Bundeswehr-Kaserne in Weißenfels Bundeswehr-Kaserne in Weißenfels: Mehr als nur ein Arbeitsort
Weißenfels - Wie wertvoll gute Kontakte zur ortsansässigen Bundeswehr sein können, hat Weißenfels in den vergangenen Monaten in der Corona-Pandemie sehr deutlich vor Augen geführt bekommen. Soldaten und Soldatinnen aus dem Sanitätsregiment haben während der Gesundheitskrise auch in der Saalestadt die Behörden unterstützt. Etwa bei flächendeckenden Corona-Tests.
Geht es nach Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos), dann sollen die Kontakte in den kommenden Jahren noch enger werden. „Wir würden gerne noch mehr Kameraden eine Heimat geben“, erklärte das Stadtoberhaupt in dieser Woche in einem digitalen Talkformat der Berliner Tageszeitung taz. Robby Risch setzt unter anderem darauf, dass im Zuge einer Strukturreform der Bundeswehr die Soldaten und Soldatinnen künftig länger an einem Standort verbleiben und sich dadurch auch stärker an diesen binden. „Wir stehen da am Anfang eines Prozesses“, zeigte sich das Stadtoberhaupt zuversichtlich.
„Es gibt den Beginn einer Entwicklung“
Noch ausbaufähig ist aus Sicht des Weißenfelser Oberbürgermeisters offenbar die Entwicklung des ehemals von der Sowjetarmee genutzten Geländes in der Stadt. „Es gibt den Beginn einer Entwicklung“, so Robby Risch. Er verwies auf eine kleine Zahl von Kasernen, in denen neuer Wohnraum entstanden ist. Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass das Erbe der Sowjetarmee auch Probleme bereite. So gebe es bis heute Umweltschäden auf Splitterflächen, etwa weil sich dort einst eine Panzerwaschanlage befand.
Während es mit der Bundeswehr heute ein gelebtes Miteinander gibt, seien die Kontakte zur Roten Armee einst spärlich gewesen und hätten sich auf die obere Führungsebene beschränkt, berichtete Robby Risch in dem Talkformat, das am Donnerstag live im Internet übertragen worden ist. „Die Deutsch-Sowjetische Freundschaft wurde nicht gelebt. Mit den einfachen Soldaten gab es kaum Kontakte. Die durften nicht raus. Das war ein hartes Regime, das dort herrschte“, so Risch.
Kritik an der Wirtschaftspolitik nach der Wende
Neben ihm kam in dem Talkformat auch der Oberbürgermeister von Pirmasens Markus Zwick (CDU) zu Wort. Die Kleinstadt in Rheinland-Pfalz blickt wie Weißenfels nicht nur auf eine lange Tradition als Garnisonsstadt zurück, sondern war ebenfalls viele Jahrzehnte lang ein wichtiger Standort für die Schuhproduktion in Deutschland und Europa. Eine gute Brücke, um über gemeinsame Probleme und Chancen zu diskutieren. Weißenfels hat den Niedergang der Schuhindustrie anders als in Pirmasens nach der Wende im Zeitraffer durchlebt.
Der Weißenfelser Oberbürgermeister äußerte hier auch klare Kritik an der Wirtschaftspolitik nach der Wende. „Es gab hier keine gute Entwicklung durch die Treuhand. Das muss man klar sagen“, so Robby Risch wörtlich. Vieles sei damals zu schnell abgewickelt worden. In Pirmasens konnten beispielsweise einzelne Zulieferer der Schuhindustrie erfolgreich neue Geschäftsfelder aufschließen und so Industriearbeitsplätze erhalten.
„Das ist ein Pfund, mit dem können wir wuchern"
Weißenfels wiederum scheint deutlich günstiger angebunden als die Stadt in Rheinland-Pfalz. Robby Risch hob im Gespräch nicht nur die Nähe zu den Großstädten Leipzig und Halle hervor, sondern auch die extrem günstige Verkehrsanbindung seiner Stadt. „Das ist ein Pfund, mit dem können wir wuchern. Und das werden wir in Zukunft noch viel mehr machen“, kündigte der Weißenfelser Oberbürgermeister an. Er jedenfalls würde sich freuen, wenn künftig noch mehr Einpendler ihr mit „L“ beginnendes Kennzeichen gegen eines mit „WSF“ eintauschen. (mz)