Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Auf dem Amtshof zum Rübenverziehen getroffen
SANGERHAUSEN/MZ. - Einen Absender sucht man diese Woche vergeblich im Rätselpostkasten. Nämlich den von Horst Ramm aus Riestedt. Aus gutem Grund. Das Rätselfoto der vergangenen Woche stammte nämlich von ihm und so hat er das Feld der Auflösung den anderen überlassen.
Zum Beispiel Karin Tobihn aus Oberröblingen. Und sie gibt unumwunden zu, dass sie "einen kleinen Wink" benötigt hat, um der Lösung auf die Schliche zu kommen. "Meine Spurensuche hat in Riestedt begonnen und letztlich war in am Sonnabendnachmittag bei strahlender Sonne in Allstedt am Ziel. Ein netter Herr, der im Allstedter Geschichtsverein oft unterwegs ist, hat mich dann über den Markt, am Rathaus vorbei entlang der Kirchstraße zum gesuchten Rätselfoto gelotst und da stand es - ein ruinöses Bauwerk an dem im wahren Sinne des Wortes der Zahn der Zeit nagt. Aber das war natürlich nicht immer so, denn das Gut von Fritz Hoch nicht adlig, aber dennoch ein gut gehendes mittelständisches Unternehmen. Ein schönes Herrenhaus sei es gewesen und der Hof voller Kühe, Ochsen und Bullen. Ich habe kein Schild gesehen "Betreten verboten" und darum habe ich mir das gesamte Grundstück von innen angesehen, was ich auf etwa 3 000 Quadratmeter schätze. Zwei weitere Häuser und viele Stallungen sind hinter der Mauer versteckt. Erbaut wurde das ganze 1928, so ist es über der Eingangstür zu lesen und man könnte vermuten ein Stück Mauerwerk gehörte früher mit zur Stadtmauer. Die Familie Hoch, das waren angesehene Leute und das nicht nur in Allstedt, bis hin nach Mittelhausen, Wolferstedt sowie Niederröblingen war die Gutsfamilie verzweigt. Um 1950 wurde das Objekt wie alle zu dieser Zeit verstaatlicht und es entstand ein LPG-Hof. Die Stadt Allstedt hat schon als althüringisches Dorf im 5. / 6. Jahrhundert existiert und wurde Allstedi genannt. Aus dem Jahr 935 existiert eine Urkunde wo Allstedt Königshof wurde, später Kaiserpfalz." An ein Ereignis der jüngeren Zeit im Zusammenhang mit dem Rätselfoto erinnert Achim Duttke aus Gonna: "Das Rätselfoto vom 8. April entstand in Allstedt und zeigt das Tor zum Gelände des früheren Amtshofs, der zwischen Marstallstraße, Amtshofstraße und Kirchplatz nur wenige Meter neben der Ev.-Luth. Stadtkirche 'St. Johannes' liegt. In dieser Kirche wirkte um 1523 / 24 Thomas Müntzer und brachte Allstedt damit in den Mittelpunkt geschichtlichen Geschehens. Der Amtshof war meines Wissens bis zur Wende im Besitz der LPG, wird aber seit langem nicht mehr genutzt. Die zahlreichen Gebäude sind inzwischen fast nur nach Ruinen, wozu auch Brandstiftungen ihren Teil beitrugen. So gab es zum Beispiel vor etwa fünf Jahren dort einen Großbrand über den auch die MZ berichtete." Käte Moritz aus Sangerhausen hat die ganze Sache wieder sportlich genommen: "Das Wetter war schön, also auf das Fahrrad gesetzt und los geradelt. Es war schön in den Frühling zu radeln. Als ich Allstedt erreicht hatte, Ortseingang, bin ich gleich rechts abgebogen. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das kennst du doch, denn meine bzw. unsere Radtouren gingen oft dort vorbei. Das Areal ist ja ziemlich groß. Wohnhaus, viele Stallungen aber leider verfällt es zusehend. Jedenfalls stand ich vor dem Tor, ich wollte eigentlich etwas über das Haus und dessen Bewohner herausbekommen, aber das schlug fehl." Frau Moritz hat auch herausgefunden, dass das Areal später von der LPG genutzt wurde und schreibt: "Hier in der Goldenen Aue waren vorrangig Pflanzenproduktion, Gartenbau sowie Obstbau zu finden. Der Boden war gut. Sicher kommt der Name daher - Goldene Aue - durch viele und gute Erträge. Ich kann mich noch erinnern, dass wir als Kinder auch Rüben verziehen mussten, 1 Brötchen und 1 Mark hatten wir an einem Nachmittag verdient. Es war manchmal hart bei Hitze auf dem Acker zu knien, viel lieber wären wir ins Bad gegangen, am Ende hat es uns nicht geschadet. Was ich noch erfahren habe, dass in einem der Gebäude auf dem Gutsgelände auch polytechnischer Unterricht statt fand. Siemens Starkstrom hatte dort eine Zweigstelle. Die Schüler der oberen Klassen hatten einmal in der Woche einen Tag für praktische Arbeit. Es war Pflichtfach."
