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Schriftsteller aus Sachsen-Anhalt im Harz Zehn Geschichten über Ballenstedt, die noch niemand kennt

Autoren aus Sachsen-Anhalt treffen sich für ein Projekt in Ballenstedt: Sie erkunden die Stadt und ihre Region und schreiben darüber. Ihre Texte stellen sie schon einen Tag später öffentlich vor.

Von Rita Kunze 16.04.2025, 16:00
Autoren aus Sachsen-Anhalt wollen über Ballenstedt, seine Geschichte und seine Menschen schreiben.
Autoren aus Sachsen-Anhalt wollen über Ballenstedt, seine Geschichte und seine Menschen schreiben. Foto: Jürgen Meusel

Ballenstedt/MZ. - In der Lobby des Schlosshotels Ballenstedt hängt ein riesiges Gemälde: ein Familienporträt aus dem frühen 19. Jahrhundert, gemalt von der Ballenstedter Malerin Caroline Bardua (1781-1864). Bettina Fügemann sieht sich das Bild an und überlegt: „Das könnte eine schöne Geschichte werden.“

Sie erzählt von einem Projekt, das Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus Sachsen-Anhalt am 10. und 11. Mai nach Ballenstedt führt: „Wir wollen über Menschen schreiben, die hier leben, historische Persönlichkeiten entdecken und über Drachen und Bären recherchieren.“

Kleinstadt mit Geschichte inspiriert zu Kurzgeschichten

Diese Spurensuche samt Schreibwerkstatt ist ein Projekt, das vom überregional tätigen Förderverein der Schriftsteller Magdeburg und dem Ballenstedter Akzenteverein für Kultur, Jugend und Soziales getragen wird. „Wir möchten etwas machen, das man nicht immer macht“, sagt Bettina Fügemann vom Akzenteverein. Zehn Autorinnen und Autoren sind eingeladen, sich von der Kleinstadt im Harz für eine Kurzgeschichte inspirieren zu lassen.

„Die meisten kennen Ballenstedt nur vom Durchfahren oder waren mal im Schloss“, sagt Fördervereinsvorsitzender Herbert Beesten. Umso mehr wolle man sich nun dem Thema Heimat nähern: „Was fällt uns auf, auch als Außenstehender, das vielleicht auch für die Ballenstedter interessant ist?“, sagt Beesten und nennt als Beispiel die Stadtschreiber in seiner Heimatstadt Magdeburg: „Die entdecken Sachen, die man selber gar nicht so sieht, weil die eine andere Sensibilität haben oder einen anderen Blick.“

Spurensuche auf dem Friedhof

Die Autoren wollen die Stadt und ihre Umgebung erkunden, um daraus Geschichten zu entwickeln. „Wir wollen auf den Friedhof gehen und gucken, über wen man da schreiben kann - und möchte“, sagt Bettina Fügemann. So liegen dort beispielsweise die Ehefrauen eines Herzogs begraben, der Maler Wilhelm von Kügelgen, auch der China-Forscher Otto Franke, nach dem eine Straße in Gernrode benannt ist, weil er dort 1863 geboren wurde.

Die Löwenfigur im Schlosspark Ballenstedt könnte Gegenstand einer Kurzgeschichte werden.
Die Löwenfigur im Schlosspark Ballenstedt könnte Gegenstand einer Kurzgeschichte werden.
Foto: Jürgen Meusel

Es könnten aber zum Beispiel auch Bauwerke wie der Bärenbrunnen oder die Bären, der Löwe oder der Drache im Schlosspark Gegenstand dieser Kurzgeschichten sein. Wichtig sei, dass es sich um Ballenstedt, um Anhalt handelt. „Dann kam die Idee, dass wir ja auch Menschen befragen könnten, die hier leben und arbeiten. Zum Beispiel einfach Spaziergänger auf der Allee ansprechen oder in einen Supermarkt gehen.“

Im Gemeindehaus wird geschrieben und gearbeitet, gibt es Zeit zum Recherchieren. „Es ist auch ein bisschen Schreibtraining“, sagt Bettina Fügemann. „Wir lernen voneinander, wie man schreibt - manche sind ja erfahrener, manche nicht so erfahren.“

„Das ist etwas anderes, als wenn man monatelang recherchiert“

Die Texte, so Beesten, sollen keine Reisebeschreibungen sein, sondern einen literarischen Ansatz haben: Kleine Erzählungen, Satiren, auch Poetry Slam können entstehen und die Stadt mit verschiedenen Themen beleuchten. Ähnliche Projekte habe es schon öfter gegeben, aber bislang noch nicht so konzentriert an einem Ort.

„Das ist schon eine Herausforderung, vorher nur ungefähr zu ahnen, was man machen könnte, sich einzulassen auf die Stadt, dann Texte zu schreiben und gleich zu präsentieren. Das ist spannend und für einige auch eine neue Erfahrung. Das ist etwas anderes, als wenn man monatelang recherchiert und daraus sehr ausgefeilt Erzählungen macht.“

Zum Abschluss des Projektes wird es am Sonntagnachmittag, 11. Mai, um 15 Uhr eine musikalisch begleitete Lesung im Schlossbahnhof geben.