniert, Mundspatel geben der Halskrause den nötigen Halt, und unter den herrlichen Köpfen verbergen sich einfache Luftballons. "Wir haben die Luftballons mit Leim eingestrichen, Pappmaché drauf gestrichen und die Köpfe geformt", verrät Annett Lieberwirt. Elf hübsche Löwinnen ziehen so singend und tanzend durch das Dorf. "Die Kostüme sind alle selbst hergestellt, schon im März haben wir damit angefangen", ergänzt Diana Schröder.

Wecker aus Ingolstadt

Alte Liebe rostet nicht, deshalb kommt auch Anke Rabe immer wieder gern nach Leißling. Die Naumburgerin lebt heute in Ingolstadt, doch das Eierbetteln lässt sie sich nicht nehmen. "Wir sind schon seit 15 Jahren dabei", plaudern Maja Ringmayer und Katja Böhme. Dieses Mal kommen sie und acht weitere Frauen als lustige Wecker daher. Die Kostüme - natürlich selbst gebaut. "Wir nutzen dazu immer den Männertag", verraten die Frauen.