Rätsel Rätsel: Harzdorf feiert im Sommer seinen 1 050. Geburtstag
SANGERHAUSEN/MZ. - Es wurde, wie der ehemalige Sangerhäuser schreibt, noch vor 1945 aufgenommen.
Auf alle Fälle hat Wilfried Keitz ein Foto ausgesucht, das wirklich den Namen Rätselfoto verdient hat. Etliche Leser tippten auf Questenberg, andere auf Grillenberg. Es lagen aber auch Karten mit der LöSung Breitenstein und Breitenbach im Postkasten.
Nicht so bei Horst Ramm aus Riestedt.Er schreibt: "Das Foto zeigt uns einen ganz kleinen Teil der Gemeinde Breitungen. Die Villa, welche auf dem Bild außerhalb des Ortes zu sehen ist, wurde 1928 von einer Familie aus Breitungen gebaut. Demzufolge ist das Bild in den 1930er Jahren entstanden. Zu DDR Zeiten befand sich in der Villa das Kinderferienlager des Rates des Kreises und seit drei Jahren ist sie im Besitz einer holländischen Familie. Unterhalb der Villa, also am Ortsausgang, sind ein Sportplatz und ein Bad entstanden. Breitungen hat sich zu einem sehr schönen Harzdorf entwickelt und ist vermutlich in eine lange vor dem Jahre 961 liegende Geschichtsepisode des Mittelalters eingebunden. In einem Vortrag (1905 / 1906) des Volksschullehrers Karl Meyer wird die Schaffung von neuem "Königsgut" durch den sächsisch / fränkischen Kaiser Karl den Großen durch Einziehung von herrenlosen oder verwüstetem Land oder von Gütern derjenigen Grundbesitzer, die ohne Erben waren, oder sich gegen ihren König vergangen hatten, geschildert. Aber auch Breitungen muss zu dieser Zeit einen Königshof erhalten haben. Seinen Standort vermuten Wissenschaftler nach Grabungen auf dem Gelände der ehemaligen Käserei. Die erste urkundliche Erwähnungen von Breitungen erfolgte im Jahre 961 in einer Urkunde des Königs Otto I. Dieser selbst verfügte am 29. Juli 961 per Schenkungsurkunde über den Königshof Breitungen. Breitungen erscheint in dieser Schenkungsurkunde in der Schreibweise "Breitinga", in einer anderen Fassung als "Breydinge". Breitungen liegt nach dem Harz zu in einem Grunde der ersten Harzberge, auf beiden Seiten von hohen Bergen umgeben." Herr Ramm hat für diese Informationen in der Breitunger Chronik recherchiert.
Auch Achim Duttke ging nicht fehl, schließlich sei er als Bauplaner des öfteren in Breitungen im Einsatz gewesen zum Beispiel 1998 als am Gutshaus, das im 17. Jahrhundert erichtet wurde, Sicherungsmaßnahmen durchgeführt wurden. Das Herrenhaus war bis 1986 bewohnt und wurde in jenem Jahr durch einen Brand zerstört. Überdies leistete ein Adressbuch aus dem Jahre 1939 gute Dienste, in diesem suchte Herr Duttke nämlich kurzerhand nach dem Namen Keitz, denn er kombinierte richtig, dass Herr Keitz wohl etwas mit dem Ort des Rätselfotos zu tun haben müsse, woher sollte er es sonst haben? Und tatsächlich wird ein Landwirt Otto Keitz genannt.