Diesmal haben sich natürlich auch wieder etliche Leser aus Allstedt beteiligt. Beate Radke zum Beispiel schreibt, dass sie als Kind immer mit Rüben verzogen hat. Der Gutshof war stets der Treffpunkt. Rolf Hübner und auch Harald Taube kritisieren, dass das Gebäude dem Verfall preisgegeben ist. Diese Beobachtung hat auch Doris Wilhelm aus Wolferstedt gemacht und schreibt: " . . . wahrlich kein schöner Anblick."
Auch Waltraud Jung erinnert sich beim Anblick des Fotos an ihre Kindheit: "Als Kinder haben wir viel gespielt. Es wurde auch gestritten und wieder versöhnt."
Gisela Meyer kennt die Ecke des Amthofes wie ihre Westentasche. "Ich selbst gehe hier sehr viel vorbei. Ein Stück weiter befinden sich die Kirche und die Grundschule. So war das auch von 1944 bis 1952 täglich mein Schulweg. Später gingen auch meine Kinder und Enkel diesen Weg zur Schule am Tor vorbei. Es ist schade um dieses Gut, jetzt zerfällt alles und es hält sich Ungeziefer auf." Frau Meyer berichtet auch, dass sich über der Tür ein Schriftzug befindet "O.F. Hoch 1928". Hoch war der Gutsbesitzer, wie die Allstedterin schreibt. "Dieses Gelände hat drei Tore, es sah früher alles schöner aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Wohnhäuser von Umsiedlern bewohnt. Später befand sich die LPG dort und die Ställe waren voller Rinder."
Die Allstedterin Christa Peter hat 40 Jahre lang in dem Objekt gelebt und gearbeitet und hatte somit auch keine Probleme auf des Rätsels Lösung zu kommen.
Die richtige Lösung hatten außerdem: Roland Haake, Alfons Dailfior, M. Haase, Wolfgang Fricke, Ronald Unger, Michael Krüger, Ilse Krüger, Ottomar Hundt, Sabine Schmidt, Patrick Lange, Jens Oklitz, Uta Probst, Nico Oklitz, Rainald Klette, Günter Burghardt, Christa Brötzmann, Lutz Reinboth, Horst Kundlatsch, Detlef Kuhn, Angela von Trebra, Heiko Ehrig.
Losglück hatte diese Woche Christa Peter, für sie liegen 15 Euro in der Lokalredaktion. Glücksfee war diesmal Stefanie Zoldahn. Die (noch) 14-Jährige, die am Schollgymnasium die neunte Klasse besucht, absolvierte Donnerstag am Girlsday ein Praktikum in der MZ-Lokalredaktion. Die Aufnahme hat schon etliche Jahre auf dem Buckel und zeigt ein Dorf im Harz, wie man an der Landschaft unschwer erkennen kann. Um welches Dorf handelt es sich? Das Foto hat uns übrigens Wilfried Keitz per E-Mail zugeschickt. Er lebt heute in Sternberg (Mecklenburg-Vorpommern), hat aber früher in Sangerhausen gewohnt. Einsendeschluss ist der 20. April. Aufgrund der Erscheinungsweise der MZ an den Osterfeiertagen gibt es die Auflösung in der kommenden Woche erst in der Samstagsausgabe.
Ihre Antwort bitte an die MZ-Lokalredaktion, Kylische Straße 56,
06526 Sangerhausen.
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