Betrugsverdacht gegen Fahrradhersteller aus Sangerhausen Betrugsverdacht gegen Fahrradhersteller aus Sangerhausen: Bei Mifa hat der Staatsanwalt das Wort
SANGERHAUSEN/HALLE (Saale) - Die Beinahe-Pleite der börsennotierten Mitteldeutschen Fahrradwerke AG (Mifa) Sangerhausen hat ein juristisches Nachspiel. Die Staatsanwaltschaft Halle ermittelt gegen den ehemaligen Vorstand der Mifa, Peter Wicht, und weitere Beteiligte wegen Verdacht des Anlagebetrugs. Das bestätigte Oberstaatsanwältin Heike Geyer auf Anfrage der MZ. Demnach liegen gegen den Mifa-Manager mehrere Anzeigen vor. Wicht selbst war für einen Stellungnahme nicht zu erreichen.
Millionenlücke in der Bilanz
Der langjährige Alleinvorstand Wicht hatte sein Amt im April dieses Jahres aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt. Im Mai meldete die Mifa AG dann einen voraussichtlichen Bilanzverlust in Höhe von rund 28 Millionen Euro für Ende 2013.
Als Grund nennt das Unternehmen Fehlbuchungen. Gleichwohl hat die Firma im Jahr zuvor eine Mittelstandsanleihe aufgelegt und sich frisches Geld verschafft – offenbar mit falschen Zahlen. Das Unternehmen erklärte unterdessen gegenüber dem Handelsblatt, man werde „vollumfänglich kooperieren und alles Erforderliche tun, um die Ermittlungen zu unterstützen“. Im März hatte sich eine Millionenlücke in der Bilanz aufgetan. Wegen Fehlern in der Buchführung soll allein 2013 ein Fehlbetrag von rund 15 Millionen Euro aufgelaufen sein - bei einem Umsatz von 108 Millionen Euro. „Das ist eine Katastrophe“, sagt Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) dem Handelsblatt. „Das Controlling hat offenbar völlig versagt.“
Neuer Mehrheitsaktionär
Wie berichtet, hatte die Mifa eine 25 Millionen Euro schwere Unternehmensanleihe aufgelegt und Anlegern eine Rendite von 7,5 Prozent versprochen. Das ist nach dem Bekanntwerden des Millionenlochs Makulatur. Vielmehr arbeitete das Unternehmen an einem Sanierungsplan, in dessen Mittelpunkt der indische Fahrrad-Hersteller Hero Cycles steht. Der Branchenriese steigt mit 15 Millionen Euro ein und ist neuer Mehrheitsaktionär des Traditionsunternehmens mit seinen 770 Beschäftigten. Zugleich wird die Mifa-Aktiengesellschaft entschuldet. Im Zuge eines Kapitalschnitts müssen die bisherigen Anteilseigner weichen, darunter AWD-Gründer Carsten Maschmeyer, der die Übernahme durch die Inder noch vor der Krise des absatzstärksten deutschen Fahrradherstellers eingefädelt hatte und bisher 28 Prozent hält. Die Anleihegläubiger sollen zehn Prozent der Mifa-Anteile bekommen. Im Gegenzug muss das Unternehmen von der 25 Millionen Euro schweren Anleihe nur zehn Millionen Euro zurückzahlen - und das erst im Jahr 2021 statt 2018. Der Zins wird von 7,5 Prozent auf ein Prozent gesenkt. (mz)