"Wir sind Teil des Terrors" IS-Anhängerin aus Sangerhausen: Leonora gibt Einblicke in ihre IS-Zeit
Sangerhausen - Im Fall der 19-jährigen Leonora aus Sangerhausen, die nach vierjähriger Zeit bei der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) wieder nach Deutschland will, gibt es ein weiteres Lebenszeichen des Mädchens. In einem Video des US-amerikanischen Fernsehsenders CNN äußert sich Leonora zu ihren Beweggründen für eine Rückkehr nach Deutschland und richtet sogar einen persönlichen Gruß auf Deutsch an ihren Vater.
„Ich hoffe, wir sehen uns bald, ich habe dich sehr lieb“, sagt sie, während sie in einem Bus sitzt, der sie in ein Flüchtlingscamp in Nordsyrien bringen soll. Auf dem Schoß hat sie ihre beiden Kinder Habiba (16 Monate) und Maria (wenige Wochen alt). Ihre Kinder seien auch der Hauptgrund für die angestrebte Rückkehr, schildert sie in dem Fernsehbeitrag.
Die hygienischen Bedingungen schildert sie als katastrophal. Gewaschen habe sie sich zuletzt, überlegt sie lange, als ihre Tochter geboren wurde - zum Zeitpunkt der Aufnahmen war das bereits 20 Tage her.
Sie leide sehr an Hunger, der aber vor allem Auswirkungen auf ihre Kinder habe. „Meine einjährige Tochter hat keine Kraft zu laufen, weil sie so hungrig ist und bekommt auch keine Zähne, weil es keine Vitamine gibt“, sagt sie in gebrochenem Englisch. „Das kann keine Mutter hinnehmen.“
Wenn das das erste Mal passiert, könne man noch sagen, dass man dies für Allah mache, so Leonora weiter. „Aber wenn dein Kind weint und sich auf dem Boden wälzt, dann fragst du dich: ,Bist du verrückt?’ Was hat das mit dem Islam zu tun?“ Sie hoffe auf eine gute Zukunft für ihre Kinder, sagt sie CNN noch.
„Ich hoffe so sehr, dass meine Kinder eine gute Zukunft haben werden, ich hoffe es so sehr, vor allem für sie“, sagt sie bezogen auf das neugeborene Kind Maria. „Sie hat nie wirklich ein Zuhause gehabt, keine Spielsachen, kein Essen, keine Milch.“ „Ich hoffe, sie bekommt das und kann ein normales Kinderleben führen, glücklich und ohne Bomben.“
Lenora aus Sangerhausen kritisiert IS
Dem IS steht sie nach eigenen Aussagen kritisch gegenüber. „Man denkt, der Islamische Staat ist groß, hat ein System, in dem dir geholfen wird. Aber wenn es darauf ankommt, stecken sie dich in eine Moschee und lassen dich dort zurück“, erzählt sie CNN.
Mit ihrem Mann Martin Lemke war die Breitenbacherin im Jahr 2015 plötzlich über die Türkei nach Syrien geflohen, um sich dem IS anzuschließen. „Ich habe nichts getan. Mein Mann ist kein Kämpfer. Er ist ein Techniker, arbeitet am Laptop. Er hat niemanden getötet.“
Sich dem IS anzuschließen sei ein Fehler gewesen. „Ich habe realisiert, dass das hier nicht gut ist. Ich lebe hier, ich habe mein Leben hier, aber wir sind Teil des Terrors, des Tötens“, sagt sie CNN. (mz)