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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Zurück zum neuen Start

Von Julia Reinard 27.08.2012, 17:13

Muschwitz/MZ. - Ihre Mutter sagt, die Tochter habe sich nicht verändert: "Sie ist so, wie ich sie abgegeben habe - nur erwachsener."

"Na gut, manchmal fällt ihr schneller der englische Ausdruck ein als der deutsche", schränkt Mutter Kathrin Klöppel ihr Urteil lächelnd ein. Vor allem, als sie ihre nun 18-jährige Tochter nach dem Ende des Highschool-Jahrs besuchte, sei ihr das aufgefallen. Sabrina Klöppel habe "besser Englisch als Deutsch" gesprochen. Das gibt auch das Mädchen zu: "Mein Deutsch war schlecht", sagt sie im schleppenden amerikanischen Singsang, den sie sich ebenfalls noch bewahrt hat.

Kleinigkeiten haben sich geändert: Sie trägt jetzt eine dunkel gerahmte Brille, sieht damit erwachsener aus. Auch ihr Kleiderschrank hat sich verändert - weil er aus allen Nähten geplatzt wäre, hat Sabrina Klöppel den Raum ihrer Mutter bekommen und darin einen begehbaren Kleiderschrank eingerichtet. "Mit einem Koffer ist sie hin, mit vier Koffern und drei Paketen zurück", sagt die Mutter und grinst. Unzählige Paare Schuhe stehen jetzt im begehbaren Schrank, Taschen hängen, ein Ablagesystem hat die Familie angebracht. Der Raum ist jetzt schon ausgenutzt.

Sabrina Klöppel hat vieles davon geschenkt bekommen - von ihrer Gastschwester beispielsweise. Mit der Familie habe sie sich sehr gut verstanden und als ihre Mutter mit nach Honesdale kam, war auch sie begeistert - vom Ort wie den Menschen. "Honesdale ist wunderbar, aber es läuft der Bär durch den Ort", sagt Kathrin Klöppel. Sie meint das ernst: Während ihres Besuchs bei der Tochter kam der Gastvater an einem Tag herein und sagte, es liefe ein Bär draußen lang.

Die Gastfamilie, bei der Sabrina Klöppel elf Monate lang lebte, sei "ein Glücksgriff" gewesen, wie Kathrin Klöppel nicht müde wird zu erwähnen. "Eine herzliche Familie, die uns umsorgt und aufgenommen haben. Es war beeindruckend", sagt sie staunend noch immer, während sie im Muschwitzer Häuschen sitzt und an Pennsylvania zurückdenkt.

Und Sabrina Klöppel selbst? Sie sagt: "Ich habe mich dort wohlgefühlt, es hat alles gepasst." Am Schluss galt das auch für die Schule. Denn in ihrer Altersstufe, der elften Klasse, hatte sie sich wohlgefühlt, aber kaum Freundschaften aufgebaut. Dann sei sie aber mit den Zwölftklässlern zu deren Abschlussfahrt nach Florida mitgekommen - und da habe es dann auch freundschaftlich gefunkt: Mit fünf Schülern jenes Jahrgangs hat sie sich richtig befreundet.

Und so ging sie mit ihnen auch zum Prom - zum Abschlussball der Highschool, dem Höhepunkt in deren Schulzeit. Sie erhielt sogar den Jahresring, der sonst den Abgängern des Jahres vorbehalten ist.

Auf dem Flughafen in Halle / Leipzig überraschten sie bei ihrer Rückkehr ihre hiesigen Freundinnen. Seitdem nutzen die Mädchen die Zeit bis zum Schulbeginn, treffen sich täglich und reden über ein Jahr ohne einander. Ab September besucht Sabrina Klöppel die elfte Klasse in Hohenmölsen, will in zwei Jahren ihr Abitur machen und dann "Interpreter ... wie nennt man das im Deutschen?" werden. Dolmetscherin ist also ihr Berufswunsch. Das habe sie vorher schon werden wollen und nun habe sie beim Besuch ihrer Mutter testen können, ob das klappt. Das Ergebnis nach drei Wochen Praxis: "Ja, das ist es, was ich machen möchte."

Sabrina Klöppel war schon immer eine akkurate Planerin, das ist sie nach wie vor. Sie sagt, sie möchte nach dem Abschluss erst mal in Deutschland studieren - aber viel reisen. Und wohin? "Überall hin!", sagt sie und ihre Augen leuchten. Offenbar kuriert die Ferne nicht jedes Fernweh.