1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. MZ-Rätselfoto aus Sangerhausen: MZ-Rätselfoto aus Sangerhausen: Treffpunkt Köhlerei

MZ-Rätselfoto aus Sangerhausen MZ-Rätselfoto aus Sangerhausen: Treffpunkt Köhlerei

Von Beate Lindner 08.10.2015, 17:20
Wo liegt dieser Findling?
Wo liegt dieser Findling? Privat Lizenz

Sangerhausen - Zugegeben: Es gab letzte Woche einige Diskussionen in der Redaktion um das neue Rätselfotomotiv, die sich um die Frage drehten, ob die Aufgabe diesmal nicht zu schwer sei. Durchgesetzt hat sich der Teil der Redaktionsmannschaft, der großes Vertrauen in die Rätselfotogemeinde setzt und sollte dafür belohnt werden. Denn natürlich blieb der Rätselpostkasten auch diese Woche nicht leer. Dafür an dieser Stelle schon mal ein großes Lob. Einem ist so ein bisschen ein Stein vom Herzen gefallen: MZ-Mitarbeiter Ralf Kandel. Er hat nämlich die alte Köhlerei bei Bodenschwende fotografiert.

Interessante E-Mail

Eine ganz interessante E-Mail hat die Redaktion dazu von Irmhild Gothe erhalten. Sie hat eine Menge interessanter Fakten herausgefunden und ein bisschen in den Geschichtsbüchern gekramt: „Das aktuelle Foto zeigt die ehemalige Köhlerei bei Rotha, einem Ortsteil von Sangerhausen. Dort wird aber seit etwa 20 Jahren keine Holzkohle mehr hergestellt. Die Köhlerei ist ein Handwerk, bei dem ein Köhler aus Holz Holzkohle herstellt. Der Beruf des Köhlers ist in Deutschland fast ausgestorben, spielte aber früher im Harz als einer der Haupterwerbszweige neben Bergbau und Forstwirtschaft eine große Rolle. Im Gegensatz zu anderen Handwerksberufen gab es für das Köhlerhandwerk keine Ausbildung mit staatlicher Prüfung oder Aufsicht. Der Beruf vererbte sich meist innerhalb der Familie. Köhlermeister sind im 13. Jahrhundert in Urkunden erstmalig nachgewiesen. Ihren Höhepunkt erlebte die Köhlerei in 16. und 17. Jahrhundert während der Blütephase des Oberharzer Bergbaus.

Geschichte der Köhlerei

Mit dem Niedergang des Bergbaus Ende des 19. Jahrhunderts ging auch die Köhlerei zurück, da die Hüttenwerke im Harz und Mansfelder Land Hauptabnehmer der Holzkohle waren. Auch die zunehmende Verwendung von Steinkohle trug zum Rückgang bei. Holzkohle war damals der einzige Energielieferant für den Schmelzbetrieb. Um eine Tonne Kupfererz zu schmelzen, wurden bis zu sieben Tonnen Holzkohle benötigt. Um sieben Tonnen Holzkohle zu produzieren, waren je nach Qualität des geschlagenen Holzes um die 90 Raummeter Holz erforderlich. Das geringe Gewicht der Holzkohle ermöglichte ihren Transport über größere Strecken, so dass die Köhlerei in weitem Umkreis um die Erzverhüttung betrieben werden konnte. Die Köhler übten ihren Beruf traditionell als selbstständige Unternehmer aus. In der DDR waren sie ab 1. Januar 1961 Betriebe mit staatlicher Beteiligung. Heute wird im Harz keine kommerzielle Köhlerei mehr betrieben. Die Tradition wird von Vereinen gepflegt, darunter der Harzer Köhlerverein, der sich unter anderem für den Antrag auf Aufnahme der Köhlerei in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO einsetzt. In Hasselfelde befindet sich das Köhlereimuseum Harzköhlerei Stemberghaus.“