Karin Tobihn aus Oberröblingen hat die Gelegenheit wieder beim Schopfe gepackt und sich die ganze Sache vor Ort angesehen. Sie berichtet darüber: "Die Vermutung lag nahe, das es sich bei der schönen Naturaufnahme um die 470 Seelengemeinde Breitungen handelt. Auf der A 38 ist das heute alles nur noch ein Klacks, um in kurzer Zeit an das gewünschte Ziel zu gelangen. Aber gerade jetzt wo die Baumblüte beginnt, kann man schon mal vom Gaspedal runter gehen, denn dieses Ereignis begeistert uns jedes Jahr wieder. Die Mutter Natur hat sich besonders viel Mühe gegeben bei dem kleinen Bergdörfchen Breitungen. Auch diesmal hatte ich Glück, denn ein netter Herr aus Breitungen, konnte mir so einiges über das Bild und dem Ort erzählen. Die Aufnahme muss zwischen 1928 und 1943 entstanden sein und es betrifft das Oberdorf mit dem Blick zur weißen Villa und dem so genannten langen Tal. Er war sich deshalb so sicher,weil 1943 zwei Flüchtlingsheime gebaut wurden und diese hier noch nicht vorhanden sind. Die weiße Villa vom 'Zopfsiebert' - einem wohlhabenden Friseur aus Halle, mit Wurzeln in Breitungen - kann man deutlich erkennen und diese wurde 1928 feierlich eingeweiht und existiert noch heute. In den 1960er Jahren wurde das Gebäude vom damaligen Rat des Kreises Sangerhausen übernommen und als Kinderferienlager und Schulungsobjekt genutzt. Ganz wichtig in der Breitunger Geschichte sei der "Harzer Käse" - die Käserei wurde 1929 von Friedrich Rumpf gegründet und hier sprach man von einem sehr gut gehenden Familienbetrieb der 1971 verstaatlicht wurde und stets schwarze Zahlen geschrieben hat. Die Einwohnerzahl in Breitungen ist zurückgegangen, denn 1891 lebten dort noch 665 Leute in 115 Häusern. 2006 feierte Breitungen sei 1 045-jähriges Bestehen."
Die Sangerhäuserin Käte Moritz schrieb: "Für mich ist es eigentliche eine Bergdorf-Gemeinde. Es liegt sehr idyllisch, gerade jetzt während der Baumblüte von Kirschen und vieles anderes, was zu sehen ist. Breitungen auch von sich Reden gemacht durch die Käserei Harzkäse war vorrangig und bekannt in der ganzen Republik. Heute wird er in Wolmirstedt hergestellt. Was gibt es noch zu sehen, ein Freibad, welches wir nach langen Wanderungen im Sommer auch genutzt haben. Mit dem guten alten Trabi hingefahren nach Breitungen und ab zum Wandern oder auch mal Pilze suchen gegangen."
Persönliche Erinnerungen verbinden den Sangerhäuser Hans-Joachim Kuhn mit Breitungen: "Ich kann mich noch an schöne Sommerferientage während meine Schulzeit (1947 bis 1955) bei Verwandten in Breitungen erinnern. Besonders abenteuerlich waren Fahrten auf einem aus Brettern und Bindfaden selbst gebautem Floß auf einem flachen See auf den Äckern vor dem Ort. Und ich war zu dieser Zeit noch Nichtschwimmer! Dieser See entstand immer dann, wenn der in der Nähe gelegene Bauerngraben bis zum Rand gefüllt war. Der Stollen, der das überlaufende Wasser des Bauerngraben zur Thyra abführen sollte, war vor Breitungen zusammengebrochen, so dass das Wasser an dieser Stelle aus dem Ackerboden aufstieg. Im Sommer war das Wasser warm wie in einer Badewanne."
Breitungen richtig erkannt haben auch: Ottomar Hundt, Uwe Werfel, Gabriele Freitag, Anneliese John, Eckhard Kloditz, Horst Kundlatsch, Anneliese Hinsching, M. Haase, Uta Probst, Michael Krüger, Ilse Krüger, Richard Heller, Sandro Messerschmitt, Rainald Klette, Jens Oklitz, Christa Brötzmann, Roland Haake, Ronald Unger, Lutz, Reinboth, Nico Oklitz und Detlef Kuhn.
Losglück hatte in dieser Woche Diana Finke aus Obersdorf, für sie liegen 15 Euro in der Lokalredaktion bereit.
Mit einer Aufnahme, die der Sangerhäuser Horst Kundlatsch zu Verfügung gestellt hat, geht es in die neue Runde. Ein kleiner Tipp quasi als Osterzugabe: Dieses Gebäude steht in einem Ortsteil der Stadt Sangerhausen und gehört zu einem wichtigen Bauwerk. Einsendeschluss ist der 27. April.
Ihre Antwort bitte an die MZ-Lokalredaktion, Kylische Straße 56, 06526 Sangerhausen.
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