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Geldgeschäfte in Sangerhausen Geldgeschäfte in Sangerhausen: Dresdner Bank öffnete Container-Filiale vor 25 Jahren

Von Karl-Heinz Klarner 18.03.2016, 12:11
Das historische Gebäude der Commerzbank, in dem sich heute die Deutsche Bank befindet.
Das historische Gebäude der Commerzbank, in dem sich heute die Deutsche Bank befindet. Historisches Archiv der Commerzbank

Sangerhausen - Bernd Redlich ist in seinem Metier. „Zinsen zwischen acht und neun Prozent auf Sparguthaben waren keine Seltenheit“, schwärmt der Finanzexperte von den „guten alten Zeiten“ unmittelbar nach der Wirtschafts- und Währungsunion des geteilten Deutschlands. Redlich muss es wissen. Schließlich gehört er mit zu den ersten Filialdirektoren der Dresdner Bank, die dem überschaubaren Bankensystem der ehemaligen DDR Konkurrenz beschert.

Die Traditionslinie der Commerzbank in Sangerhausen reicht bis an den Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Die Commerz- und Privat-Bank (ab 1940 nur noch Commerzbank) war bereits 1920 in der Göpenstraße in der Kreisstadt vertreten. Kriegsbedingt musste die Filiale 1943 schließen. Zu DDR-Zeiten befand sich in dem Haus die Filiale der Staatsbank. Diese wurde nach der Wende von der Deutschen Bank übernommen. Aus Anlass des 25-jährigen Bestehens zeigt die Bank in ihrer Filiale eine Schau zur Geschichte.

Denn vor 25 Jahren, am 8. Februar 1991, öffnet die Dresdener Bank in einem Container am Thomas-Münzer-Platz in Sangerhausen, dem späteren Schützenplatz. Für den besonderen Tag hat das Geldhaus Quizmaster Wim Thoelke („Der große Preis“) engagiert. Während im Mansfelder Land die Dresdner Bank die Filiale der damaligen Staatsbank übernimmt, startet die Filiale in Sangerhausen mit ihren acht Mitarbeitern quasi am Nullpunkt. Zu den Filialdirektoren der ersten Stunden gehören neben Redlich noch Werner Peters und Ulrich Gerlach. Das tägliche Bankgeschäft wird zu einer echten Herausforderung, nicht nur für die Kunden, die anfangs noch anstehen mussten. „Wir hatten zwar ein Telefon, aber die Leitungen waren oft überlastet“, erzählt Redlich. Da waren schnelle Entscheidungen ohne große Rücksprachen nötig und möglich. Neben Krediten für Privatkunden und Firmen wurden Darlehen an Existenzgründer vergeben. Doch mit Beispielen hält sich Redlich zurück. Die fallen schließlich unter das Bankgeheimnis. Dafür bemüht Sabine Schanzmann-Wey, Pressesprecherin der Region, die Geschichte des heutigen Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus-Peter Müller. Er war als Leiter der „Zentralen Abteilung zur Vorbereitung des DDR-Geschäfts“ verantwortlich für den Aufbau der Commerzbank in den neuen Ländern. Mit einem Trabant fuhr Müller seinerzeit zur Zweigstelle der Bundesbank in Gera, um Geld zu holen. Gegen Vorlage seines Personalausweises und einer Visitenkarte erhielt er eine Million Mark, die er dann im Auto zur Filiale brachte. Er habe sich im Trabi sicherer gefühlt als in jedem Mercedes, weil niemand darauf gekommen wäre, dass er in so einem Auto eine Million Mark transportiere, erzählt Schanzmann-Wey schmunzelnd.

In Sangerhausen ist nach zwei Jahren die Container-Lösung Geschichte. Die Finanzexperten ziehen Mitte 1993 schließlich in das Backsteingebäude in der Bahnhofstraße der Kreisstadt. 16 Jahre später übernimmt die Commerzbank die Dresdner Bank und damit auch die Filiale in Sangerhausen. Aktuell betreuen die sieben Mitarbeiter über 6 300 Privat- und Geschäftskunden. „Allein im vergangenen Jahr haben wir 170 Neukunden gewonnen“, sagt Filialdirektor Steffen Schönfeld. „Das Neugeschäftsvolumen bei Konsumkrediten und Immobilienfinanzierungen stieg um gut 17 Prozent auf 5,2 Millionen Euro.“ Zudem sei das Anlagevolumen bei der Commerzbank Sangerhausen um 19 Prozent auf 68 Millionen Euro geklettert. (mz)