Rätselfoto trägt zur Begegnung bei

Dass das wöchentliche MZ-Rätselfoto auch zur Begegnung beiträgt, das schreiben Horst Ramm aus Riestedt und Karin Tobihn aus Oberröblingen. Frau Tobihn drückt es so aus: „Dieses mal haben wir zwar nicht Kommissar Zufall getroffen, aber dafür Rätselfreund Horst Ramm mit seiner Frau - direkt am Objekt. So konnten wir mal wieder einen Plausch unter Rätselfreunden machen.“

Und herausgefunden hat die Oberröblingerin auch allerhand, zum Beispiel: „Die Kohlenmeiler stehen zwischen Horla und Rotha in Richtung Bodenschwende und hier kann man schon von einer ehemaligen technischen Anlage sprechen. Einheimische wussten natürlich sofort, wonach wir suchten und haben erzählt, dass fast bis zur Wende hin alle Meiler in Betrieb waren.“

Und auch der Riestedter Horst Ramm hat es nicht bei der Begegnung mit der Oberröblingerin belassen, sondern selbst noch recherchiert. Dies ist dabei herausgekommen: „Bis 1990 wurde hier noch Holzkohle hergestellt. Die Köhlerei ist ein Handwerksbetrieb, in der der Köhler Holzkohle herstellt. Die Köhlerei ist eine der ältesten Handwerkstechniken der Menschheit. Bereits im Altertum wurde Holzkohle in Meilern hergestellt, hierbei werden Holzscheite in kegelförmige Haufen (Meiler) um Pfähle gesetzt, ein mit Reisig und Spänen gefüllter Feuerschacht angelegt und eine luftdichte Decke aus Gras, Moos und Erde geschaffen. Im Feuerschacht wird der Meiler entzündet, so dass bei einer Temperatur von 300 bis 350 Grad der Verkohlungsprozess einsetzt. Dieser Prozess dauert sechs bis acht Tage. Der Beruf des Köhlers ist heute fast unbekannt, da die Köhlerei in Deutschland und auch in Europa kaum noch Bedeutung hat. Die Holzkohle war für die Eisenverhütung, für Glasgewinn und und für die Gewinnung von Edelmetallen sehr wichtig. In früheren Zeiten führten Köhler ein karges, einsames Leben. Sie lebten stets in der Nähe des Meilers in einer Köhlerhütte (Köte).“

Der Gonnaer Achim Duttke hat mal wieder Google Earth zu Hilfe genommen und „fand ruck-zuck den Gebäudestandort. Fährt man auf der L 232 von Horla nach Rotha, geht etwa 700 Meter vor Rotha im landschaftlich oberen Bereich der Chaussee eine Straße nach rechts in nordöstliche Richtung ab. Sie führt in Richtung Forsthaus Bodenschwende und von dort kann man zumindest zu Fuß und per Fahrrad weiter bis zum Wipperstausee kommen. Etwa 800 Meter von der L 232 entfernt biegt die Straße nach links ab und gerade aus führt ein befestigter Fahrweg weiter, der aber als Privatstraße gekennzeichnet und nicht öffentlich befahrbar ist. Nach etwa 500 Meter sieht man linksseitig sofort das Rätselmotiv“.

Die richtige Lösung haben auch herausgefunden: Rainald Klette, Uta Probst, Wolfgang Fricke, Christa Brötzmann, Hans-Joachim Kuhnt, I. Stößel, Roswitha Kundlatsch, Ottomar Hundt, Erika Thomas, Ronald Unger, Michael Krüger, Walter Pfeifer, Günter Burghardt und Ulrich Recke. Auch Bärbel Weinreich kannte die Antwort und ist außerdem mit Fortuna im Bunde, denn die 15 Euro gehen diese Woche an sie. Herzlichen Glückwunsch.

Das neue Rätselfoto hat ein MZ-Leser der Redaktion zur Verfügung gestellt. Wer weiß, wo man diesen Findling findet? Viel Spaß beim Suchen … in der Kreisstadt. Einsendeschluss ist der kommende Mittwoch, also der 14. Oktober. (mz)

Hier nochmal das alte Rätselfoto
Hier nochmal das alte Rätselfoto
Kandel Lizenz