Sangerhausen Sangerhausen: Unmut über Zustand des Röhrgrabens
SANGERHAUSEN/MZ. - Helmuth Hartmann (81) blutet das Herz, wenn er sieht, was aus "seinem" Röhrgraben geworden ist. Zwischen 1968 und 1988 war der Sangerhäuser Röhrgrabenmeister. In der Zeit hat er den denkmalgeschützten, künstlich angelegten Graben zwischen Emseloh und Sangerhausen in Ordnung gehalten. Einmal im Jahr habe er mit Schaufel und Spaten die Grundreinigung gemacht und dreimal im Jahr ging er mit der Sense ran. Nun aber steht er vor dem Graben und erkennt sein Lebenswerk nicht wieder. Denn mehr als eine zugewucherte Kloake ist von den Graben nicht geblieben, ärgert sich der Rentner.
Der Röhrgraben geht auf eine hölzerne Wasserleitung zurück, die ursprünglich 1532 angelegt wurde, um Sangerhausen mit Trinkwasser zu versorgen. Vor drei Jahren hatte man im Rahmen eines ABM-Projekts viel Geld investiert, um den Röhrgraben wieder nutzbar zu machen. Peter Edel, der Chef der damals federführenden Gesellschaft für Sanierung und Strukturentwicklung, hatte von einem sehr sinnvollen Projekt gesprochen. Nicht nur, dass damit ein Stück Geschichte erhalten werde und Langzeitarbeitslose zumindest eine befristete Beschäftigung erhalten. Es habe auch die einheimische Wirtschaft zum Beispiel von Vermessungsaufträgen profitiert. Doch mittlerweile ist der Graben kaum noch zu sehen. "Eine solche Geldverschwendung verstehe ich nicht. Und mit Denkmalschutz hat das auch nichts zu tun", schimpft Hartmann.
Doch an dem Zustand des künstlichen Bachs wird sich in absehbarer Zeit nichts ändern. Denn der Stadt, der der Graben gehört, fehlt das Geld. "Aufgrund der angespannten Haushaltslage stehen keine Mittel für eine Sanierung zur Verfügung", sagt Stadtsprecherin Marina Becker. Auch der städtische Bauhof habe einen übervollen Aufgabenkatalog. Damit sei für den Röhrgraben keine Arbeitszeit vorhanden. "Natürlich wissen wir, dass der Röhrgraben ein historisches Bauwerk ist, aber die Erfüllung der Kernarbeiten, wie Gehweg- und Straßenreparaturen oder Grünschnitt, haben Vorrang", sagt Becker. Hartmann ist mit der Antwort überhaupt nicht zufrieden: "Dann sollte man den Graben lieber gleich zuschütten", sagt er.
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