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Handel in Emseloh Handel in Emseloh: Tante-Emma-Laden setzt sich durch

Von Frank ScheDwILL 02.02.2014, 18:12
Cornelia Mey (rechts) ist mit dem ersten Jahr zufrieden. Heidi Meyer und Lothar Tetzel gehören zur Stammkundschaft des kleinen Ladens.
Cornelia Mey (rechts) ist mit dem ersten Jahr zufrieden. Heidi Meyer und Lothar Tetzel gehören zur Stammkundschaft des kleinen Ladens. MAIK SCHUMANN Lizenz

EMSELOH/MZ - Was Kritiker bezweifelten, ist Cornelia Mey gelungen.

Der Handelsverband in Sachsen-Anhalt hatte bei den Tante-Emma-Läden vor überzogenen Erwartungen gewarnt. „So ein Vorhaben muss sich natürlich rechnen, häufig aber geben die Läden das nicht her“, erklärte Hauptgeschäftsführer Knut Bernsen. Nach seinen Erfahrungen sollten die Ladenlokale schon eine Größe von mindestens 600 Quadratmetern haben, zum anderen sei die Konkurrenz durch mobile Händler groß. Hinzu komme, dass ein Laden allein nicht reiche. „Zu einer guten Versorgung gehören etwa auch ein Arzt und eine Busverbindung.“

Die 48-Jährige hat sich in den vergangenen Monaten mit ihrem Tante-Emma-Laden im kleinen Allstedter Ortsteil Emseloh etabliert. Am Wochenende feierte der Laden auf dem ehemaligen Gutsgelände sein einjähriges Bestehen.

Schritt in die Selbstständigkeit

„Gut ist es gelaufen. Ich kann mich nicht beschweren“, sagt die gelernte Vertriebsassistentin. Vor dem Schritt in die Selbstständigkeit hatte sie von Hartz IV gelebt, bis sie die Chance ergriff, mit dem „Hofladen & Backshop“ in dem 600-Einwohner-Ort ihr eigener Chef zu sein. „Es ist ein ganz anderes Arbeiten.“ Die Arbeitszeiten dürfe man natürlich nicht gegenrechnen, und ohne Unterstützung der Familie ginge es nicht, sagt sie. Denn meist steht die Emseloherin, die das Geschäft allein betreibt, bereits gegen 3.30 Uhr in der Früh im Laden und bestückt den Backofen. Die Kunden sollen auf dem Weg zur Arbeit frische Brötchen vorfinden. „Und wenn bei mir Licht brennt, ist auch der Laden geöffnet“, sagt sie. Regulär ist das nur 25 Quadratmeter große Geschäft in der Woche außer montags von 7 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr geöffnet. Am Samstag kann man bei Tante Emma von 7 bis 11 und sonn- und feiertags von 8 bis 10 Uhr einkaufen. Allerdings gibt es an Sonn- und Feiertagen aus rechtlichen Gründen nur Backwaren und Zeitungen.

Lieferdienst erspart den Weg zum Laden

Warum sich die geborene Leipzigerin auf das Wagnis Selbstständigkeit einließ, hatte sie zur Eröffnung mit eigener Erfahrung begründet: „Es hat mich immer angepiept, dass ich wegen jeder Tüte Zucker nach Sangerhausen fahren musste.“ In Emseloh gab es schon lange kein Geschäft mehr, in der direkten Umgebung grassierte ein Ladensterben: Der Supermarkt im benachbarten Riestedt machte seine Pforten dicht, der Tante-Emma-Laden in Blankenheim nach Angaben von Emselohs Ortsbürgermeisters Gerold Münch (parteilos) ebenso. Deshalb ist es mittlerweile so, dass nicht nur die Emseloher bei Cornelia Mey einkaufen, sondern auch die Bewohner der umliegenden Dörfer. In Emseloh betreibt Mey außerdem einen kostenlosen Lieferdienst. Für die anderen Orte gibt es den gegen Aufpreis.

Bestellung per WhatsApp

Generell versucht die Existenzgründern, mit Service zu punkten, um gegen Aldi, Lidl und Edeka sowie die mobilen Händler bestehen zu können. So ist sie auch außerhalb der Ladenöffnungszeiten erreichbar: Viele Kunden schicken am Abend ihre Bestellungen per SMS oder über WhatsApp für den nächsten Morgen. Ab Mitte Februar will sie auch belegte Brötchen und Frikadellen anbieten. Der nötige Umbau im Laden läuft gerade. Generell habe sie das verdiente Geld in ihr kleines Geschäft gesteckt. Einen Glastürkühlschrank, aus dem sich die Kunden Kühlware nehmen können, ein Gerät zum Warmhalten von Würstchen oder eine Maschine zum Zubereiten von Kaffeespezialitäten wurden angeschafft. „Solange ich meine Rechnungen bezahlen und den Laden Stück für Stück verbessern kann, bin ich auf einem guten Weg“, meint sie. Die 48-Jährige berichtet aber auch von Gesprächen mit Kunden, die sie fragen, warum die Butter bei ihr mehr kostet als beim Discounter. „Ich bin nicht Aldi und kann nicht mit deren Preisen mithalten“, sagt sie. „Wer nur Wert auf billig legt, der muss die acht Kilometer in die Kreisstadt fahren.“