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Wandelnde Chronik Gisela Thierfelder wurde in Bennungen zur „Bürgerin des Jahres 2024“ ernannt

Der Heimat- und Kulturverein Bennungen hat Gisela Thierfelder als Bürgerin des Jahres ausgezeichnet. Die geschichtsinteressierte Frau hilft, wo sie kann.

Von Steffi Rohland 24.09.2024, 18:00
Gisela Thierfelder ist die Bürgerin des Jahres von Bennungen 2024.
Gisela Thierfelder ist die Bürgerin des Jahres von Bennungen 2024. ( Foto: S. Rohland)

Bennungen/MZ. - Gisela Thierfelder ist die Bürgerin des Jahres 2024 in Bennungen. Gewählt wurde sie in einer Online-Umfrage durch die Mitglieder des Heimat- und Kulturvereins Bennungen, unter dessen Dach alle Vereine des Ortes zusammengefasst sind.

„Wandelnde, leibhaftige Chronistin“

In seiner beeindruckenden Laudatio würdigte Vereinsmitglied Ralf Kowalski die Preisträgerin. Er verglich die gebürtige Bennungerin mit einem „Griot“, einem Geschichtenerzähler aus dem Bestseller „Roots“ von Alex Haley. „Griots sind so etwas wie wandelnde, leibhaftige Chronisten mündlich überlieferter Geschichte“, erklärt er den Anwesenden den Hintergrund.

„Giesela Thierfelder ist 69 Jahre und hat in ihrem ganzen Leben Geschichten und Geschichte aufgesogen wie ein Schwamm und kann erklären, wer mit wem verwandt ist, wie all die Kratzens, Jordans, Unkrodts, Thielemanns, Eichentöpfe und Uthes, all die Namen, die heute nicht mehr präsent sind, zu uns gehören und natürlich auch die anderen, heute hier lebenden Menschen miteinander in Beziehung stehen.“

Bennungerin auch eine Frau der Taten

Darüber hinaus würdigt er: „Gisela ist nicht nur eine Frau der Worte, sondern auch der Taten.“ Ob bei Familienfeiern oder bei den Kaffeenachmittagen der Ortsgruppe der Volkssolidarität Bennungen, wird sie gebraucht, ist sie zur Stelle.

Sie zieht dann ihre weiße Kittelschürze an und unterstützt bei der Versorgung. Viele Jahre gehörte sie zum Versorgungsteam der Volkssolidarität bei den Blutspendeterminen in Bennungen. „Was für eine tolle Symbiose“, sagt Kowalski. „Essen reichen und neue Geschichten hören.“

Ob beruflich oder privat, Einwohner oder Ortschronist: Gisela Thierfelder hilft Hintergründe und Zusammenhänge in Bennungen zu verstehen. Auch die Initiatoren des Bennunger Rüge- und Kirmesgerichts ließen sie in ihren teils Jahrzehnte zurückliegenden „Gerichtsfällen“ immer wieder als Zeugin auftreten.

„Bürgerin des Jahres 2024“

Aber so ganz stimmt es nicht, dass sie die Dorfgeschichte nur mündlich weitergibt. Viele Jahre war Gisela Thierfelder in der Bennunger Freiwilligen Feuerwehr aktiv, zum Beispiel als Frauengruppensprecherin. Sie war bereits als Jugendliche in die Fußstapfen ihres Vaters Karl Wolff getreten und Mitglied der Feuerwehr geworden.

Als Schriftführerin hat sie die Einsätze der Bennunger Kameraden auch schriftlich festgehalten. Aber die gelernte Zerspanungsfacharbeiterin sollte sich noch intensiver mit der Geschichte der Feuerwehr befassen: Als sie nach 1990 wie viele andere Mitarbeiter in der Maschinenfabrik Sangerhausen entlassen wurde, sorgte sie im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für das Material für die Feuerwehrchronik von Bennungen. Auch bei den Forschungsarbeiten für die Geschichte die Ortsgruppe der Volkssolidarität war sie aktiv.

Die Ehrung kam für Gisela Thierfelder so überraschend, dass ihr ausnahmsweise mal die Worte fehlten. Während ihr Mann Peter schon von der geplanten Auszeichnung gehört hatte, war es für ihn selbstverständlich, dicht zu halten. „Ich habe mich schon immer für die Geschichte von Bennungen interessiert“, sagt sie und war über die Auszeichnung als „Bürgerin des Jahres 2024“ sichtlich stolz und glücklich.